Unter anderem Sonja Rudolph und ein Bekannter (rechts) sowie Patrick Rosenthal kamen extra nach Kerzell, um dem Mann aus Marokko zu helfen - Fotos: Hans-Hubertus Braune

EICHENZELL "Jeden Tag Kontakt zu ihm"

Nach O|N-Artikel: Große Hilfsbereitschaft für Lkw-Fahrer aus Marokko

06.01.25 - Die schier unglaubliche Situation eines Lastwagenfahrers aus Marokko bewegt die Menschen in Osthessen. Der Mann steht seit rund drei Wochen mit seiner Zugmaschine in einem Gewerbegebiet nahe Kerzell (Eichenzell, Landkreis Fulda). Sein Fahrzeug hatte einen Schaden und wurde von der Scania-Filiale repariert.

Sein Arbeitgeber in Marokko ist bislang jedoch nicht in der Lage oder bereit, die Rechnung zu bezahlen. Niederlassungsleiter Bernhard Röhrig kann es selbst kaum fassen. "Das ist schon einmalig und habe ich bisher so auch noch nicht erlebt", sagt Röhrig. Es komme schon mal vor, dass die Fahrer ein, zwei Tage warten müssten, bis ihr Fahrzeug fertig ist. Aber nicht so lange. Ausgerechnet über die Weihnachtsfeiertage und dem Jahreswechsel konnte der Marokkaner nicht nach Hause.

Die Suche nach der Lösung

Röhrig selbst habe auch am Samstagnachmittag nach dem Mann geschaut. "Wir haben praktisch jeden Tag Kontakt zu ihm, bieten ihm Kaffee und Essen an. Er kann bei uns duschen, auf Toilette gehen und Fernsehen schauen", sagt Röhrig. Der Niederlassungsleiter beschreibt den Marokkaner als freundlich und zurückhaltend. Er sei dankbar für die Hilfe und warte geduldig.

Natürlich versuchen Röhrig und sein Team, eine Lösung zu finden, auch über die Scania-Zentrale in Koblenz und den Partnern in Marokko. "Unser Mitarbeiter haben extra Gas gegeben, damit die recht aufwendigen Reparaturen rechtzeitig fertig werden und er vor den Feiertagen nach Hause kann", sagt Röhrig im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch. Verständlich, dass die Werkstatt ihre Arbeiten bezahlt haben will.

"Er hat nach einem Rasierer gefragt"

Unsere Redaktion hatte von Passanten von der Situation erfahren und war am Freitagnachmittag selbst vor Ort (siehe auch unseren Artikel weiter unten). Nach der Veröffentlichung am Samstag meldeten sich mehrere Leser. Unter anderem Patrick Rosenthal aus Künzell. Der Influencer ist aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Osthessen gezogen und ist sofort mit einem Kumpel ins Gewerbegebiet gefahren. "Ein sehr sympathischer und dankbarer Mann. Ich habe ihn gefragt, was er am nötigsten braucht. Seine Antwort: Einen Rasierer. Also sind wir losgefahren und habe ihm einen gekauft", sagt Rosenthal.

Seit über drei Wochen warten der Marokkaner geduldig, dass er mit seiner Zugmaschine ...

Patrick Rosenthal beschreibt den Marokkaner als sympathisch und dankbar ...

Auch Sonja Rudolph und ein Bekannter mit marokkanischen Wurzeln kamen am Samstagnachmittag extra aus Bad Hersfeld in das Eichenzeller Gewerbegebiet zwischen Kerzell und Löschenrod. Sie hatten Kleidung und Bettzeug im Gepäck. Doch der Mann war zu dieser Zeit nicht vor Ort. Offenbar haben Landsleute aus der Region ebenfalls von der unglaublichen Lage ihres Landmannes bei O|N erfahren und sind zu ihm gefahren. Wahrscheinlich haben sie ihn erstmal mitgenommen, damit er nicht dauernd in seinem Fahrerhaus bleiben muss. An der Windschutzscheibe hing zudem ein Zettel mit weiteren Rufnummern von Leuten, die ihm ebenfalls helfen wollten. Eine Frau aus dem Hünfelder Raum hat unsere Redaktion angerufen: "Sagen Sie ihm, wir haben eine Unterkunft für ihn, natürlich kostenfrei".

Strapazen, um für die Familie in der Heimat zu sorgen

Eine beeindruckende Hilfsbereitschaft der Menschen in Osthessen samt des Scania-Teams. Die Lage des Mannes aus Marokko zeigt aber auch einmal mehr, aus welch fernen Ländern die Fahrer zumindest zum Teil kommen, um die Güter in Deutschland und Europa zu transportieren. Sie nehmen all die Strapazen auf sich, um für ihre Familien in der Heimat zu sorgen. Wie eben der Mann aus Marokko. Er hat sein sieben Monate junges Kind seit Wochen nicht gesehen.

Alle hoffen nun, dass in der nächsten Woche eine Lösung gefunden werden kann, der Arbeitgeber des Fahrers endlich die Rechnung begleicht und der Mann nach Hause zu seiner Familie nach Marokko kann. Nach der Warterei eine lange Reise, die er sicher sehnlichst antreten möchte. (Hans-Hubertus Braune) +++


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