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26.10.07 - Fulda

AKTUELL! 7 Kneipen boykottieren Rauchverbot - "Großer Gästerückgang"

Das neue Nichtraucherschutzgesetz wird ab sofort von mindestens sieben Fuldaer Kneipen boykottiert. Der Pächter der Gaststätte „Zum Krokodil“, Uwe Zierfuß, hat die Aktion angestoßen. Sein Motto laute „Boykott statt Pleite“ und dem haben sich laut Zierfuß neben seiner eigenen Kneipe auch die Fuldaer Wirtshäuser und Bierlokale „Windmühle“, „Schöppchen“, „Spitzbub“, „Piazetta“, „Posaune“ und „Oberbayern“ angeschlossen. Der Boykott bedeutet konkret, dass die Wirte den Kneipengäste erlauben zu rauchen - trotz des Rauchverbotes der hessischen Landesregierung, das seit dem 1. Oktober dieses Jahres gilt. „Bei uns hat der Boykott gestern Abend angefangen“, erklärte Zierfuß heute am frühen Abend gegenüber Osthessen-news.

„Angesichts sinkender Umsätze und bedrohlichem Gästerückgang wir keine andere Möglichkeit, als dieses Gesetz zu boykottieren. Denn wegen des neuen Nichtraucherschutzgesetz und den erheblichen Verteuerungen der Lebenshaltungskosten werden Netzwerke sozialer Struktur zerstört“, erklärt Zierfuß. Zu dem Grund des gastronomischen Aufbegehrens sagt er weiter: „Diese wettbewerbs- und für viele Gastronomien existenzgefährdende Politik wird von uns nicht mitgetragen und wir lehnen uns dagegen auf. Jeder Gastwirt sollte selbst entscheiden dürfen, ob er eine Raucher- oder Nichtrauchergaststätte betreiben möchte“

Zierfuß spürt in seiner eigenen Kneipe seit Einführung des Rauchverbotes einen „sehr großen Gästerückgang“. Am Wochenende kämen teilweise bis zu 50 Prozent weniger Gäste als zu den Zeiten, als das Rauchen noch erlaubt gewesen sei. „Wenn das so bleibt, dann müsste ich über kurz oder lang schließen“, beurteilt der Wirt der Gaststätte „Zum Krokodil“ seine wirtschaftliche Situation.

"Bier und Zigarette gehören zusammen wie Kaffee und Kuchen"

Einen Rückgang der Besucher merkt auch Schöppchen-Wirt Hubert Wagner. Er weiß von anderen Kneipen, die ihren Gästen schon seit längerem das Rauchen erlauben. Die Raucher würden deshalb zum Teil abwandern. Nach seiner Einschätzung sind 80 bis 90 Prozent der Gäste in Bierkneipen auch Raucher. „Bier und Zigarette gehört hier zusammen wie Kaffee und Kuchen“, pointiert er. Auch die Nichtraucher in den Bierkneipen hätten noch nie was gegen Raucher gehabt.

Den Gesetzgebern wirft Wagner vor, von der Praxis "keine Ahnung" zu haben: “Für eine Bierkneipe bedeutet das Rauchverbot das Aus. Wir können die Kosten so nicht halten.“ Wagner findet es sinnvoll, wenn die Wirte selbst entscheiden dürften, ob sie das Rauchen erlauben. Eine Kneipe zieht man groß wie ein Kind, sagt er und beklagt, dass "über Nacht Leute kommen, die das kaputt machen". Der Gesetzgeber müsse sich was einfallen lassen, forderte der Schöppchen-Wirt.

„Boykott noch keine Ordnungswidrigkeit“

Im Moment sei der Boykott noch keine Ordnungswidrigkeit, sagt Zierfuß. Erst nach der dreimonatigen Übergangsfrist ab Januar 2008 könnten Strafgelder erhoben werden. Diese liegen laut Gesetz bei „bis zu 2.500“ Euro für die Kneipenbesitzer. Gäste zahlen bis zu 200 Euro, wenn sie gegen das Verbot verstoßen. Ob und mit welchen Folgen die Gastwirte rechnen müssen, ist ihnen derzeit selbst noch unbekannt. „Wir wissen noch nicht was kommt“, sagte Zierfuß.

Zusammen der von ihm gegründeten „Initiative Pro Raucherkneipen Fulda“ hat Uwe Zierfuß fast 1.500 Unterschriften gegen das Gesetz gesammelt. Darunter seien rund 25 Prozent „gesellige Nichtraucher.“ Der Wirt sieht sich dadurch verpflichtet, „einen Schritt weiter zu gehen“. Gestern hatte bereits die Frankfurter Initiative „Anti-Rauchverbot-Gastro“ in politischer Eigenverantwortung zum offenen Boykott gegen das Rauchverbot in Kneipen aufgerufen. Für den morgigen Samstag planen die Frankfurter um 16.00 Uhr am Frankfurter Römer eine Großdemo unter dem Motto „Tote Kneipen = Tote Stadt“.

„Kleine Kneipen auf rauchende Kunden angewiesen“

Unterstützung bekommt die "Initiative Pro Raucherkneipen Fulda" von den Fuldaer Liberalen. „Passivrauchen stellt unbestritten eine Gefährdung für die Gesundheit dar. An Orten, wo sich Menschen nicht freiwillig aufhalten, gilt es diese Gefährdung zu verhindern. Im Gegensatz zu dem Gastronomiebereich ist in öffentlichen Gebäuden der Nichtraucherschutz sinnvoll. Der Gaststätten- und Kneipenbesuch ist allerdings eine völlig freiwillige Entscheidung", so Helge Mühr, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Fuldaer Stadtparlament. „Reine Speisegaststätten mögen von diesem Gesetz sogar profitieren. Aber kleine Kneipen im „Bemuda-Dreieck“ sind zu einem großen Teil auf rauchende Kunden angewiesen“, sagt Mühr. (dk) +++




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