DR. AL-HAMI AKTUELL



Dr. Samir Al-Hami enttäuscht von GroKo-Plänen – „Geld im Gesundheitssystem besser verteilen“

Nach zähen Verhandlungen haben sich Union und SPD auf ein 167 Seiten langes Koalitionspapier einigen können. Darin auch ein Thema: Gesundheit und Pflege. In den Augen des Fuldaer Neurochirurgen Dr. Samir Al-Hami, Inhaber und Geschäftsführer des Neuro-Spine-Center im Fuldaer Münsterfeld, fällt die Bewertung dieses Abschnitts aber enttäuschend aus.


Herr Al-Hami, warum sind Sie von den Plänen und Zielen der großen Koalition (GroKo) in Sachen Gesundheit und Pflege nicht gerade überzeugt?

Al-Hami: Es ist das Gleiche wie vor vier Jahren: jede Menge Versprechungen für das Gesundheitssystem, viele Luftblasen, aber keine grundlegenden Ideen oder Konzepte, um das System zu verbessern und die Probleme wirklich anzupacken. Stattdessen wird einfach mehr Geld bereitgestellt.


Wo liegen denn die Probleme des Gesundheitssystems? Bedeutet mehr Geld nicht gleichzeitig auch bessere Arbeitsbedingungen und bessere Versorgung?

Al-Hami: Im deutschen Gesundheitssystem steht mit über 320 Milliarden Euro im Jahr mehr als genug Geld zu Verfügung. Das ist eine Riesensumme. Nur die Verteilung ist in meinen Augen falsch. Die Krankenkassen, die das Geld ja über Beiträge der Beschäftigten einziehen, zahlen mehr Geld für Arzneimittel als für alle niedergelassenen Ärzte zusammen. Medizinische Produkte – Hüft- und Kniegelenke, Prothesen und so weiter – sind in Deutschland doppelt so teuer wie in Frankreich oder England. Wieso deckelt der Staat nicht die Preise für Arznei und anderen Produkte? Dann wäre aus dem großen Geldtopf viel mehr für andere Bereiche frei.


Sie sprechen auf Arzt- und Pflegepersonal an.

Al-Hami: Ja. Es geht um die Leistungserbringer, die Personen, die am Menschen arbeiten. Diese müssen bessergestellt und fair bezahlt werden. Und mehr Personal bedeutet auch bessere Arbeitsbedingungen, weniger Druck und am Ende eine bessere Versorgung des Patienten. Ich habe kürzlich eine Pflegekraft eingestellt, die sich in manchen Schichten zusammen mit zwei Kolleginnen um 40 Patienten kümmern musste. Kein Wunder, dass solche Berufe immer unattraktiver werden. Zumal die Verteilung der Lohnkosten zwischen Ärzte- und Pflegebereich auch noch ungerecht ist.


Verdienen Ärzte also zu viel?

Al-Hami: So kann man das nicht sagen. Ein Arzt studiert sechs Jahre, hat eine lange und schwierige Ausbildung hinter sich und soll für seine Arbeit auch gutes Geld verdienen. Muss denn aber ein Chefarzt viele hundertausend Euro verdienen, während eine Pflegekraft Probleme hat, über die Runden zu kommen? Auch hier könnte man das vorhandene Geld sinnvoller und vor allem fairer verteilen.



Zusammenfassend kann man also sagen: Sie wünschen sich vom Staat mehr Eingriff ins Gesundheitssystem, damit das vorhandene Geld besser eingesetzt wird?

Al-Hami: Der Medizinmarkt ist sowieso ein staatlich regulierter Markt – und das ist auch gut so. Man darf nicht vergessen, dass das deutsche Gesundheitssystem eines der besten der Welt ist. Viele Länder beneiden uns um die Versorgungsqualität und Zustände wie in Amerika, in der allein der Geldbeutel über die Versorgung entscheidet, wollen wir schließlich auch nicht. Und Pharmakonzerne würden auch mit kontrollierten Preisen ihr Geld verdienen – es geht mir um die Relation. Es ist ja genügend Geld da. Würde es fairer verteilt werden und würde mehr beim Personal ankommen, wären viele Probleme gelöst und automatisch auch die Versorgung besser. Leider will die GroKo nichts davon angehen. Stattdessen sehe ich wieder nur leere Versprechungen, die in der vergangenen Legislaturperiode schon nicht eingehalten wurden.






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