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Grandioser Klaus Maria BRANDAUER beim Sparkassenjubiläum
25.01.14 - Es waren schon die ersten Worte, mit denen der grandiose Klaus Maria Brandauer mich in seinen Bann zog: "Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind", raunte er zur Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mir schossen sofort die Tränen in die Augen und ich wusste - das wird großartig. Eigentlich konnte man sich von Anfang an denken: wenn eines der meistgespielten Stücke von William Shakespeare und einer der ganz Großen der Schauspielerelite aufeinander treffen, kann das nur hinreißend werden. Da sind eben Profis am Werk.
Anlass für die szenische Lesung des "Sommernachtstraum" am Freitagabend war der Jahresauftakt der Sparkasse Fulda zu ihrem Jubiläumsjahr. Die Organisatoren haben sich dafür etwas ganz Besonderes einfallen lassen und die Institution Brandauer nach Fulda ins Schlosstheater geholt. Eineinhalb Stunden lang spielte er den majestätischen Oberon, flitzte als Puck über die Bühne, quietschte mit hoher Stimme die liebestrunkene Helena und "Ia-te" als verrückter Peter Squenz. Begleitet wurde seine szenische Lesung durch das geschickte Pianospiel von Andreas Grau und Götz Schumacher.
Er hat sie alle gespielt - den Hamlet, Wallenstein, Don Carlos, Nathan der Weise usw. Seit mehr als vierzig Jahren ist er Mitglied im Ensemble des Wiener Burgtheaters. Durch Filme wie "Mario und der Zauberer", "Jenseits von Afrika" und "James Bond" ist er über die Grenzen seines Heimatlandes Österreich hinaus bekannt und gewann zahlreiche Preise. Umso schöner war es für das Fuldaer Publikum, die Crème de la Crème des Schauspiels im Ambiente des Schlosstheaters erleben zu dürfen. Auch, wenn vielleicht nicht jeder der geladenen Gäste im Publikum ab und zu in den Genuss grandiosen Theaterspielens kommt, so schaffte Brandauer spätestens bei der witzigen Darstellung des Handwerkers Squenz, der im Stück kurzzeitig zum Esel wird, auch diese Zuschauer zu gewinnen. Da er sich selten auf der ganzen Bühne bewegte und so nicht ausschweifend mit seinem Körper agieren konnte, lag der Focus seiner Darstellung im Gesicht und der Stimme. Obwohl manche der vorgelesenen Szenen zwischen mehr als vier Personen wechselten, konnte man durch Brandauers Mienenspiel genau erkennen, um welchen Charakter es sich handelte. Dazu gab er jeder Figur eine eigene Stimmfarbe, eine eigene kleine Besonderheit, die sie von den anderen unterschied.
Wenn er dann in eigenen Worten kurz formulierte, welche Szene sich als nächstes in Shakespeares Zauberwald abspielte, und dazu die Musik am Piano einsetzte, dann sah ich die fliegenden und tanzenden Elfen vor mir, konnte das verliebte Paar spüren oder die probenden Schauspieler im Geiste beobachten. Als ich Brandauer anschaute und seine funkelnden Augen sah, wusste ich, dass er sie sich in diesem Moment genauso lebhaft vorstellt. Als dann noch seine Stimme einsetzte und er den Schlussmonolog des Puck las und ich die Augen schloss, weil ich immer noch im "Sommernachtstraum" war, dann durchlief mich ein wohliger Schauer. Bravo! (Anne Baumann) +++