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- Fotos: Marion Eckert

Den Kindern erzählte Rudolf Herget zu Beginn der „Nacht der Poesie“ auf dem Kreuzberg „Gute-Nacht-Geschichten“

28.06.10 - Bischofsheim-Kreuzberg

Nacht der Poesie - Schauspieler Rudolf Herget begeistert Zuhörer

Endlich stand die Nacht der Poesie wieder einmal unter einem guten Stern. Kein Wölkchen trübte den Abend- und Nachthimmel, kein Regen oder gar Gewitter beeinträchtigte den Genuss der poetischen Nacht mit dem Hamburger Schauspieler Rudolf Herget. Wie ein glutroter Ball ging die Sonne gut 20 Minuten vor 22 Uhr unter, keine Viertelstunde später zeigte sich schon der Mond, in seiner vollen Pracht am nächtlichen Himmel über der Rhön. Vollmond und Mittsommer, und dazu traumhafte sommerliche Temperaturen, diese Nacht der Poesie ist kaum noch zu toppen. Rudolf Herget rief zunächst die Kinder zu sich und erzählte ihnen Gute-Nacht-Geschichten, unter anderem vom kleinen „Häwelmann“, der so gar nicht schlafen wollte und mit seinem Rollenbett auf dem Mondstrahl bis zum Ende der Welt und in den Himmel fährt. „Er fährt mitten in die Sterne, sodass etliche vom Himmel fallen und fährt dem Mond frech über die Nase. Das ärgert den Mond so sehr, dass er sein Licht auslöscht und nun auch die Sterne schlafen gehen.“

Der Mond hat in dieser Nacht sein Licht nicht gelöscht sondern die Nacht auf dem Kreuzberg in sein geheimnisvolles silbernes Licht getaucht. Gerade in diese Juni-Vollmondnacht war seine fast schon magische Anziehungskraft stark zu spüren, die Blicke verloren sich in seinem Schein, während die Ohren und Herzen der eindrucksvollen Stimme Rudolf Hergets lauschten. Eine wunderbare Ruhe lang über dem Berg, eingebettet in den Zauber der Nacht und der Poesie. Es war eine Nacht voller Lyrik und Stille, voller Licht und Schatten. Weit über 400 Menschen waren zum Kreuzberg gekommen, um diese besondere Nacht zu genießen, um sich ganz auf dem Zauber der Poesie widmen, sich einlassen auf die Gedichte, lyrischen Texte und Erzählungen. Beladen mit Rucksack, Decken, Schlafsack und sonstigen Utensilien, erklommen sie die Stufen bis hinauf auf das Plateau des Berges. Zelte sind hier oben nicht erlaubt. Das Rascheln der Schlafsäcke und Decken wurde allmählich ruhiger, die Stimmen kamen zur Ruhe und die Gedanken begannen ihre Reise durch die Nacht.

Rudolf Herget, der Erzähler der Nacht, begrüßte sein Publikum. "Millionen Jahre sind vergangen, ehe es uns gab. Jahrmillionen werden vielleicht noch nach uns sein. Irgendwo in ihrer Mitte, zwischen Vergangenheit und Zukunft, sind dem Menschen ein paar Sommer gegeben, an denen für uns Tag ist auf der Erde. Für diese Spanne Zeit danken wir".Zunächst war es an Tourismusreferent Gerhard Nägler, Rudolf Herget seinen Dank auszusprechen für zehn Jahre Nacht der Poesie auf dem Kreuzberg. Seit zehn Jahren diese Veranstaltung von der Stadt Bischofsheim und dem Biosphärenreservat Rhön gemeinsam organisiert. Trotzdem in der Vergangenheit auch immer wieder verregnete und kalte Nächte der Poesie, von Rudolf Herget einiges abverlangten, kommt er immer wieder nach Bischofsheim und auf den Kreuzberg. Nägler dankte ihm für diesen Enthusiasmus. Die ungebrochene Resonanz der Gäste gebe ihm recht. Bis zu zwei Stunden Autofahrt nehmen die Fan von Rudolf Herget auf sich, um die Nacht der Poesie auf dem Kreuzberg zu erleben.In diesem Jahr war es ein reines Vergnügen und auch Herget genoss es sichtlich. Während die Nacht herein brach, die Lichter von Bischofsheim und dem Lager Wildflecken aufleuchten und der Blick vom fernen Sendemast des Heidelstein über Wasserkuppe bis zu den Schwarzen Bergen schweifen konnte, bewegte sich Herget langsam zwischen den am Boden lagernden Menschen. Klar und deutlich, voller Ausdruckskraft und Einfühlungsvermögen erklang seine Stimme. Er erzählte von der Liebe, vom Schöpfer des Universums, warf Fragen auf über das Woher und das Wohin der Menschheit auf. Unendlich sanfte, mystische Musik per Lautsprecher untermalte seine Worte.

Ganz behutsam ließ Herget den Menschen Zeit, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Der Zauber dieser Nacht der Poesie entsteht durch die Einkehr ins Innere. "Wenn die Sonne untergeht, scheint jenseits des Horizonts das Land der Träume zu beginnen - und die Seele unbewacht, will in freien Flügeln schweben, um im Zauberkreis der Nacht tief und tausendfach zu leben."Mit Texten von Rilke, Goethe, Schiller, Heine, Eichendorff, Lord Byron und Claudius zog Herget von der ersten Minute an die Zuhörer in seinen Bann. Zu den Höhepunkten gehörte natürlich Hergets Lieblingsstück Antoine de Saint-Exupérys „Kleiner Prinz“. Während die Zuhörer im Schlaf versanken, hielt Rudolf Herget sich mit Kaffee und Bananen wach. Müdigkeit war ihm nicht anzumerken, so lebendig, kraftvoll und mitreißend präsentierte er das Schauspiel „Leben des Galilei“. Weiter ging es mit Gedanken eines Astronauten, den Texten von Ureinwohnern, der Möwe Jonathan und der Schöpfungsgeschichte. Und dann schaute auch schon wieder die Sonne über den Horizont, der Sonnenaufgang gegen 5 Uhr wurde mit „Morning has broken“ begrüßt. Neun nächtliche Stunden lagen am Ende hinter denen die durchgehalten hatten. (me) +++


Zum zehnte Mal fand die Nacht der Poesie auf dem Kreuzberg mit Rudolf Herget statt. Bischofsheims Tourismusreferent Gerhard Nägler (rechts) dankte ihm und wünschte sich noch viele weitere poetische Nächte

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