Stadtregion-Bürgermeister wollen SOMMERLAD-Neubau an A 7: "Antrag zustimmen"

27.08.16 - Die politische Lage in der Stadtregion Fulda spitzt sich zu. Im Kampf um den Neubau der Möbelstadt Sommerlad an der Autobahn 7 bei Fulda-Mitte setzen die Rathauschefs von Fulda, Eichenzell, Künzell und Petersberg erneut ein deutliches Zeichen und zeigen vereint Stärke. Sie wenden sich in persönlichen Briefen an die 15 Mitglieder des Zentralausschusses der Regionalversammlung beim Regierungspräsidium in Kassel. "Wir bitten Sie, dem Abweichungsantrag der Gemeinde Künzell zuzustimmen", heißt es in dem dreiseitigen Schreiben, das OSTHESSEN|NEWS vorliegt. Unterzeichnet ist der Brief von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (Fulda) sowie den Bürgermeistern Timo Zentgraf (Künzell), Dieter Kolb (Eichenzell) und Karl-Josef Schwiddessen (Petersberg).

Zur Begründung: "Im Altbau in Petersberg hat das Möbelhaus keine wirtschaftliche Zukunft." Sommerlad werde in diesem Jahr einen Verlust machen, der im einstelligen Millionen-Bereich liege. "Alle potentiell geeigneten Standortalternativen sind intensiv geprüft worden und ausdiskutiert. Verblieben ist nur der Standort Künzell, weil die anderen Standorte nicht geeignet sind (Fulda-Nord, östlich der A7, Stadt Fulda) nicht verkehrlich erschlossen werden können (Fulda-Nord, westlich der A7, Gemeinde Petersberg) oder sich aus wirtschaftlichen Gründen in absehbarer Zeit nicht realisieren lassen (Fulda-Kaiserwiesen an der B27)."

Anhand vieler hessischer Beispiele (u.a. Bad Hersfeld, Lohfelden, Fritzlar, Frankenberg, Bad Arolsen, Hofgeismar, Petersberg, Bebra, Kassel, Eschwege, Hünfeld und Lauterbach) belegen die vier Politiker, dass große Baumärkte und Möbelhäuser der bekannten Filialisten fast ausnahmslos in Vorranggebieten für Industrie und Gewerbe liegen. So wäre es auch im Fall Sommerlad, wenn er in Künzell an der A7 bauen würde. "Die Abweichung vom Integrationsgebot (danach ist großflächiger Einzelhandel nur in Vorranggebieten 'Siedlung' zulässig, der Standort in Künzell liegt jedoch in einem Vorranggebiet für 'Industrie und Gewerbe' - Anm. d. Red.) ist aus Gründen der Gleichbehandlung vertretbar, wenn nicht sogar geboten", sagen die Rathauschefs und sprechen von einem "Härtefall". Es gehe um die Verlagerung eines alteingesessenen Möbelhauses, nicht um eine Neuansiedlung, vor allem von großflächigem Einzelhandel.

Die Akteure in der Stadtregion: Dr. Heiko Wingenfeld (Fulda), Timo Zentgraf (Künzell), ...

Der Fall Sommerlad ist nach dreijähriger öffentlicher Diskussion längst ein Politikum, der sich möglicherweise sogar zu einem internen Streit unter den politisch Verantwortlichen zuspitzen könnte. 130 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Für ihren Erhalt, die gemeinsame Zukunft des Interkommunalen Gewerbegebiets entlang der A7 und den Erhalt des traditionsreichen Familienunternehmens in der Region Fulda kämpfen die Bürgermeister der vier größten Kommunen im Kreis Fulda. Ihnen entgegen steht der Fuldaer Landrat Bernd Woide (CDU), denn er lehnt den Neubau an der A7 in Künzell seit Bekanntwerden des Vorhabens konsequent ab. Er beruft sich auf "geltendes Recht" und ist offensichtlich nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Mit dem Brief an den Zentralausschuss stellen sich die vier Spitzen der Stadtregion offensiv gegen den Kreis-Chef. 

Am Montag, den 5. September entscheidet der Zentralausschuss in Kassel endgültig über das Bauvorhaben des Möbelhauses an der Autobahn auf Künzeller Gebiet. Wie erwartet hat das Dezernat für Regionalplanung beim RP bereits eine Negativ-Beschlussvorlage erarbeitet und an die Ausschuss-Mitglieder verschickt. Mit Spannung werden die heimischen Politiker und die Wirtschaftsregion Fulda nach Nordhessen schauen oder sogar die öffentliche Sitzung vor Ort verfolgen. Bleibt zu hoffen, dass der Wille der Stadtregion gehört wird. (Christian P. Stadtfeld) +++