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Sieben Monate später: Was ist aus Familie Pfeffer geworden?
16.01.14 - Heute vor sieben Monaten traf das Schicksal Familie Pfeffer von seiner härtesten Seite. Am Sonntag, 16. Juni 2013, verschluckte ein Flammenmeer alles, was sie besaßen. „Als das Feuer im Haus ausbrach, stürmten wir aus unserer Mietwohnung ins Freie", erinnert sich Dieter Pfeffer. „Fassungslos mussten wir, während die Löscharbeiten Am Markt in Bad Hersfeld auf Hochtouren liefen, mit ansehen, wie unser gesamtes Hab und Gut zerstört wurde." Geblieben war dem Ehepaar nur die Kleidung, die es am Leib trug. „Später übergab uns ein Polizist noch meine Handtasche, in der sich meine Papiere befanden, ein Fotoalbum, meinen Schlüsselbund sowie den Arbeitsrucksack meines Mannes", blickt Monika Pfeffer auf den tragischsten Tag ihres Lebens zurück.
Als die beiden Bad Hersfelder wenige Tage später auf eigene Gefahr ihre Wohnung betraten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. „Unser Schlafzimmer war quasi nicht mehr zu erkennen, und auf unserer Küchenzeile wölbte sich die Zimmerdecke", erzählen sie. Das Prekäre: Nach einem Besuch bei der Versicherung stellte sich heraus, dass Familie Pfeffer sämtliche Policen abgeschlossen hatte – nur keine Hausratversicherung. „Wir standen mit leeren Händen da, haben versicherungstechnisch keinen Cent gesehen", sagt Dieter Pfeffer. „Ich habe mich fürchterlich über meine eigene Dummheit geärgert."
Bei der Wohnungssuche hatte das gebeutelte Ehepaar Glück: „Wir sind kurzfristig bei unserer Tochter untergekommen und hatten bereits am Donnerstag nach dem Brand wieder eine eigene Bleibe in der Bad Hersfelder Innenstadt. Unsere neue Vermieterin ist uns dabei sehr entgegengekommen und hat unbürokratisch gehandelt", betont Dieter Pfeffer. Allerdings sei es – bis auf eine Küchenzeile – eine riesige, leere Wohnung gewesen. Doch Monika und Dieter Pfeffer erreichte eine Welle der Hilfsbereitschaft. „Freunde, Bekannte, meine Kollegen von Performance Fibers und wildfremde Menschen stellten uns Möbel, Küchengeräte und alltägliche Dinge bereit", resümiert Dieter Pfeffer. „Der Betriebsrat meiner Firma ließ uns eine Summe zukommen, meine Kollegen sammelten Geld für uns und vom heimischen Rotary Club erreichte uns eine Spende – das war beispiellos." Seine Frau ergänzt: „Wir sind allen, die uns unterstützt haben, so unglaublich dankbar."
Enttäuscht hingegen seien sie über das Verhalten der Stadt Bad Hersfeld gewesen: „Bürgermeister Thomas Fehling, der während der Löscharbeiten direkt vor Ort war, hat sich später nicht einmal in einem persönlichen Gespräch nach unserem Befinden erkundigt", empören sich die beiden. „Nur eine Wohnung, allerdings in Bebra, wurde uns angeboten, ein sogenannter Wohnberechtigungsschein ausgestellt, und fünf Wochen nach dem Unglück fragte eine städtische Angestellte bei uns nach, ob wir Hilfe bräuchten. Das war doch viel zu spät. Dieses Desinteresse seitens des Bürgermeisters hat uns sehr traurig gemacht."
In ihrem neuen Zuhause sind Monika und Dieter Pfeffer noch nicht komplett angekommen. „Obwohl unsere Wohnung sehr schön ist, denken wir oft an unsere Zeit Am Markt zurück." Das Schreckensszenario verarbeitet haben beide noch nicht: „Dieter hat seitdem einen sehr leichten Schlaf. Ich schrecke häufig mitten in der Nacht schweißgebadet auf, werde von Albträumen gequält, und wenn Brand- oder Grillgeruch in meine Nase strömt, bekomme ich Panikattacken", erläutert Monika Pfeffer.
Das Wichtigste sei jedoch, dass sie während der schweren Zeit auf hilfsbereite Menschen sowie aufeinander zählen konnten: Schließlich könne man – bis auf das eigene Leben – alles ersetzen. Und Erinnerungen, wie Fotos und Andenken? „Die tragen wir ganz fest in unseren Herzen", versichert Familie Pfeffer. (Stefanie Harth)+++