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Feuer, Tote, Verletzte - Großübung mit 500 Rettungskräften
19.07.14 - Es ist ein Horrorszenario: ein vollbesetzer Doppeldecker-Bus rast auf der A4 bei Dresden in einen Kleinbus. Die Bilanz: neun Tote und 40 Schwerverletzte. Zehn Personen befinden sich noch immer in Lebensgefahr. Zwei Reisebusse und ein Kleintransporter waren in den Unfall verwickelt. Samstagmorgen 9:30 Uhr in der Kaligemeinde Neuhof (südlicher Kreis Fulda). Während die Retter in Dresden real um Leben und Tod kämpfen, trainieren die osthessischen Feuerwehren, Rettungsdienste und die Polizei für den Ernstfall. Eine tragische Parallele am heutigen Samstag.
Die angenommene Lage in Neuhof: im neuen A66-Tunnel, der offiziell erst Mitte Spetember für den Verkehr freigegeben wird, kommt es zu einem schweren Unfall. Etwa in der Mitte des rund 1,61 KIlometer langen Tunnels sind drei Pkw, ein Reisebus und ein Kleintransporter miteinander kollidiert. Feuer bricht aus, alles ist verraucht. Es gibt zehn Tote, 34 Schwerverletzte und Eingeklemmte, so die angenommene Meldung. Bei den Leitstellen von Feuerwehr und Polizei Fulda glühen die Drähte. Vollalarm für alles Hilfsorganisationen im Kreis Fulda. Unterstützung kommt aus den Nachbar-Landkreisen. Während es bei Feuerwehr und Rettungsdienst mehr um Kommunikation, Abläufe und Patientenbehandlung geht, stehen bei der Kriminalpolizei Aufklärung, Tatortarbeit und Ermittlungen sowie die Betreuung im Vordergrund.
Über 500 Rettungskräfte und Statisten sind an der Übung beteiligt. VIPs aus Politik, von Behörden aus Wiesbaden und Kassel, Vertreter von Feuerwehren und anderen Organisationen der Gefahrenabwehr beoachten das Szenario und lassen sich informieren. Das Polizeipräsidium Osthessen ist mit knapp 180 Beamten eingebunden.
"Alles ist real nachgestellt - alle Miemen haben feste Aufträge und spielen ihre Verletzungen so reell wie möglich", erklärt Polizeisprecher Martin Schäfer und spricht von einem "riesigen Apparat", der im Hintergrund fungiere. Im Nachgang wird jeder einzelne Schritt genau analysiert. Dutzende Übungsbeobachter dokumentierten die Abläufe und der Polizeihubschrauber IBIS fertigte Luftaufnahmen an. Der Chef des Fuldaer Gesundheitsamtes und Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Roland Stepan, sagt in einer ersten Bilanz am frühen Nachmittag zu osthessen-news.de: "Wir trainieren um uns ständig zu verbessern. Zu sagen, es wäre alles ohne Fehler verlaufen, wäre nicht richtig." Es sei besonders wichtig, das Verbessungspotential an den entsprechenden Schnittstellen zu erkennen und in Abstimmung mit alle Hilfsorganisationen ein tragfähiges Konzept zu entwickeln.
Für die Einsatzkräfte im Kreis Fulda ist die Rettung und Brandbekämpfung in einem Autobahntunnel Neuland. "Bisher gab es keinen. Deshalb müssen wir aufwändig trainieren um im Ernstfall vorbereitet zu sein", macht Kreisbrandmeister Michael Knoth deutlich. Ein halbes Jahr haben Gefahrenabwehrzentrum und Polizeipräsidium Osthessen an dieser Übung geplant. Und zwar mit vielen Helfern, die sich darauf einstellen konnten. Deshalb ist für alle am Ende klar: "Den Ernstfall im Neuhofer Tunnel braucht niemand - vor allem nicht zu den Zeiten, wo nicht so viele ehrenamtliche Helfer erreichbar sind. Es war eine Übung, aus der wir lernen - mehr nicht." (Christian P. Stadtfeld). +++