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- Auf dem Podium: Janna Kruse und Johannes Strüber...
17.09.12 - Alsfeld
Austausch unter Gleichen - Zukünftige und ehemalige Abiturienten im Gespräch
Dass jungen Menschen nach dem Abitur alle Türen offenstehen, stimmt auf den ersten und zweiten Blick. Irgendwann jedoch muss man sich für eine der vielen Türen entscheiden: Ausbildung oder Studium? Freiwilliges Soziales Jahr oder Backpacking in Neuseeland? Und wenn Ausbildung oder Studium – was genau? Die Vielfalt der Möglichkeiten auf dem Ausbildungs- und Studienmarkt ist so gut wie unendlich, und so müssen junge Menschen sehr genau ermitteln, was ihnen wichtig ist, was sie können, wie sie sich ihr Leben vorstellen.
Das Alsfelder Gymnasium sieht in der Beruflichen Orientierung einen wichtigen Baustein zur Persönlichkeitsbildung ihrer Schüler und bietet bereits in der neunten Klasse ein zweiwöchiges Berufspraktikum für die ca. 14-jährigen Schülerinnen und Schüler an. Konkret wird das Angebot zur Beruflichen Orientierung mit einer kompletten Themenwoche in der Jahrgangsstufe 11, der heutige Q1, die soeben zu Ende ging. An fünf Tagen bekamen die zukünftigen Abiturienten eine Vielzahl von Informationen an die Hand, die ihnen helfen sollen, ihr künftiges Arbeitsleben zu planen und zu strukturieren: angefangen bei Vorträgen und Workshops zu den Themen Bewerbungstraining (traditionell und online), durchgeführt von einem Experten der AOK Gießen, weiter mit einem Knigge-Training, das Detlef Beritz von der BEK Alsfeld durchführte. Wer begrüßt wen und wie? Was sagt die Körpersprache? Wie unterscheidet sich das Verhalten in der „Erwachsenenwelt“ von dem junger Menschen? Wie verhält man sich richtig in offiziellen Bereichen?
Die Psychologin Susanne Stange-Weidemann stellte mit den Schülerinnen und Schülern eine klassische Aufgabenstellung in einem Assessment-Center nach – Situationen, auf die gerade Bewerber um hochqualifizierte Ausbildungsplätze sich einstellen müssen. Zur Wochenmitte fanden an der Albert-Schweitzer-Schule dann die Oberstufen-Info-Tage statt, die das Gymnasium seit Jahren gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit veranstaltet. An zwei Tagen gab es 27 Fachvorträge in den Räumen der Albert-Schweitzer-Schule und der angrenzenden Max-Eyth-Schule an, dazu vier Workshops und ein MINT-Café, das gerade Schülerinnen auf die Möglichkeiten und Chancen in den MINT- Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technikwissenschaften) aufmerksam machen wollte.
Zusätzlich zu der parallel stattfindenden Ausbildungsmesse „Perspektive Vogelsberg“ ein weiterer wichtiger Baustein für die Orientierung. Den Abschluss der Woche machte man am Freitag in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule mit einer neu eingerichteten Gesprächsrunde: Vier Abiturienten und eine Abiturientin aus den Jahrgängen 2009 bis 2010 berichteten hautnah über ihre Erfahrungen seit Ende der Schulzeit. Was geht in zwei bis drei Jahren? Wo stehen die ehemaligen Mitschüler? Was hat sich alles verändert? Auf dem Podium Platz genommen hatten ein Auszubildender als Bankkaufmann, ein Diplom-Finanzwirt, der nach einem Dualen Studium nun Beamter bei der Bundeszollverwaltung ist, ein Student im Fach „Dienstleistungsmanagement“, ebenfalls ein Dualer Studiengang, eine Studentin der Kommunikationswissenschaften sowie ein Medizinstudent.
Drei der fünf jungen Leute hatten nach ihrem Abitur FSJ, Work and Travel oder Zivildienst gemacht. Mit Manuel Dietz, David Gaudl, Mel Zinngrebe, Janna Kruse und Johannes Stüber hatte die Albert-Schweitzer-Schule demnach ein vielfältiges Spektrum an Möglichkeiten abgedeckt. Ehrlich und praxisnah beantworteten die fünf die Fragen nach Zeitaufwand und Kosten eines Studiums, nach Einnahmen und Verpflichtungen bei einem Dualen Studium oder nach Aufstiegschancen nach einer Ausbildung. Einerseits hatten sie den Ernst des Lebens knapp zwei bis vier Jahre nach dem Abitur voll erfasst: sie rieten, bei der Wahl des Studiengangs nicht nur die Neigungen, sondern auch die beruflichen Aussichten ins Kalkül zu ziehen. Dennoch sollte man auch Freude an der Arbeit haben, denn „die macht ihr schließlich ein Leben lang!“. Ein weiterer wichtiger Rat war, sich gerade bei dem Wunsch nach einem Dualen Studium frühzeitig zu bewerben: bis zu 300 Bewerber kommen auf einen der begehrten Plätze. Auch sollte man sich nie – so überzeugt man auch ist – mit nur einer Bewerbung zufrieden geben, sondern schauen, möglichst viele Eisen im Feuer zu haben.
Diese und viele andere Tipps und Insider-Wissen hatten die vier ehemaligen Schüler für die zukünftigen Abiturienten parat, und diese nutzen es gerne. „Es ist ein Novum – ein Experiment“, so Heiko Reeg, an dem Alsfelder Gymnasium verantwortlich für Studien- und Berufsorientierung, über das Podiumsgespräch. Seine Intention ist, durch die altersmäßige Nähe von Informationssuchenden und –gebenden, eine größere Offenheit zu erhalten und eine persönlichere Ebene zu erreichen. Dazu strebt er ein Netzwerk aus ehemaligen Schülern und zukünftigen Abiturienten an, von dem besonders Studien- und Berufsanfänger profitieren sollen. +++

- ...und Manuel Dietz, David Gaudl und Mel Zinngrebe