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16.07.12 - Burghaun
Salzborn mit langer Geschichte: Heilbringende „Najade“ bei Rohenkirchen
Es liegt eher abseits, klein und unscheinbar an der alten Bundesstraße 27 zwischen Hünfeld und Bad Hersfeld, nahe dem Ortsteil Rothenkirchen der Marktgemeinde Burghaun. Die Rede ist vom Naturdenkmal Salzborn am rechten Ufer der Haune, einer gefassten Salz-Quelle nördlich der Rothenkirchner Totenkapelle, südlich der Fluranlage „Der untere Salzacker“ am Hang des Salzbergs. Ein kristallklares Brünnlein, wie es Johannes Neugebauer in seinem Artikel „Najade – die Nymphe von Rothenkirchen“ in der Fuldaer Zeitung vom Januar 1958 ausdrückte, das aus einer rund 30 Meter langen, fast meterhohen Basaltsteinmauer aus zwei Rohren auf einem Sandsteinpodest in die Haune fließt.
Noch nicht völlig geklärt ist die Entstehung, Geschichte und Nutzung des Salzborns bei Rothenkirchen. Sicher ist: es sind zwei aus dem Zechstein aufsteigende Mineralquellen, die in einer Minute zusammen etwa drei Liter eines Natrium-Calium-Chlorid-Sulfat-Wassers liefern und hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung den Hersfelder und Salzschlirfer Heilbrunnen ähnlich. Dem 12,8 Grad Celsius warmen Quellwasser, das aus trichterförmigen kleineren und größeren Hohlformen als Folge von Auslaugungsvorgängen in den Zechsteinnischen herausläuft, wird von alters her eine heilsame Wirkung, besonders bei Hautleiden, zugesprochen, enthält es doch rund vier Gramm Kochsalz im Liter. Heimatforscher Heinrich Leister, der sich um den Erhalt der Quelle besonders verdient gemacht hat, berichtet, dass sowohl Feld- und Erntearbeiter als auch Rottenarbeiter, die am Eisenbahnnetz im Bereich Rothenkirchen tätig waren, das gut verträgliche Wasser tranken.
Zudem wird von Bittprozessionen zur nahe gelegenen Rothenkirchner Totenkapelle berichtet, was eine mögliche heilbringende Wirkung der Salzquelle belegen könnte. Auch ein darüber liegendes Gebäude, das wohl eine Kapelle aus dem 19. Jahrhundert darstellt, könnte im Zusammenhang mit dem Salzborn stehen und, obwohl als „Brunnenhaus“ bezeichnet, vielleicht als Wege- und Ruhestation bei der Quelle gedient haben. Wahrscheinlich haben schon seit der älteren Steinzeit Menschen und Tiere diesen Platz um die Salzquelle, die nach Professor Dr. Udluft auch „Najade“ („Mineralquelle im Kreis Hersfeld und seiner nächsten Umgebung“, in: Hersfelder Kreiskalender 1958) genannt wird, aufgesucht, um das salzhaltige Wasser zu nutzen. Ausgrabungsfunde wie ein Steinbeil belegen dies. Urkundlich wird der Salzborn 1501 erstmals im Güterregister der Herren von Haun als Grenzpunkt erwähnt. Fuldas Fürstabt Balthasar von Dermbach ließ 1605 die Quellen zur Salzgewinnung schürfen.
In einem Bericht schreibt ein Amtmann aus Hauneck, dass das Wasser zu zwei Prozent salzhaltig sei. Der Brunnenmeister hatte „nahe bei dem Fluss der Haune“ zwei Löcher gegraben. „Es berichteten die Untertanen, es habe sich der Brunnenmeister hören lassen, er habe allerwertes in der Probe gefunden, daß 100 Pfund Wasser der gefundenen Quelle zwei Pfund Salz geben.“ Die Salzgewinnung wurde aber auf Einspruch des Hessischen Landgrafen Moritz, zu dessen Gebiet die Quellen gehörten, sowie wohl aufgrund des zu geringen Salzgehaltes aufgegeben. Als zwischen 1819 und 1822 die Chausee von Hünfeld nach Hersfeld gebaut wurde, dürfte die Quelle ihre jetzt wieder hergestellte Fassung erhalten haben. Rechnungen an den Schmied Heinrich Lübeck aus Rhina über eine drei Schuh (etwa einen Meter) lange und 19 Pfund schwere Röhre sowie an Peter Hohaus aus Rothenkirchen über die Fertigung von Geländesteine belegen diese Annahme. Beim Ausbau der B 27 zu Beginn der 1970er Jahre wurde die Straße verbreitert und damit die Quellfassung verschüttet. Die Quelle trat fortan ungefasst am Hauneufer aus.
Der Salzborn bei Rothenkirchen ist seit April 1987 als Naturdenkmal, vor allem auf Betreiben des Heimatforschers Heinrich Leister, offiziell geschützt. Mit dem Rückbau der alten B 27 wurde die alte Fassung 1988 durch die Gemeinde Burghaun mit Unterstützung des Landkreises Fulda und des Unternehmens Kali und Salz in Kassel erneuert. Dabei fand Heinrich Leister ein hölzernes Steigrohr, das nach wissenschaftlichen Untersuchungen aus der Zeit um 1297 stammt. Heute wird das Quellwasser von der Außenstelle der Hessischen Landesanstalt für Umwelt in Kassel laufend untersucht und kann von jedermann wieder genossen werden.+++