ÜBERRASCHUNG! "FULDA aktuell" an "Extra-Tip" (Kassel) VERKAUFT!

Exakt im 21. Erscheinungsjahr ist das kostenlose Anzeigenblatt "FULDA aktuell zum Sonntag" mit einer verteilten Auflage von 113.300 Exemplaren in der Region Osthessen überraschend verkauft worden. Das haben der bisherige Besitzer Gert Nyenhuis sowie der Käufer Daniel Schöningh (Kassel) EXCLUSIV auf Anfrage von "Osthessen-News" bestätigt. Wie hoch der Kaufpreis war, darüber wurden keine Angaben gemacht. Der Besitzerwechsel erfolgte bereits zum 01. April 2005, nachdem der entsprechende Vertrag in der zweiten Märzhälfte unterzeichnet worden war. Offiziell "verändert sich nichts" hieß es, doch auf intensive Nachfrage erklärte Schöningh, er wolle das "journalistische Element stärken" und mit einem "gewissen Boulevard-Journalismus" das Blatt interessanter machen.

Daniel Schöningh ist im Zeitungsbereich kein Unbekannter. Mit dem jüngsten Kauf von "FULDA aktuell" ist ihm offenbar ein echter Coup gelungen, denn auf diese Weise verfügt er jetzt über einen erheblichen Marktanteil im Anzeigenblatt-Bereich in Nordosthessen und Südniedersachsen. Schöningh ist ein Neffe des bekannten deutschen Medienunternehmers Dr. Dirk Ippen und Chef der MBG-Medien, die der Dierichs-Ippen-Gruppe/Kassel (Schwerpunkt: HNA - die nordhessische Fast-Monopolzeitung) zu mindestens 40 Prozent gehört.

Es war im März 2004, als "Osthessen-News" bereits schon einmal über ein Engagement von Daniel Schöningh in der Region Osthessen berichtete. Damals wurde er Mehrheitsgesellschafter der "Hersfelder Zeitung" (HZ) und des dazugehörenden Anzeigenblattes "Kreisanzeigers" (KA) nach dem Tod von HZ-Verleger Ott mit 60 Prozent-Anteil. Schöningh ist u.a. auch Geschäftsführender Gesellschafter des in Kassel erscheinenden Anzeigenblattes "Extra Tip" und der Tageszeitung "Offenbach-Post".

Schöningh selbst betonte immer - so wurde "Osthessen-News" berichtet - dass seine geschäftlichen Aktivitäten in keinem Zusammenhang mit den verlegerischen Aktivitäten von Dr. Ippen stünden. Eine Behauptung, die von Insidern der Branche und Mitarbeitern der Druckhäuser stark angeweifelt wird. Sein Onkel Ippen hatte Anfang 2002 die Mehrheit bei der führenden Zeitung Nordhessens, der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" (HNA) in Kassel, mit der Mediengruppe Dierichs übernommen. Zur "Ippen-Gruppe" gehören in Deutschland etwa 20 verschiedene Zeitungstitel sowie Beteiligungen an Medienbetrieben.

Der bisherige Besitzer von "FULDA aktuell", Gert Nyenhuis, hatte es Mitte der Achtziger Jahre sehr schwer, sein Anzeigenblatt in der Region Fulda zu etablieren. Immerhin gab es zu dieser Zeit (ab 02.03.1978) bereits den vom Verlag Parzeller ("Fuldaer Zeitung") herausgegebenen "Marktkorb am Donnerstag" als einen der ersten Anzeigenblätter Hessens. Jahre später kam am Samstag der "Wochenmarkt" hinzu, der wiederum dann ab 1997 vom "Marktkorb am Sonntag" mit aktuellen Sportergebnissen abgelöst wurde. Gleichzeitig wurde die Donnerstagausgabe auf den Mittwoch vorverlegt.

Dennoch schaffte es Nyenhuis, sich mit seiner Zeitung auf einem schwierigen Markt zu behaupten. Mehrfach kam das Blatt auch überregional in die Schlagzeilen: etwa deshalb, weil es als einziges Printmedium "Hostessen-Anzeigen" veröffentlichte und sich auch mit dem Vorwurf einer "Förderung der Prostitution" auseinandersetzen musste. Geändert hat das an der Haltung des Velagschefs allerdings nichts - bis jetzt.

Über die Motive seines Verkaufs machte Nyenhuis auf Anfrage keine Angaben. Wie "Osthessen-News" aber erfuhr, hatte er bereits einen Verkaufsvertrag mit H.G. Bernert und der Verlag H.G. Bernert GmbH (Freigericht-Somborn, Main-Kinzig-Kreis) abgeschlossen. Dieser bringt u.a. einmal wöchentlich den "Bergwinkel-Wochenboten" heraus, der wiederum im Fuldaer Verlag Parzeller ("Fuldaer Zeitung" / "Kinzigtal-Nachrichten" / "Hünfelder Zeitung") gedruckt wird. Das Problem von Nyenhuis aber war - und das wußte der Bernert-Verlag - dass es einen Vertrag gab, der der Vertriebsfirma "CBV" in Eiterfeld-Ufhausen (Kreis Fulda) das Vorkaufsrecht für "FULDA aktuell" einräumte. Dafür war auch in den vergangenen Jahren bereits Geld geflossen.

Und von diesem Recht machte die CBV-Chefin Christine Bock auch Gebrauch, legte ihr "Veto" ein und bot das Anzeigenblatt dem in Kassel dominierenden "EXTRA-TIP" (Besitzer Daniel Schöningh) an. Dieser fackelte nicht lange, man war sich schnell handelseinig - und so reiht sich jetzt "FULDA aktuell" in eine große Zeitungsfamilie - von HNA über Anzeigenblätter bis zur Offenbach-Post - ein.

"Das Konzept bleibt, viel verändert sich vorerst nicht" erklärte Schöningh im Gespräch mit "Osthessen-News". Er räumte allerdings ein, dass er "mehr Substanz, mehr Stoff zum Lesen" sehen möchte und wegkommen will von dem "zu großen Anzeigen-Friedhof". Er weiß allerdings auch, dass dies nicht schnell geht: "Zeitung machen ist wie Marathon, da braucht man Ausdauer". Nach Meinung von Schöningh "verträgt die Region Fulda einen Wettbewerb in diesem Segment" und er ist auch überzeugt, "FULDA aktuell" künftig in "vernünftigen Strukturen" führen zu können. Ob das auch neue Arbeitsplätze für Journalisten bedeutet und wie er das "journalistische Element stärken" will, darauf hat sich der neue Geschäftsführer noch nicht festgelegt.

Klar scheint jedenfalls, dass mit dem Besitzerwechsel auch Bewegung in den osthessischen Anzeigenmarkt kommen dürfte: mit den nach Nordhessen reichenden Anzeigenverbünden der "Schöningh-Zeitungsfamilie" drängen sich ja so genannte "Synergie-Effekte" und mehr Wettbewerb finanzieller wie inhaltlicher Art geradezu auf. +++