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Franz Rupprecht eröffnete die Versammlung... - Fotos: Hendrik Urbin
27.06.13 - FULDA
"Historische" ÜWAG-Verbandsversammlung - Zweckverband offiziell aufgelöst
Die letzte Verbandsversammlung in der Geschichte der Überlandwerke Fulda Aktiengesellschaft ist zu Ende. Der Vorsitzende dieses Gremiums Franz Rupprecht hat die Versammlung des Zweckverbands Fulda-Hünfeld-Schlüchtern - dem Alleinaktionär der ÜWAG - am Donnerstagnachmittag um 15:03 Uhr offiziell im Informationszentrum (Frankfurter Straße) in Fulda eröffnet - und um 18:27 Uhr war alles vorbei. Alle 25 Mitglieder des Zweckverbands, der sechsköpfige Aufsichtsrat mit Oberbürgermeister Gerhard Möller an der Spitze sowie seinem Vertreter Landrat Bernd Woide (beide CDU) waren anwesend. Das Top-Thema: die Fusion ÜWAG/GWV in die neue Gesellschaft RhönEnergie Fulda GmbH. Um 17:52 Uhr hat die Verbandsversammlung den Fusions-Beschluss mit großer Mehrheit gefasst. Es gab drei Stimmen gegen die Fusion: von zwei Mitgliedern der CWE und einem FDP-Mitglied.
ÜWAG-Vorstand Dipl.-Ing. Günter Bury sprach von einem "historischen Tag". In seinem "letzten Lagebericht" stellte der Alleinvorstand die Bilanz 2012 vor. Trotz der schwieriger werdenden Absatzsituation und dem volatilen Energiemarkt konnte eine Ausschüttung an die kommunalen Anteilseigner von 13 Millionen Euro erreicht werden. "Diese sehr hohe Summe ist im heutigen Marktumfeld beachtlich und eine wichtige Stütze für die öffentlichen Haushalte." Auf den Landkreis Fulda entfielen 6,01 Mio. Euro, die Stadt Fulda erhielt 4,02 Mio. Euro, der Main-Kinzig-Kreis 729.000 Euro und der Landkreis Hersfeld-Rotenburg 151.000 Euro.
Immer wieder kam Bury in seinem ausführlichen 42-Minuten Referat auf das Motto "Werte leben" zu sprechen. Für die ÜWAG-Gruppe spielen Zuverlässigkeit, Kundennähe, Regionalität und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle in der Konzern-Philosophie. "An diesen Werten hat sich die ÜWAG in ihrer 100-jährigen Geschichte jederzeit ausgerichtet. Und auch die Menschen haben die ÜWAG an diesen Werten gemessen."
Das Kerngeschäft des osthessischen Energieversorgers sei nach wie vor das Stromgeschäft. Die Gesamtabgabe belief sich auf 3,848 Millionen Kilowattstunden im Jahr 2012. Der Stromabsatz hat sich damit um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert. "Hierbei sind gegenläufige Effekte zu verzeichnen." In den Kundensegmenten Industrie, Sonstige und Handel ging das Absatzvolumen zurück. Parallel sind auch die Ausspeisemengen aus dem Netz der ÜWAG Netz GmbH zurückgegangen. Bei den Haushaltskunden sowie den Weiterverteilern hingegen stieg das Absatzvolumen.
Die Umsatzerlöse sind im Geschäftsjahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr parallel zur Absatzentwicklung um 5,3 Prozent auf 357,2 Millionen Euro gesunken. Die Gründe: schwieriges Marktumfeld und fallende Marktpreise. "Im Wesentlichen wurden die Umsatzerlöse in der Energieversorgung erwirtschaftet", erklärte Bury. Im Konzern wurden 2012 Umsatzerlöse von 461, 4 Millionen Euro erzielt. Das entspricht einer Steigerung von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2011 lag der Umsatz bei 452,2 Millionen Euro. Der ÜWAG-Vorstand sprach insgesamt von einer "positiven Unternehmensentwicklung" der Überlandwerk Fulda Aktiengesellschaft mit ihren sieben Tochterunternehmen.
"Die ÜWAG hat in 2012 viel investiert und darüber hinaus eine umfangreiche Vorsorge in Form bilanzieller Rückstellungen für die Zukunft aufgebaut", betonte Bury und sagte: "Unser Ziel muss es weiterhin sein, sowohl die Energiewende hier vor Ort umzusetzen, als auch gleichzeitig solide zu wirtschaften."
Die ÜWAG-Gruppe beschäftigt derzeit 789 Mitarbeiter - darunter 60 Auszubildende und BA-Studenten. "In die Ausbildung junger Menschen investieren wir jährlich 1,2 Millionen Euro", sagte der ÜWAG-Chef. "Unser Niveau liegt weit über dem Durchschnitt." Das Thema Versorgungssicherheit spiele ebenfalls eine elementare Rolle. Im Jahr 2012 lag die Nicht-Verfügbarkeit bei der ÜWAG bei nur 2,68 Minuten. Bundesweit waren es durchschnittlich 15 Minuten. Weitere Themen des "Lageberichts" waren etwa Konzessionsverträge, Fotovoltaik, Energiewende, Breitband oder Öffentlicher Personennahverkehr.
Die Verbandsversammlung hat Oberbürgermeister Gerhard Möller, Landrat Bernd Woide und Erster Kreisbeigeordneter Dr. Heiko Wingenfeld einstimmig zu Aufsichtsratsmitgliedern des Aktionärs gewählt. Für die offizielle Bestellung fehlte aber noch die Zustimmung der 101. Hauptversammlung der ÜWAG. Dieses Gremium tagte im Anschluss an die Verbandsversammlung. Das Trio erhielt Zustimmung und machte die Wahl wasserdicht.
Nach zehnminütiger Pause fasste das Gremium (17:11 Uhr) den Beschluss über die Fusion ÜWAG / GWV. Über eine halbe Stunde äußerten sich die Vertreter von CDU, SPD, CWE, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Es gab viel Lob für Verantwortlichen. OB Möller wurde etwa als "Motor" bezeichnet, der die Fusion vorantrieb. Die Mitglieder der Versammlung haben dem Fusions-Antrag mehrheitlich zugestimmt. Weitere Stimmen und Hintergründe finden Sie in einem EXTRA-Bericht von osthessen-news.de.
Um 18:27 Uhr war die Verbandsversammlung dann Geschichte. Die Mitglieder haben einstimmig für die Auflösung der Verbandsversammlung mit Zweckverband gestimmt. Franz Rupprecht bedankte sich in seiner Funktion als Vorsitzender für die "engagierten Beiträge und die gute Zusammenarbeit". Sein besonderer Dank galt den Abgeordneten aus dem Main-Kinzig-Kreis, denn die Kreisspitze hat sich für einen Verkauf der Anteile entschieden. Künftig bleiben die Interessen der kommunalen Anteilseigner auch in der GmbH gewahrt. Und zwar im neuen Gremium: dem "Kommunalen Trägerausschuss". Insgesamt verlief diese letzte, dreieinhalbstündige Verbandsversammlung sehr sachlich und ruhig. Viele Mitglieder blickten mit Wehmut in die Vergangenheit zurück - andere freuen sich aber auch auf eine Zukunft mit vielen neuen Aufgaben. (Christian P. Stadtfeld). +++
... des Zweckverbands Fulda-Hünfeld-Schlüchtern am Donnerstagnachmittag.
Oberbürgermeister Gerhard Möller, Landrat Bernd Woide und Kreisbeigeordneter Heiko Wingenfeld.
ÜWAG-Vorstand Dipl.-Ing. Günter Bury stellte den Lagebericht und den Jahresabschluss für das Jahr 2012 vor.