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brainshirt - Durchdachte Öko-Mode aus Fulda
10.11.13 - FULDA. „Wenn ein Hemd 180 Euro kostet, wurde es bestimmt auch in England genäht", lautete der Gedanke, der sich für Matthias Hebeler vor einigen Jahren am Flughafen in Amsterdam als Trugschluss erwies. Dort kaufte er ein solches, hochpreisiges Hemd eines englischen Modelabels und wurde nach dem Auspacken beim Blick auf das Etikett herbe enttäuscht - es stellte sich heraus, dass das edle Hemd in China gefertigt wurde.
Heute, neun Jahre später, leitet Hebeler "brainshirt", eine Firma für Premium-Herrenbekleidung mit Sitz in Fulda. Nomen est omen - und so steht brainshirt nicht bloß für herkömmliche Herrenbekleidung, sondern für Premiummode, die wohl durchdacht ist und unter dem Gebot der Nachhaltigkeit gefertigt wird. "Mit Mode hatte ich vorher eigentlich gar nichts am Hut, außer dass ich sie trug", gesteht der Unternehmer und lacht. Vielleicht gelingt es ihm aber auch gerade aufgrund des eigenen Modebewusstseins, sich nicht an Designfragen festzubeißen.
Schlagwörter: "Nachhaltigkeit", "ökologisch korrekt" oder "ökologisch fair"
Nachhaltigkeit als Schlagwort ist in aller Munde, doch bedarf es der Erklärung, was dieses als Konzept für brainshirt bedeutet. Für ihn sei klar, dass man, wenn man etwas bewegen will, bei den Rohstoffen anfangen muss, erklärt Matthias Hebeler den ersten Schritt auf dem Weg zum hochwertigen Öko-Hemd. Die Bekleidungsmarke bezieht Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau in Arizona. Da herkömmliche amerikanische Baumwolle wegen ihrer Pestizidbelastung durchaus umstritten ist, verwendet Hebeler stattdessen Rohmaterial von amerikanischen Biofarmern. „Wir möchten ethisch und organisch einwandfreies Ursprungsmaterial", formuliert der 45-Jährige seinen Qualitätsanspruch.
Von Amerika aus wird das Rohmaterial nach Bremen verschifft, um in Winterthur in der Schweiz gesponnen und im österreichischen Bludenz gewebt zu werden. Ein Hemd geht dann ebenfalls in Österreich in die Konfektion. Dieser Produktionsweg, zumindest innerhalb Europas, unterscheidet sich bei den verschiedenen Kleidungsstücken vom Hut bis zum Strumpf. Alle eint jedoch, dass die Fertigung in Zentraleuropa – nämlich in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Polen – stattfindet. Ziel ist es, die verursachten CO2-Emissionen so gering wie möglich zu halten. Um dies zu erreichen, wird auf den Einsatz von Chemikalien weitestgehend verzichtet.
Ebenso häufig, wie Verbraucher mit dem Begriff „Nachhaltigkeit" bombardiert werden, häufen sich auch Kategorien wie „ökologisch korrekt". Matthias Hebeler hingegen verwendet für seinen Anspruch eine andere Bezeichnung – „ökologisch fair" soll seine Mode sein. Dabei bringe für ihn die Bezeichnung „öko" die Frage mit sich, welche Rohstoffe verwendet werden und „fair" fordere Fairness gegenüber seinen Kunden, Produzenten, aber auch gegenüber der Umwelt. Neben dem Verzicht auf die Chemiekeule und dem Anspruch nach Fairness gegenüber Rohstofferzeugern betont Hebeler vor allem die Bedeutung des Schaffens von Arbeitsplätzen.
„Man kann mit dieser Nachhaltigkeit auch hier vor Ort Arbeitsplätze sichern", sagt Hebeler. Der Hauptfirmensitz in Fulda hat zur Zeit 12 Mitarbeiter und mit Blick auf die Zukunft, betrachtet Hebeler brainshirt als weiter ausbaufähig. Das Unternehmen habe in den letzten Jahren seinen Umsatz verdreifacht und er würde neben Premiummode auch gerne Kleidung im günstigeren Preissegment anbieten. Auf Seiten der Materialbeschaffung sei es durchaus machbar, auch preisgünstigere T-Shirts oder Bekleidung für Kinder anzubieten. Jedoch müsse für die Fertigung noch ein erschwinglicher Weg gefunden werden, erklärt er, wobei er auch da gerne in Zentraleuropa bleiben möchte.
Auch hier lässt sich für sehr kritische Geister sicherlich der eine oder andere Angriffspunkt finden. Dessen scheint sich Hebeler bewusst. Darum müsse jeder Kategorien wie „ökologisch korrekt" letzten Endes für sich selbst definieren. „Nachhaltigkeit braucht Zeit" – von der Idee bis zum kürzlich durch die PETA im Rahmen der Vegan Fashion Awards 2013 prämierten Anzug „Norfolk" habe es schließlich auch drei Jahre gedauert. (Sabrina Ilona Teufel)+++