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Sind Falschparker keine Christen? - Gedanken von Christina LEINWEBER
23.03.14 - Wenn man ein Zettelchen am Auto findet, denkt man zuerst: "Ohje, ein Knöllchen". Man macht es auf und will wissen, wie viel es kostet. Ich hab dies auch erlebt, nur ich bekam ein ganz individuelles, handgeschriebenes Knöllchen. Und das hat mich kalt erwischt.
Im Wortlaut: "Sehr geehrter Kirchenbesucher, Sie parken auf dem Gehweg! Damit zwingen Sie Fußgänger, auf die Straße auszuweichen! Als Christ und im Sinne der Nächstenliebe ist es Ihnen sicher eine Selbstverständlichkeit, das nächste Mal den Parkplatz in Sichtweite zu benutzen."
Ja, ich hatte für Fußgänger unvorteilhaft geparkt, aber deswegen wollte ich mein Handeln nicht als "anti"-christlich bezeichnen lassen. Schließlich hab ich das Christentum vier Jahre studiert. Das war mein erster und - wie ich jetzt empfinde - auch ein wenig arroganter Gedanke.
Nach ein paar Wochen gebe ich dem Zettelschreiber schon Recht: Wenn nicht schon an der Basis - also quasi im alltäglichen Leben - christlich gehandelt wird, dann wäre der Sinn verfehlt. Christentum und Nächstenliebe kann man sich nicht nur theoretisch vorstellen - das muss auch gelebt werden, am besten in jeder Handlung seines Lebens.
Aber man muss auch nicht das Verhalten eines Menschen, nur weil er falsch parkt, gleich als nichtchristlich betiteln. Denn so pauschalisierend zu urteilen, ist auch nicht christlich. (Christina Leinweber) +++
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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 64 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++