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Einzug zur Schlussandacht.... - Fotos: Patrizia Kümpel / Dennis Schmelz
24.09.10 - FULDA
Nach viertägigen Beratungen ist am Donnerstagabend mit einer Andacht im Dom zu Fulda die diesjährige Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz offiziell zu Ende gegangen. Die Details der beratenen Themen und Entscheidungen werden am heutigen Freitag auf einer Pressekonferenz in Fulda bekanntgegeben ("osthessen-news" berichtet).
Seit Montagnachmittag hatten die 69 Bischöfe aus allen 27 deutschen Diözesen auch über Konsequenzen aus den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche beraten. Dabei verabschiedeten sie einen Maßnahmenkatalog, der alle katholischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit sowie die Instanzen der Diözesen zur Vorbeugung von sexualisierter Gewalt verpflichtet. Ausführlich berichteten darüber am gestrigen Donnerstagnachmittag in einem Pressegespräch der Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Dr. Zollitsch sowie der Missbrauchsbeauftragte und Trierer Bischof Ackermann ("osthessen-news" berichtete in EXTRA-Beiträgen und Video-Ausschnitten). Antworten auf Fragen nach dem Umfang einer finanziellen Entschädigung der Opfer gab es nicht, die will die katholische Kirche erst in einer Woche beim Runden Tisch der Bundesregierung geben.
Donnerstagabend, kurz nach 19 Uhr. Es ist der vierte Tag der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda – und gleichzeitig auch das Ende dieses Traditionstreffens. Nach außen hin ist alles wie immer .... Dutzende Fahnen und Banner, Messdiener, die Hellebarden und die Schar der knapp 70 Kardinäle, Erzbischofe, Bischöfe und Weihbischöfe aus ganz Deutschland. Feierliche klerikale Stimmung - wie in jedem Jahr. Doch der Schein trügt, denn tatsächlich wird die katholische Kirche derzeit kräftig durchgeschüttelt, kritisiert und von vielen tausend jeden Monat verlassen. Die beiden größten Reizthemen: die Forderung nach Abschaffung des Pflichtzölibates und der sexuelle Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen.
Aber es gibt noch viele andere Probleme. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige rief in seiner Predigt während der Abschlussandacht im Dom zu Fulda die Kirche dazu auf, mehr auf Menschen mit „gebrochenen Biografien“ zuzugehen. Sie müsse Wege suchen, „ihren oftmals tragischen Gegebenheiten gerechter zu werden“, forderte Feige. Der Bischof nannte in diesem Zusammenhang die geschiedenen und wiederverheirateten Menschen. Zudem hob er hervor, dass in Ostdeutschland zwei Drittel der Kinder in Lebensverhältnissen aufwüchsen, die nicht mit dem traditionellen katholischen Verständnis von Ehe und Familie übereinstimmten. „Müssten wir nicht - ohne unsere Grundüberzeugungen aufzugeben - differenzierter und herzlicher auf diese Menschen und ihre Probleme eingehen?“, fragte Feige. Zugleich bedauerte der Bischof den zunehmenden Eindruck einer „Wagenburgmentalität“ sowie „kleinkarierter Machtkämpfe“ in der Kirche. Angesichts mancher „erbitterter und gehässiger Auseinandersetzungen“ gelte es mit allen Kräften darum zu ringen, „wenigstens achtungs-, wenn nicht gar liebevoll“ miteinander umzugehen. Er wünsche sich eine Kirche, die hoffnungsvoll, freiheitlich und widerständig sei, so Feige.
Die Bischofskonferenz in Fulda besuchte am Nachmittag auch eine Abordnung des „Aktionskreises Kirche in Bewegung“ aus dem unterfränkischen Hammelburg. Sie hatten Listen mit 11.850 Unterschriften gegen den Zwangszölibat dabei. Sie enthielten zwei wesentlich Forderungen: die Zulassung zum Priestertum soll von Zwangs-Zöllibat abgekoppelt werden und suspendierten Priestern mit Frau und Kind soll die Weiterarbeit in der Kirche ermöglicht werden. Der Sekretär der deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, nahm vor dem Tor des Priesterseminares in Fulda - wo die Oberhirten tagen - die Listen kommentarlos entgegen und versprach sie weiterzugeben (Lesen Sie dazu auch einen weiteren EXTRA-Bericht mit Bilderserie).
Wieviel von den frommen Wünschen der Bischöfe und Hoffnungen der Menschen an die Oberhirten letztlich übrigbleibt, das vermag niemand zu sagen. Themen wie der sexuelle Mißbrauch und auch der Zölibat sind nur die Spitze eines kirchlichen Problem-Eisberges, der eher wächst als schmilzt. Deshalb wird wohl auch in den kommenden Jahren das öffentliche Interesse an dem bischöflichen Treffen groß sein. (ma). +++


Der vollbesetzte Dom...

Domkapellmeister Franz-Peter Huber

Bei der Predigt: der Magdeburger Bischof Josef Feige...

Viele Medien berichteten live....

...vom Domplatz in Fulda

Banner- und Fahnenabordnungen aus dem Dom...















Die beiden Fuldaer Weihbischöfe Diez und Kapp (li)


Bischof Algermissen im Gespräch...

Segnete einen Säugling: Erzbischof Zollitsch...






Ankunft vor dem Priesterseminar...




Bischof Algermissen auf dem Weg ins Priesterseminar...