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09.10.11 - BASKETBALL
White Wings (2. Liga) stürmen Georg-Sehring-Halle - Hanau-Sieg in Langen
Acht Sekunden vor Schluss, Kapitän Anish Sharda spielt den Ball passgenau in die linke Ecke, wo Ilja Ickert wartet. Ein kurzer Blick auf den Boden, ein Schritt hinter die Dreierlinie, ein Wurf, banges Warten, die Erlösung. Der Hanauer macht eiskalt seine Punkte 25,26 und 27 an dem Abend und bringt die White Wings 78:77 in Führung. Langen nimmt die Auszeit, hat noch acht Sekunden für den entscheidenden Angriff. Zieht zum Korb, die White Wings verteidigen geschickt, Logan Magnusson bekommt die Hand an den Ball, Marian Schick sichert diesen und Langen kommt nicht mehr zum Abschluss. Die White Wings triumphieren in Langen mit 78:77.
Szenen über die Hanau sicherlich noch eine Zeit lang reden wird. Doch das Spiel war nicht nur in der Schlussphase nervenaufreibend sondern hatte über die gesamte Spielzeit spannende Phasen und hochinteressante Match ups. Neun mal wechselte alleine die Führung. Höchste Führung für Langen betrug 11 Punkte und für Hanau 7 Zähler. Aber auch abseits des Feldes war viel geboten. Handgezählte 150 begeisterte Hanauer stürmten die Georg-Sehring-Halle, machten mit Klatschen, Trommeln und Sprechchören die Partie zum Heimspiel. „Einfach beeindruckend“, kommentierte Power Forward Logan Magnusson die Euphorie der Hanauer Schlachtenbummler.
Zum Sportlichen: Das Trainer-Trio um Hans Beth, Helmut Wolf und Hubert Gibson schickte Sebastian Köhnert, Anish Sharda, Ilja Ickert, Marian Schick und Chris Miles zu Beginn der Partie auf das Parkett. Einen zerfahrenen Anfang nutzten die Gastgeber zur Führung, daran konnte auch der Dreier gegen Viertelende von Sebastian Köhnert nichts ändern, mit 19:12 ging es in die Viertelpause. Schon früh war Chris Miles mit dem dritten Foul belastet.
Das zweite Viertel konnten die Brüder-Grimm-Städter mit 23:18 für sich entscheiden. Lagen nach 17 Minuten jedoch mit 29:35 im Hintertreffen. Mit Pausenpfiff verkürzte der stark aufspielende Ilja Ickert auf 35:37.
Aus der Kabine kamen die White Wings taktisch neu eingestellt und stärker als der TV Langen, Sebastian Köhnert mit der ersten Hanauer Führung. Anschließend der Auftritt von David Michalczyk, der gleich zweifach aus der Distanz erfolgreich war und auch dank verbesserter Reboundarbeit wurde die 54:53-Führung vor dem letzten Viertel gesichert.
Die White Wings blieben einem Muster ihrer Spielphilosophie treu, ließen den Ball sehr gut „wandern“ und fanden oft den freien Schützen, auch häufig aus der Distzanz. Anish Sharda ließ es gleich doppelt Klingeln, Logan Magnusson, Sekunden zuvor eingewechselt, konterte einen Dreier der Gastgeber ebenfalls aus der Distanz und verwandelte auch zwei wichtige Freiwürfe. Bereits Mitte des Viertels kassierte Chris Miles ein diskussionswürdiges fünftes Foul, musste den Rest der Partie von der Bank aus erleben. Joscha Domdey und Maxim Schneider brachten Langen zwei Minuten vor dem Ende mit 73:71 in Führung. Wieder war es Ilja Ickert, der für die Hanauer in der Schlussminute zum 75:75 per Dreier traf, bevor Langen durch Luke Fitzgerald 77:75 in Führung ging und sich die eingangs beschriebene Schlusszene abspielte.
„In so einem Moment denkt man nicht“, sagte der ehemalige TVL-Spieler Ilja Ickert. „Entweder du denkst oder du schießt, ich schieße lieber“, war der Power Forward überglücklich. „Ich hatte beim Wurf ein gutes Gefühl, dass er reingeht, hab ich aber erst gemerkt, als er das Netz berührt hat“, ergänzte Ickert.
„Beide Teams haben heute toll gekämpft und intensiv gespielt. Nach unserer schwachen Phase insbesondere im 1. Viertel zeigte das Team Charakter. In der entscheidenden Spielphase am Ende haben wir wichtige Versuche höherprozentig getroffen und die intensivere Reboundarbeit waren wichtige Schlüssel zum Sieg. Der stark Siegeswille sagt einiges über unsere Teamgefüge aus“, war auch Headcoach Hans Beth zufrieden. „Wenn wir nach so einem Tiefpunkt im Spiel zurückkommen, spricht das für das Team“, erklärte Beth. „Entscheidend war auch, dass wir vor allem gegen Nate Drury gut verteidigt haben, wichtige Turnovers bei Langen provozierten und unsere Dreierqoute im Spielverlauf nach oben schnellte“, sagte der Headcoach. Gleich 13 Dreier bei 31 Versuchen (42 Prozent) bestätigte die Aussage des Trainers.
„Ich weiß, ein Sieg gegen Langen ist etwas Besonderes“, verriet Logan Magnusson. „Der Sieg war für das Management und die zahlreichen Zuschauer, die uns so wahnsinnig unterstützt haben“, sagte der US-Boy, der selbst an der Schlussszene beteiligt war.
„Es ist einfach beeindruckend, wie viele Anhänger mit nach Langen gekommen sind“, freute sich Thorsten Wünschmann vom Management über die Hanauer Schlachtenbummler. „Wir haben das Spiel zum Heimspiel gemacht und das Team hat auf dem Feld den Sieg hart erkämpft“, freute sich Vize-Präsident Jens Gottwald über ein „geiles Spiel“.
Das nächste Hessen-Derby wieder „on the road“ ist bereits am kommenden Sonntag in Gießen.
Es spielten:
Chris Miles (4 Punkte / 7 Rebounds / 1 Assist)
Can Tamer
Ilja Ickert (27/5/3)
Norman Lang (0/2/1)
David Michalczyk (9/1/2)
Sebastian Köhnert (8/3/3)
Logan Magnusson (5)
Christian Schäfer
Marian Schick (5/8/1)
Cedric Quarshie
Fabian Bahlke
Anish Sharda (20/5/4)
Nächstes Hessen-Derby:
VfB Gießen Pointers – Hanau White Wings
Sonntag, 16. Oktober 2011, 17.30 Uhr
Sporthalle Gießen Ost, Karl-Reuter-Weg, 35395 Gießen
Nächstes Heimspiel:
Hanau White Wings – Giants Nördlingen
Samstag, 22. Oktober 2011, 19 Uhr
Main-Kinzig-Halle, Eberhardstraße, 63450 Hanau +++