„Wir sind keine Separatisten!“ - Gute Chancen für Alt-Kennzeichen "HÜN"

Gibt es bald wieder im einst alten "Kreis Hünfeld" ein HÜN-Kennzeichen statt einem FD – jedenfalls für den, der es gern möchte? Seit April befragte ein Team von Prof. Dr. Ralf Borchert für die „Heilbronner Initiative Kennzeichenliberalisierung“ über 30.000 Bürger in über 140 deutschen Städten zu ihren Wünschen das Kfz-Kennzeichen betreffend. Eine Vielzahl deutscher Städte und Gemeinden hat in den vergangenen 40 Jahren ihr Auto-Kennzeichen verloren. Grund waren die zahlreichen Um- und Neustrukturierungen der Landkreise. In Hünfeld wurde diese Befragung am 23. September durchgeführt und die Ergebnisse heute im Rathaus vorgestellt. 57,4 Prozent stimmten einer Wiedereinführung des Altkennzeichens zu, 27,9 Prozent lehnten es ab und 14,7 Prozent hatten keine Meinung dazu.

Unter den Befragten waren 48,5 Prozent Männer und 51,5 Prozent Frauen, wobei die Männer eher bereit waren, für das neue Kennzeichen Geld zu bezahlen. Bemerkenswert war für die Forscher die Tatsache, dass sehr viele junge Menschen den Wunsch äußerten, ein Hünfelder Kennzeichen zu erhalten. Darin liege laut Borchert vermutlich das Motiv, in Zeiten der Globalisierung auf die eigenen Wurzeln zu verweisen, schließlich sei es ein Symbol für den Ort, in dem die ersten 15 bis 20 Lebensjahre verbracht wurden. Zudem sieht die Jugend in dem Kennzeichen ein effektives, kostenloses Marketinginstrument für "ihre" Stadt. Bei älteren Menschen stehe besonders der Nostalgiegedanke im Vordergrund und die Freude darüber, ihr altes Kennzeichen wieder zu erhalten. Bei der Befragung sei auch herausgekommen, dass die Bewohner Hünfelds nicht wegen etwaiger Vorbehalte den Fuldaern gegenüber – der ihnen oft unterstellt wird – ihr Kennzeichen wechseln wollen. Dies freut besonders die erste Stadträtin Monika Mihm, die nochmals betonte, dass das Hünfelder Kennzeichen neue Chancen für die Stadt bedeute und „wir keine Separatisten sind“.

Eigentlich hatte Borchert schon das Risiko in Kauf genommen, belächelt zu werden, als er sich Ende 2009 dazu entschloss, seine Studie im Sinne eines modernen Marketings zu beginnen. Er sah darin eine „echte Chance zu einer Innovation für viele betroffene Gebietskörperschaften“. Zudem habe ein Autokennzeichen einen sehr hohen Symbolwert und viele Menschen würden sich über ihr Auto definieren. Dies zeige schon der große Anteil an Wunschkennzeichen. Und tatsächlich – die große Mehrheit von gut 73 Prozent der Befragten in den bisher untersuchten Städten äußerten den Wunsch zur Rückkehr ihres Altkennzeichens. Das Bundesverkehrsministerium hat sich für Änderungen grundsätzlich offen gezeigt und verweist im Wesentlichen auf die Tatsache, dass die Organisation der Kennzeichenvergabe Ländersache sei. Darüber hinaus gibt es inzwischen viele landes- und bundespolitische Unterstützungszusagen für die betroffenen Städte.

Für die Hünfelder könnte bald gelten: jeder der möchte, kann ein „neues-altes“ HÜN-Kennzeichen erhalten. Dabei seien Ummeldungen mit den gewöhnlichen Mehrkosten verbunden, Neuzulassungen sind kostenneutral. Noch im Besitz eines alten Kennzeichens ist der 59-jährige Hünfelder Albert Steitz, der sein Auto seit 1970 fährt (zu sehen auf dem ersten Bild). Den restlichen HÜN-Kennzeichen stehe laut Mihm nun nichts mehr im Wege, "wenn erst die rechtlichen Voraussetzungen durch das Verkehrsministerium, den Bund und die Länder geschaffen sind". Das konkrete Datum für den möglichen Wechsel steht noch aus.

Nähere Informationen Thema unter http://www.hs-heilbronn.de/kennzeichenliberalisierung (ba)+++