Archiv
25.06.10 - Hanau
Streit im Klassenzimmer? Kompetente Klassensprecher lösen Konflikte
Im Klassenzimmer herrscht Zoff. Die Wogen schlagen hoch. In der Steinheimer Eppsteinschule wissen 36 Klassensprecherinnen und Klassensprecher, wie sie den Konflikt lösen können. Das Handwerkszeug haben sie im Kompetenztraining erhalten, das erstmals in einer Hanauer Schule angeboten wurde. Kopperationspartner für das Projekt der Haupt- und Realschule sind die städtische Jugendarbeit Steinheim und das Jugendbildungswerk.
"Ihr seid die sozialen Säulen unserer Schule und sollt als Multiplikatoren in euren Klassen wirken", gab Schulleiterin Ruth Schrader-Bauer den Fünft- bis Zehntklässlern bei der Übergabe der Zertifikate mit auf den Weg. Als sie vor einem Jahr die Leitung der Haupt- und Realschule mit rund 400 Schülerinnen und Schülern übernahm, lag ihr besonders die Förderung der Sozialkompetenz am Herzen, "ein ganz entscheidender Faktor für ein gutes Klima in einer Schule", wie sie betonte.
In der Sozialpädagogin Martina Stecho von der Jugendarbeit Steinheim und die Berufspraktikantin Katharina Kreis vom Jugendbildungswerk fand sie engagierte Mitstreiterinnen von städtischer Seite. Für Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel bietet das Projekt die Chance, "das Miteinander im Schulalltag zu verbessern, sich respektvoll zu begegnen und Verantwortung auch für die Schwächeren zu übernehmen". Darüber hinaus schaffe das Training "einen lockeren Zugang zu den Jugendlichen im Stadtteil, auch um zu erfahren, was ihre Sorgen und Bedürfnisse sind".
Locker war auch die Stimmung in den 24 Seminarstunden, die von Oktober 2009 bis Juni 2010 alle zwei Wochen zwei Stunden außerhalb des regulären Unterrichts stattfanden, war übereinstimmend aus dem Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu hören. Die jungen Leute zwischen zehn und 17 Jahren setzten sich intensiv mit ihrer Rolle und ihren Aufgaben als Klassensprecher respektive Stellvertreter auseinander. Sie entwickelten unter anderem Regeln zu Kommunikation und Kooperation im Team, lernten Konflikte zu verstehen und Strategien, sie zu lösen. Das Training war darauf ausgerichtet, unsoziales Verhalten wahrzunehmen, sich in das Gegenüber einzufühlen, sich selbstbewusst vor einer Gruppe zu präsentieren und Diskussionen zu leiten.
"Wenn es in meiner Klasse mal wieder brodelt, weiß ich jetzt, wie ich mit der Situation umgehen kann", berichtete ein Sechstklässler von seinen Erfahrungen. "Ich bin nicht mehr so schüchtern und spreche mit lauterer Stimme, wenn ich meinen Mitschülerinnen und Mitschülern etwas mitzuteilen habe", ergänzte eine 14-Jährige. Und ein Zehntklässler meinte, "ich werde das Zertifikat in meine Bewerbungsmappe legen, das kommt bestimmt gut an".
Im nächsten Schuljahr kommen auch die neuen Fünftklässler in den Genuss des Sozialkompetenztrainings. Martina Stecho ist außerdem einmal in der Woche für die Klassensprecherinnen und Klassensprecher vor Ort, sei es zum Erfahrungsaustausch oder wenn es Konflikte in den Klassen gibt, die die Jugendlichen nicht ohne Unterstützung bewältigen können. +++