
Kommt die Trinkwasser-Krise? Osthessen droht der Dürrealarm
05.06.25 - Nach einem ungewöhnlich trockenen Frühjahr könnte es in der Stadtregion Fulda im Sommer zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung kommen – vor allem in Gebieten, die auf Quellwasser statt Tiefbrunnen angewiesen sind. Aus diesem Grund richten die Stadt Fulda, die Gemeinden Künzell, Petersberg, Eichenzell und Ebersburg sowie der Wasserversorger RhönEnergie einen deutlichen Appell an Bürgerinnen, Bürger und Betriebe: Trinkwasser solle mit besonderer Sorgfalt genutzt werden.
Gleichzeitig bereiten sich die Kommunen auf mögliche Einschränkungen vor und planen vorsorglich Gefahrenabwehr-Verordnungen. "Wir alle – Bürger, Unternehmen und Kommunen – müssen Wasser noch mehr als kostbares und knappes Gut behandeln. Nur so können wir sicherstellen, dass wir in unserer Region auch in Zukunft immer genügend sauberes Wasser haben", erklären Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Bürgermeisterin Claudia Brandes (Petersberg), die Bürgermeister Timo Zentgraf (Künzell), Johannes Rothmund (Eichenzell) und Benjamin Reinhart (Ebersburg) sowie die RhönEnergie-Geschäftsführer Martin Heun und Dr. Arnt Meyer.
Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung, betont: "Noch befinden wir uns nicht in einer Notlage. Aber es mehren sich die Anzeichen, dass es in diesem Sommer bei uns zu Versorgungsengpässen kommen könnte." Entscheidend seien die weitere Entwicklung der Niederschläge, die sommerlichen Temperaturen und vor allem das Verbrauchsverhalten der Bevölkerung.
Fehlender Region sorgt für Aufsehen Von Februar bis April fielen laut Aufzeichnungen der RhönEnergie rund 73 Prozent weniger Regen als im Vorjahr. Die Wassermenge aus den Rhönquellen liegt bereits jetzt auf einem Niveau, das in den vergangenen Jahren erst im August erreicht wurde. Auch die Tiefbrunnen der RhönEnergie verzeichnen derzeit ungewöhnlich niedrige Pegelstände. Kurzzeitige Regengüsse ändern daran wenig, weil das Wasser nicht tief genug in den Boden einsickert.
In Petersberg ist die Quellschüttung, die normalerweise 900 Kubikmeter am Tag beträgt, bereits auf 700 gesunken. Im Sommer könnten es nur noch 400 sein. "Eine derart niedrige Quellschüttung hat es seit Beginn der Aufzeichnungen nicht gegeben", erklärt Bürgermeisterin Brandes.
Viele Kommunen sind betroffen In Künzell sei die Situation laut Bürgermeister Zentgraf dank tieferer Brunnenlagen etwas entspannter, doch auch dort wird zu einem sparsamen Umgang aufgerufen. Unterstützung erhält er von seinen Kollegen in Eichenzell und Ebersburg, die sich dem Appell ausdrücklich anschließen. Gemeinsam mit der Unteren Wasserbehörde erwägen die Kommunen außerdem die Einführung einer "Wasserampel", die die aktuelle Versorgungslage transparent darstellen und frühzeitig vor Engpässen warnen soll.
Parallel dazu wurden erste Maßnahmen umgesetzt: Die RhönEnergie hat unter anderem Spülvorgänge reduziert, die Ausgabe von Standrohren zur Befüllung von Pools und Zisternen ausgesetzt, Gespräche mit Großabnehmern geführt und stellt Brauchwasser für das Grünflächenamt und die Feuerwehren bereit.
"Gemeinsames Handeln auf regionaler Ebene" Aus Sicht der Verantwortlichen braucht es aber weitere Schritte: Der Wasserverbrauch müsse sich künftig stärker am Angebot orientieren. "Die sich abzeichnende Entwicklung erfordere ein gemeinsames Handeln auf regionaler Ebene", betonen Wingenfeld, Brandes, Zentgraf, Rothmund und Reinhart unisono. Vorsorglich sollen daher Gefahrenabwehr-Verordnungen vorbereitet werden.
Kommt es tatsächlich zu einem Versorgungsnotstand, könnten damit bestimmte Wassernutzungen untersagt werden – etwa das Bewässern von Pflanzen in der Mittagshitze, das Waschen von Autos, das Befüllen von Pools oder das Reinigen von Wegen und Einfahrten. "Von einer Notlage sind wir noch weit entfernt. Aber wir wollen uns auf den Fall vorbereiten, wenn das Wasser wirklich knapp werden sollte", heißt es abschließend von den Kommunen und der RhönEnergie. (cb/pm) +++