
Vollelektrisches Bergbaufahrzeug, entwickelt und produziert in Fulda
21.05.25 - In Bergwerken können vollelektrische Fahrzeuge ihre Vorteile ausspielen, vor allem der emissionsfreie Betrieb unter Tage reizt die Wirtschaft. Weil es nur wenige Modelle auf dem Markt gibt, hat das Fuldaer Unternehmen "Jakob Mining Vehicles" sich mit der EDAG Group aus Fulda zusammengetan und eines selbst entwickelt, das eventuell sogar in Fulda gefertigt werden wird.
Das Unternehmen "Jakob Mining Vehicles" wurde Mitte 2024 gegründet, Geschäftsführer Benjamin Jakob hat aber mit seinen inzwischen 30 Mitarbeitern bereits 15 Jahre Erfahrung darin, Geländefahrzeuge umrüsten zu lassen: "Das Bergbauunternehmen K+S war 2010 auf uns zugekommen, um einen Jeep Wrangler auszuprobieren, so hat alles angefangen. Inzwischen rüsten wir mit Spezial-Umbauern auch den Pickup Dodge Ram um, etwa mit Hubarbeitsbühnen oder 4.500-Liter-Tanks, oder als Gruppentransporter, etwa für peruanische Goldminen. Wir sind einer von nur vier Händlern weltweit, die einen Militär-Vertrag des Automobilherstellers Stellantis haben, das ermöglicht die Nutzung von besonderen Modellvarianten, die nicht auf dem normalen Markt erhältlich sind."
EDAG hilft
In der Fahrzeughalle auf dem Firmengelände des Autohauses Jakob in Fulda-Neuenberg steht der bullige "Terra Charge", der im zweiten Quartal 2026 auf den Nischenmarkt kommen soll. Die kantig-minimalistische Optik erinnert an Teslas Cybertruck, im Innern arbeitet ein Elektromotor. "Wir hatten 2019 auf der Baumaschinen- und Bergbaumesse bauma unsere Verbrenner-Umbauten ausgestellt und wurden von Bergwerksbetreibern angesprochen, ob das nicht auch vollelektrisch möglich ist. Es gab schlicht und ergreifend nichts auf dem Markt. Nachdem sich die Zusammenarbeit mit mehreren Fertigungsfirmen zerschlagen hat, haben wir uns an die EDAG Group aus Fulda gewandt, mit einem Anforderungskatalog ans Fahrzeug. Der Rahmen wird selbst gefertigt, alle anderen Komponenten sind frei auf dem Markt erhältlich."
Weil kein modifiziertes Serienfahrzeug verwendet wird, konnte der "Terra Charge" komplett auf die besonderen Anforderungen unter Tage hin entwickelt werden: "Wir haben nach Maschinenrichtlinien gebaut, es ist eigentlich eine Baumaschine. Das spart Kosten: Man kann sich die Airbags sparen, außerdem die Reifendrucksensoren. Die Vibrationen unter Tage sind extrem, bei vielen Fahrzeugen brechen sogar die Rahmen deswegen. Wir haben nur vier statt sonst 30 Steuergeräte verbaut, es gibt keine elektrischen Fensterheber. Außerdem keinen Touchscreen, sondern Knöpfe. Bei minus 40 Grad in Nordschweden haben die Arbeiter ohnehin Handschuhe an."
Fulda als Produktions-Standort?
Durch die Reduktion auf das Wesentliche sollen auch die Kosten reduziert werden: 80.000 Euro soll ein "Terra Charge" kosten, ein modifiziertes Konkurrenzfahrzeug schätzt Jakob auf 120.000 Euro, den Markt für die spezielle Bergbaufahrzeugnische auf bis zu 50.000 Fahrzeuge im Jahr. Kleinserienfertigung ermöglicht es, mit einer Erstproduktion von nur 250 Fahrzeugen einzusteigen. Wenn alles funktioniert, sollen bis zu 500 vollelektrische Bergbaufahrzeuge im Jahr in Fulda selbst vom Band rollen: "Das ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Die Alternative wäre die Fertigung in einer alten Saab-Produktionshalle in Schweden. Aber hier in Fulda selbst ein Fahrzeug zu produzieren, das wäre natürlich eine große Sache." (mau) +++