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Welche Vorbilder suchen wir uns? Gedanken von Christina LEINWEBER
16.03.14 - Als Jugendlicher oder als Kind hat man das Zimmer voll Poster und verehrt einen Star, Idol oder Vorbild – meistens aus dem Pop,- Fußball oder Fernsehhimmel. Irgendwann hat man zwar noch seine Lieblingsband auf dem Shirt stehen, aber spätestens mit Anfang zwanzig sieht das Zimmer dann schon wieder neutraler aus. Dann hört man damit auf, jemanden oder etwas anzubeten – jedenfalls ist es nicht mehr so gut sichtbar.
Warum wir solche, zumeist prominenten Menschen verehren, ist natürlich einfach: Das, was wir von ihnen zu sehen bekommen, ist zumeist immer perfekt. Es glänzt und schimmernd – es blendet aber auch Tatsachen aus. Wenn das Idol dann mal in die Kritik gerät, sind die Fans auf einmal auch zusammengeschrumpft, denn das geht ja gar nicht für ein Idol: Fehlverhalten. Ich weiß nicht genau, wie dies jetzt genau bei Uli Hoeneß aussieht – ob seine Fans noch zu ihm halten – jedenfalls haben sie es bestimmt schwer, sein Verhalten schön zu reden.
Allein aus solchen Gründen – weil Menschen nicht immer komplett perfekt sein können – ist so eine Idolanbetung doch Irrsinn? Außer wir erkennen an, dass diese Person auch einmal Fehler machen darf. Außerdem möchte ich noch einen weiteren Gedanken einbringen: Wie werden wir denn dann als Erwachsener ganz oft – etwa so wie unser Idol aus Kinder- und Jugendtagen?
Ich denke, nur wenige können dann auch Fußballstar werden, nur wenige schaffen es nach Hollywood. Aber: Wir nähern unser immer mehr dem Verhalten unserer Eltern an. Das sind doch eigentlich unsere insgeheimen Idole, oder? Jeden Tag sehen wir sie in Kindertagen und wir sehen auch genau von ihnen, dass es nicht einmal so gut im Leben laufen kann. Unsere Eltern prägen unser Verhalten. Wir kopieren so, aber wir verwerfen auch im Erwachsenalter, was wir nicht so gut an ihnen finden, und versuchen es besser zu machen.
Ich hoffe, dass viele Kinder ihre Eltern auch wirklich als Vorbilder ansehen können. Leider sind nicht alle Eltern auch „kopierfähig", sondern lieber hätten diese keine Eltern werden sollen. Aber ich hatte Glück: Ich „kopiere" gerne die leichte und glückliche Art meiner Mutter – und ich kopiere gerne die akribische und ordentliche Vorgehensweise meines Vaters. (Christina Leinweber) +++
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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 63 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++