Anzeigenblatt KLARTEXT morgen letztes Mal - Hintergründe unklar

Das in Bad Hersfeld erscheinende Anzeigenblatt "KLARTEXT" gibt vermutlich auf. Wie osthessen-news.de - das auch aus der Region Hersfeld-Rotenburg berichtet - bereits vor einigen Tagen erfahren hatte, wird der Klartext am kommenden Samstag wohl zum letzten Mal erscheinen. Am Donnerstagabend erfuhr die Redaktion aus zuverlässige Quelle, dass sich die Gerüchte um die Einstellung des KLARTEXT wohl bewahrheiten.  Das Anzeigenblatt erschien bisher in einer Auflage von 62.500 Exemplaren im Landkreis Hersfeld-Rotenburg und wurde den Leser einmal wöchentlich jeweils am Samstag zugestellt.

Das Blatt hatte zunächst unter dem Titel "EXPRESS Waldhessen" - er musste dann aus urheberrechtlichen Gründen wenige Monate später in KLARTEXT geändert werden - als neues wöchentliches Anzeigenblatt "das Licht der Welt" erblickt - gedruckt im thüringischen Weimar. Und von Anfang an wurde laut Dirk Lorey "geklotzt statt gekleckert", denn 62.500 Exemplare sollen alle Haushalte zwischen Morschen (Schwalm-Eder-Kreis) im Norden, natürlich dem eigentlichen Kreis Hersfeld-Rotenburg ("Waldhessen") und der Region Eiterfeld (nördlicher Kreis Fulda) erreichen. Der "EXPRESS" ging damit in volle Konkurrenz zum "KREISANZEIGER", der allerdings zweimal wöchentlich mit jeweils rund 64.000 Exemplaren in der Region verteilt wird und - wie die "HERSFELDER ZEITUNG" (HZ) und das in der Region Fulda verteilte Anzeigenblatt "FULDA AKTUELL" - im Ippen-Verlag erscheint.

Was das neue Zeitungsprojekt besonders "prickelnd" machte, war die Tatsache, dass an der Spitze ein Mann stand, der nach langjähriger leitender Tätigkeit, zunächst als Kreisanzeiger-Verlagsleiter, ab dem 1. April 2006 sogar Chefredakteur der Kasseler Extra Tip Mediengruppe wurde: Dirk Lorey (41). Der im Mai 2008 ausgeschiedene Journalist hielt bei der Gründung 85 Prozent der "Express"-Anteile. Die restlichen 15 Prozent gehörten zu je einem Drittel drei weiteren ehemaligen Ippen-Leuten (Heike Kurz, Klaus Völker und Gerd Marth). Das Trio arbeitete zuvor als Anzeigenverkäufer beim Kreisanzeiger.

Und der "Zeitungsnachwuchs" wurde in der Region auch von der eigenen Branche ernst genommen, denn in einer Mitteilung an die freien Mitarbeiter der "HZ" schrieb Redaktionsleiter Kai A. Struthoff damals wörtlich: "Wir betrachten dieses Blatt als ernstzunehmende Konkurrenz". Hintergrund dieser Entwicklung ist - so erfuhr "osthessen-news" - war 2008 offenbar eine massive Unzufriedenheit unter Mitarbeitern und Redakteuren in Teilen der Ippen-Gruppe.

Lorey - der als Chefredakteur und Geschäftsführender Gesellschafter agiert - wußte natürlich auch, dass die Zukunft des neuen Blattes im so genannten "Berliner Format" mit einem ausreichenden Anzeigenaufkommen "steht und fällt". Er sah aber gute Erfolgschancen, weil sich derzeit die Region Waldhessen als "aufgeräumte Landschaft mit nur einem Platzhirsch" darstelle. Aber hinter den Kulissen wurde mit "harten Bandagen" gekämpt: "Es geht so richtig rund - und die Träger der HZ sowie ihre Familienangehörigen werden mit Kündigung bedroht, wenn der Express bei ihnen gefunden wird", sagte Lorey zu den - ihm bekannt gewordenen - Umständen.

Über die Hintergründe der Aufgabe gibt es bislang keine offiziellen Informationen. Das Blatt selbst wird in seiner morgigen letzten Ausgabe eine Erklärung abdrucken. Wie "ON" erfuhr, soll es sich um "wirtschaftliche Gründe" handeln, die nach über vierjähriger Existenz das "AUS" bedeuten. Nähere Details auch über einen möglichen Deal mit dem Ippen-Verlag gibt es offiziell nicht. Auch die Tatsache, dass Chefredakteur und Geschäftsführer Dirk Lorey erkrankt ist und nach einer Operation in einem Krankenhaus versorgt wird, habe angeblich "nichts mit der Einstellung des Extrablatts" zu tun (ma).  +++