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REGION NACHGEDACHT 203:

Die letzte Klappe... Gedanken von Christina LANDER

HINTERGRUND:Geboren 1988 in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologie-studium für sie vorbestimmt und beschlossen. Christina Lander studierte Germanistik und Theologie in der nächsten Bischofsstadt Paderborn. Nach dem Referendariat ging sie in den Schuldienst und arbeitet seit 2013 als Kolumnistin bei OSTHESSEN|NEWS.DE . Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (heute zum 203. Mal) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht.

27.11.16 - Es ist jetzt neun Jahre her, dass in meiner Lieblingsserie die letzte Klappe gefallen ist. Insgesamt sieben Staffeln und mein ganzes Teenagerdasein von 14 bis 18 Jahren durfte ich jeden Nachmittag das lustigste, schlagfertigste und inspirierendste Mutter-Tochter-Gespann vor dem Fernsehen verfolgen, wobei ich selbst für eine Stunde in die Welt von Stars Hollow abtauchte. Die „Gilmore girls“ begleiten mich noch heute, denn alle Staffeln habe ich gefühlt schon mehr als zehn Mal durchgesehen. Ich kenne die Dialoge teilweise auswendig und suche mir bestimmte Folgen nach meinem Gemütszustand aus.

Als mir mein Mann vor einem Jahr mitteilte, dass die Serie weitergehen soll, war dies für mich wirklich eine sehr glückliche Nachricht. Gestern flimmerten die zwei Damen wieder über den Bildschirm direkt in mein Herz hinein. Insgesamt vier neue Folgen wurden abgedreht und ich musste mich wirklich zurückhalten, sie nicht durch die ganze Nacht durchzusehen. Die Hälfte allerdings habe ich bereits konsumiert und schon jetzt macht sie sich breit, die Angst vor dem Ende. Weil dann wirklich Schluss sein wird.

Und genau darüber möchte ich heute intensiv nachdenken: über das Ende, über die Endlichkeit. Dass etwas endet, das uns wirklich am Herzen liegt, erzeugt in uns Menschen oft das Gefühl eines starken Verlustes. Erst vor kurzem musste ich meine Oma verabschieden. Diese Unwiederbringlichkeit, diese Endgültigkeit, beides tut ungeheuer weh. Und oft müssen wir Menschen damit leben, dass etwas zu Ende geht. Und nicht mehr wieder kommt.

Obwohl wir mehr oder weniger, bewusst oder unbewusst das Verabschieden gewohnt sind, denn fast dauernd geht etwas zu Ende: Jhre, Wochen, Tage, Lebensabschnitte, Freundschaften, Beziehungen, Momente. Die Zeit läuft ab. Wir bekommen nun mal nicht mehr. Und für viele ist das ein Grund zu verzweifeln. Es ist ja auch eine harte Realität. Und ob früher oder später muss sich ein Mensch damit auseinandersetzen – damit er nicht an der Endlichkeit des irdischen Lebens verzweifelt.

Doch was kann man dem Ende entgegensetzen? Nur eine Macht, die wohl viel stärker wirkt: das Leben. Und nur mit dieser wahnsinnigen Gegensätzlichkeit können wir womöglich die Verzweiflung oder Angst vor dem Ende bearbeiten: Nur in dem Wissen, dass es auch ganz anders sein kann, können wir lernen, besser und intensiver zu leben. Wenn wir unsterblich auf der Welt herumlaufen würden, bräuchten wir uns nicht anstrengen, denn wir hätten ja genug Zeit zum Leben. Es scheint so, als ob der Tod und das Ende den Blick auf das Leben schärfer machen können. Damit das Leben nicht verschenkt wird. Es bleibt grausam, dass Menschen gehen müssen. Aber dieses Ende zwingt uns auch, dass wir beginnen müssen, wirklich und echt und intensiv und gut zu leben. Die letzte Klappe wird fallen. Aber davor sollten wir noch einmal alles geben (CHRISTINA LANDER). +++


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