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CDU-Bürgermeister Dag WEHNER (46) ziehts nach Fulda
26.02.14 -
Gestern Abend wurde die über einen Monat geheimgehaltene Personalie öffentlich. Es war die erste Gemeindevertretersitzung der Kalbacher in diesem Jahr. Und die begann für viele mit einem Schock. Den 25 Kommunalpolitikern stockte der Atem, als Dag Wehner seine persönliche Erklärung abgab. Zuvor tagten die Gemeindevertreter intensiv, 56 Minuten lang im Landgasthof Rhönsicht in Heubach. Haushalt, Finanzplanung und Satzungsänderungen sowie Siedlungserweiterungen standen auf der Tagesordnung mit sieben Punkten. Karl-Heinz Leibold, Vorsitzender dieses politischen Gremiums, schloss die Sitzung und kündigte an: "Der Bürgermeister hat um eine kurze Stellungsnahme in eigener Sache gebeten."
Wehner, der in der Region nicht zuletzt durch sein Kreistagsmandat gut vernetzt ist, hat die Entscheidung nach "reichlicher Überlegung" in Absprache mit seiner Familie getroffen, sagte er. "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen." Und: nicht er habe sich beworben, sondern er sei gefragt worden. "Das ist definitiv keine Entscheidung gegen Kalbach", betonte Wehner. Vielmehr sieht er die "wichtige und bedeutungsvolle Aufgabe im Oberzentrum Fulda - dem Puls- und Taktgeber der Region - als besondere Herausforderung".
Sechs Minuten dauerten seine Ausführungen, dann gab Wehner den Gemeindevertretern Raum für Fragen. Die gab es aber nicht: vielen stockte der Atem. "Jetzt müssen wir erstmal tief Luft holen", sagte Leibold. Von den CDU-Leuten und teilweise auch aus den Reihen der Sozialdemokraten kam Applaus.
Meinungen der Kalbacher Fraktionschefs und politischen Mandatsträger:
Von einer "tollen Chance" sprach Daniela Böschen, Fraktionsvorsitzende der CDU. "Wir wissen, was wir an ihm schätzen - und hoffen dass die Fuldaer das auch tun." Der Stadt könne nichts besseres passieren. "Wichtig ist mir: Dag Wehner hinterlässt in Kalbach ein geordnetes Feld. Wie es hier weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen." Diese Nachricht sei sehr überraschend gekommen.
Werner Stey, Vize-Fraktionschef der SPD: "Das ist ein großer Verlust." Dag Wehner sei sehr menschlich gewesen und nie "von oben herab" mit den Gemeindevertretern umgegangen. Der Weggang nach Fulda: "sehr bedauerlich". "Man konnte jederzeit seine Anliegen bei ihm vorbringen - die Tür war immer offen."
Barbara Härtel von der Bürgerliste war entsetzt. "Das ist ein furchtbares Ereignis für Kalbach. Aber ich gönne es ihm von Herzen." Wehner sei sehr tüchtig und immer akribisch auf alles vorbereitet.
"Kalbacher sind halt gut", schmunzelte Karl-Heinz Leibold (CDU), Vorsitzender der Gemeindevertretung. "Ich freue mich für Dag Wehner - und besonders, dass er so nachgefragt und seine Arbeit mit dem Angebot gewürdigt wird. Klasse, aber er wird uns Fehlen."
Total überrascht war der Erste Beigeordnete Stefan Burkard (CDU). "Das höre ich jetzt zum ersten Mal." Für Kalbach bedeute der Wechsel nach Fulda ins Schloss eine "Riesenlücke im System". Er würdigte den Rathauschef als "fachlich, persönlich und menschlich geeignet für diesen Job". Auf Burkard - der ehrenamtlich Vize-Bürgermeister ist - kommt in der Interimszeit ein gutes Stück Mehrarbeit zu. Er übernimmt die Amtsgeschäfte. Über die Zukunft und mögliche Bürgermeister-Nachfolge wollte er sich im ON-Gespräch nicht äußern. "Das ist alles noch viel zu frisch."
Braucht Kalbach einen neuen Bürgermeister?
Wenn Dag Wehner von der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung - möglicherweise im Mai - auf Vorschlag der CDU-Mehrheitsfraktion gewählt wird, braucht Kalbach einen neuen Rathauschef. "Bis jetzt ist noch nichts entschieden, aber alles deutet darauf hin, dass es klappt", betonte der 46-Jährige, der dann mittelfristig auch mit seiner Familie vom südlichen Kreis Fulda in die Domstadt ziehen wird. Seine Arbeit in Kalbach endet aber erst, wenn er die Ernennungsurkunde der Stadt Fulda in den Händen hält. "Solange bin ich für Kalbach voll im Einsatz." (CHRISTIAN P. STADTFELD). +++