Totes Baby in Kühltruhe: Sechs Jahre Haft wegen Totschlags für die Mutter (35)
01.11.25 - Das Urteil ist gefallen: Nachdem eine 35-jährige Mutter ihr Baby nach der Geburt getötet und anschließend in der Tiefkühltruhe versteckt haben soll, wurde sie am Freitag nun wegen Totschlags zu sechs Jahren Haft verurteilt.
Nach dem Plädoyer des Verteidigers Jochen Kreissl letzte Woche sah es fast so aus, als stünde ein eher mildes Urteil im Fall des getöteten Säuglings wegen fahrlässiger Tötung im Raum. Doch das Landgericht Fulda unter Vorsitz von Richter Dr. Jörg Weddig hat schließlich anders entschieden: Die 35-jährige Angeklagte wurde am Freitagvormittag wegen Totschlags ihres Neugeborenen zu sechs Jahren Haft verurteilt. Damit blieb das Gericht weit unter der Forderung von Oberstaatsanwältin Dr. Christine Seban zurück, die 12 Jahre Haft für tat- und schuldangemessen hielt.
Was sich unmittelbar nach der Geburt des kleinen Mädchens tatsächlich abgespielt hat, liegt trotz umfangreicher Ermittlungen weitgehend im Dunkeln - nicht zuletzt deshalb, weil die Angeklagte selbst mehrere unterschiedliche Versionen des angeblichen Tatgeschehens beim Haftrichter und später vor Gericht präsentiert hatte. Selbst ihr Verteidiger musste konstatieren, dass niemand sagen könne, was wirklich passiert ist.
Grausiger Fund eines tiefgefrorenen Säuglings
"Uns hat in diesem Prozess ein nicht alltäglicher Fall nach dem grausigen Funds eines tiefgefrorenen Säuglings in einer Tiefkühltruhe beschäftigt", begann Richter Dr. Weddig seine Urteilsbegründung. Selbst das Datum der Geburt und des kurz darauf erfolgten Todes des Kindes ist nicht mit Sicherheit geklärt. Vermutlich ging die Frau in einer Nacht zwischen Juni und August 2021 zu Fuß von ihrer damaligen Wohnung in Bad Hersfeld los, weil sie spürte, dass die Geburt unmittelbar bevorstand. Die Schwangerschaft hatte sie vor aller Welt und auch vor ihrem Partner geheimgehalten, weil dieser deutlich bekundet hatte, nach zwei Töchtern kein weiteres Kind zu wollen. Die Beziehung war offenkundig schlecht, der Mann beschimpfte und schlug sie und kümmerte sich weder um die Kinder noch den Haushalt. Eine Trennung von ihm wagte die Frau aber nicht, aus Angst, er könne ihr dann die Kinder wegnehmen.
Die Staatsanwaltschaft hatte der 35-Jährigen vorgeworfen, das voll ausgereifte und lebensfähige Baby unmittelbar nach der Geburt durch einen massiven Schlag des Kopfes gegen oder mit einem großflächigen Gegenstand getötet und den toten Säugling sodann in einer in ihrer Wohnung befindlichen Tiefkühltruhe versteckt zu haben. Dort war der Leichnam in einer Plastiktüte von einem befreundeten Paar im Februar 2025 gefunden worden, die sich nach dem Auszug der Familie um die Wohnung kümmern sollten.
Nach der umfangreichen Beweisaufnahme war die Kammer davon überzeugt, dass die Angeklagte das Kind unmittelbar nach der Geburt auf einer öffentlichen Toilette vorsätzlich getötet hat. Wegen der objektiven Gefährlichkeit der Tathandlung ging das Gericht davon aus, dass sie den Tod des Säuglings billigend in Kauf genommen hat. Die letzte Aussage der Frau, dass sie den Säugling nicht getötet habe, sondern dieser kurz nach der Geburt auf der öffentlichen Toilette aus unerklärlichen Gründen nicht mehr geatmet habe, glaubte das Gericht nicht.
Bei der Strafzumessung ging die Kammer von einem minder schweren Fall des Totschlags aus, weil sich die Mutter in einer belastenden psychischen Ausnahmesituation durch die angespannte familiäre Situation befunden habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung hat aber bereits kurz nach der Urteilsverkündung angekündigt, in Revision gehen zu wollen. (ci) +++
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