III. Agrar-Kultur-Tag (1) auf Antonius-Hof: Wünsche und Erwartungen

Der Antonius-Hof in Fulda-Haimbach ist nicht nur einer der größten Öko-Höfe im Lande Hessen, sondern lädt am heutigen Sonntag (10 bis 18 Uhr) gleich zu zwei Anlässen die Menschen ein: zum diesjährigen Erntedankfest und dem III. Agrar-Kultur-Tag unter dem Motto "Stadt und Land - Hand in Hand". Es geht um mehr als nur um die übliche Selbstdarstellung, sonderm um den gemeinsame Erfahrungs- und Ideenaustausch, um mehr Mut zu machen, auch in Zukunft mit Freude noch Landwirtschaft zu betreiben.

Nach dem Erntedankgottesdienst um 11 Uhr wird es u.a. die "Überreichung" eines reich geschmückten Erntewagens mit Produkten aus der Region an den Oberbürgermeister von Fulda geben, danach Mittagstisch und von 13 bis 17 Uhr ein "Markt der Möglichkeiten" mit Informationen oder Hofbesichtigung mit Führung.

Auftakt des diesjährigen Agrar-Kultur-Tages war gestern abend eine öffentliche Podiumsdiskussion mit kompetenten Gesprächspartnern: Fuldas Stadtbaurätin Cornelia Zuschke, Mechthild Schmitt vom Hessischen Landesinstitut für Pädagogik, Dr. Frieder Thomas vom Kasseler Institut für ländliche Entwicklung, Dr. Hubert Baier als Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes sowie Josef Jacobi als Landwirt und Gründer der Upländer Bauernmolkerei. Es ging um die Thesen, dass die räumliche Nähe zur Stadt Fulda nicht nur Chancen für die Landwirte wie etwa Direktvermarktung, Nutzung nachwachsender Rohstoffe oder Bauernhof als Klassenzimmer bringt. Das Verhältnis zwischen städtischer Bevölkerung und Landwirtschaft ist auch oft konfliktbeladen.

Knapp zwei Stunden dauerte die von dem FZ-Redakteur Bertram Lenz geführte Diskussion. Ganz unterschiedliche Berufsgruppen legten ihre Position und Probleme mit der jetztigen Marktlage vor. Es gab zuhauf massive Kritik an der hessischen Landwirtschaftspolitik und der Tatsache, dass die Streichung der finanziellen Förderung für viele Betriebe das "Aus" bedeuten wird. Klar wurde aber auch, dass die allgemeinen Existenzprobleme der Landwirtschaft dieses Forum nicht lösen konnte.

Natürlich wurden da auch detaillierte Vorschläge gemacht, etwa um die wirtschaftliche Lage der Direktvermarkter zu verbessern. Genannt wurden "Großküchen" und "Großverbraucher" wie etwa das Klinikum Fulda, das sich "ökologisches Mittagessen" auch als Aushängeschild für gesundes Essen "ein paar Cent pro Essen und Tag" leisten sollte. Andererseits war auch davon die Rede, dass es mehr Bauernmärkte geben sollte. Der Kreisbauernverbands-Geschäftsführer mahnte dagegen ein "besseres Verhältnis zwischen Bürgern, Stadt und Bauern" an, in dem Konflikte durch Diskussionen ausgeräumt werden sollten. Josef Jaoci ist sicher, dass der Verbraucher bereit ist, für mehr Qualitätsprodukte auch ein paar Cent mehr zu bezahlen.

Für den Reiner Sippel als Geschäftsführer der Antoniusheim GmbH, zu der der Antonius-Hof sowie viele anderen Behinderteneinrichtungen gehören, ist Landwirtschaft "mehr als nur Lebensmittel produzieren". Sie sichere auch die Ernährung mit einem reichhaltigen Angebot wie wohl zu keiner Zeit bevor und habe eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung: jeder achte Arbeitsplatz in Deutschland - so Sippel - steht im Zusammenhang mit der Landwirtschaft. +++