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Ein kleines Präsent für Prof. Dehler - vom amtierenden Hochschulpräsidenten Prof. Dr. Karim Khakzar...
Dehler bestimmte 12 Jahre Entwicklungszeit der Fachhochschule Fulda von 1982 bis 1994 - Fotos: Hendrik Urbin
14.10.09 - FULDA
Ex-Rektor Prof. DEHLER feierte 65. Geburtstag mit illustrer Gästeschar
Es war ein "Stelldichein" alter Bekannter, ein Wiedersehen nach oftmals mehr als einem Jahrzehnt und gleichzeitig Erinnerung an ein Stück Fuldaer Hochschulgeschichte zwischen 1982 und 1994. Um diese "bewegten Jahre" der Fachhochschule Fulda unter Leitung des damaligen Rektors Prof. Dr. Joseph Dehler ging es also in der Halle 8 - aber nicht hochschulpolitisch gesehen, sondern um Dehler selbst, der just am Sonntag sein 65. Lebensjahr vollendete. "Lobreden" wollte er keine hören, hatte Dehler im Vorfeld bereits angekündigt. Doch so ganz ohne "positive Erinnerungen" ging es dann doch nicht. Denn die vielen Wegbegleiter "eines Mannes, der es weit gebracht hat und nie seine Wurzeln im Fuldaer Stadtteil Lehnerz vergaß", hatten einiges über die Um- und Aufbrüche der vergangenen Jahre zu berichten. Und auch Moderator und Planer der "Geburtstagsfeier der besonderen Art", Prof. Dr. Peter Krahulec, machte gegenüber Dehler deutlich, "dass Spruch und Widerspruch in diesem Hause gelebt werden können - dank Deines Einsatzes". Es war eine illustre Schar der Gäste, die an diesem Nachmittag in der Halle 8 bei späterem Kaffee und Kuchen das "Geburtstagskind" feierten. Die Liste reichte von der Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dehnhardt, Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller, Ex-Landrat Fritz Kramer, IHK-Präsident Bernhard Juchheim, zahlreiche Bürgermeister der Region, ehemalige und aktive Landtagsabgeordnete, Bedienstete von Ministerien und Hochschulen, Künstler, Architekten, Sportler und viele andere, denen der Jubilar "ans Herz gewachsen" ist.Der amtierende Präsident der Hochschule Fulda (wie es heute heißt), Prof. Dr. Karim Khakzar, erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass die Fachhochschule zu Beginn der Dehlerschen Amtszeit im Wintersemester 1982/83 gerade 1.625 Studierende und 53 Professoren zählte. Diese Zahl steigerte sich im Lauf der nächsten zwölf Jahre auf im Sommersemester 1994 3.659 Studierende und 89 Professoren. Damals habe es "viele Hürden, Krisen und Hindernisse gegeben" und es sei in die Arbeit "viel Herzblut und Engagement" eingebracht worden. Um das mögliche "Diktat der Gene" ging es im Festvortrag, den kein Geringerer als der Mitbegründer des renommierten Öko-Instituts Freiburg, Prof. Dr.Dr.Dr. h.c. Günter Altner hielt. Er be- und umschrieb den Aufbau der menschlichen Gene und für welche Funktionen und Fähigkeiten sie jeweils "zuständig" sind. Nicht ohne Risiko seien Eingriffe oder Veränderungen ins menschliche Erbgut. Prof. Altner fragte, ob "lenkende Gene" nicht auch für moderne Probleme und Themen wie Abwrackprämie, Staatsverschuldung oder Umweltfragen verantwortlich seien. Und Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller bescheinigte dem "jungen Sechziger", er habe mit dazu beigetragen, dass die Fachhochschule Fulda in Stadt und Region "hineingewachsen" sei.Der agile Jubilar, der zugab, sich durchaus nicht "65-jährig" zu fühlen, hatte sich selbstbefragt: “Was war das eigentlich für ein Leben, das Du bisher geführt hast?“, „Gab es einen roten Faden, der alles durchzog?“„Wie bist Du geworden, was Du wurdest und bist?“ „Womit hast Du Dich / musstest Du Dich beschäftigen?“„Wie bist Du angekommen?“ „Wo wurdest Du kritisiert und wann vielleicht auch einmal gemocht?“Er beantwortete sich diese Fragen bilanzierend: "Obwohl ich mich dem Grund nach eigentlich als ein sehr harmoniebedürftiger Mensch einschätzen würde, bin ich zu dem Ergebnis gekommen, mein Leben war wohl bis jetzt ein einziger Kampf. - Als Lehrling musste ich, um es zurückhaltend zu sagen, um meine menschliche Würde kämpfen: Das waren die Jahre von 1959 bis 1962. In dieser Zeit bin ich in den ASV (Athletik-Sport-Verein) eingetreten. Dort habe ich die Kraft und Zuversicht erworben, die Lehrzeit psychisch und physisch als „Seppl“, wie ich im Betrieb genannt wurde, gesund zu überstehen und vor allem gelernt, Widerstand zu leisten. Davor war ich schwach und wog bei meiner Größe gerade mal 127 Pfund. - Später, nach meiner Gesellenzeit, beim BGS, wo ich meinen Wehrdienst ableistete, kämpfte ich gegen Streber und aberwitzige Figuren, denen jedes Mittel recht war, ihr Macht an Untergebenen (z.B. mit dem Befehl: „Hinlegen, U-Boote von oben“) auszunutzten. - Auf der privaten Hotelfachschule, für die ich mir das Geld während der BGS–Zeit zusammengespart hatte, auch indem ich nach Feierabend noch ein paar Stunden bei Eika in der Spätschicht arbeitete, waren es die Auseindersetzungen mit denjenigen, die glaubten, ihr Leben mit dem Geldbeutel bewältigen zu können.- Auf dem zweiten Bildungsweg und später im Studium war es der Kampf um das eigene ICH. In dieser Zeit ging es vor allem darum, mir eine neue Identität zuzulegen, ohne die alte – und damit die Liebsten und Freunde – aufgeben zu müssen; um später dann in der Studentenbewegung, aber als immer zusätzlich Arbeiten-Gehender für Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen. (Um diese Zeit geht es im wesentlichen in Bonjos).- Dann, an der Volkshochschule im reichsten Landkreis Deutschlands, merkte ich sehr bald, dass mir die Bildungsbeflissenheit der betuchten Mittelschicht auf den Wecker ging. Da provozierte ich kurz einmal mit einem alten Karl–Marx–Fragebogen, den ich an die Hörer verteilte. Dann musste ich um meine berufliche Existenz kämpfen.- Später, als ich dachte, ich müsse zurückgehen, wo ich herkam, an die Berufsschule, musste ich gegen schon längst vergessen geglaubte autoritäre Strukturen in Unterricht und in der Verwaltung ankämpfen, – nicht zuletzt als der dort gewählte Verbindungslehrer. - Als Rektor an dieser Hochschule fühlte ich mich vor allem den Studenten und Mitarbeitern verpflichtet und hatte so keinen leichten Stand bei einigen Professoren, die mir letztlich auch deshalb fremd geblieben waren, weil ich auf allzu große Widersprüche zwischen „Kopf, Hand und Herz“ gestoßen war. - Dann musste ich, um die Entwicklung der Hochschule vorantreiben zu können, auf Konfrontationskurs ungeahnten Ausmaßes mit der Ministerialbürokratie, der Politik in der Region und in Wiesbaden gehen. Eine sehr schwere Zeit war das, nahezu alle gegen sich zu haben. Und zum Schluss habe ich noch Schläge für den dann gelungenen Versuch bekommen, den FB Elektrotechnik auf dem BGS-Gelände realisieren zu wollen, was nun Episode geworden ist.- Später dann als Innovationsbeauftragter des Landes Hessen, und wiederum später in ähnlichen Funktionen beim Bund und im Lande Sachsen-Anhalt, als Abteilungsleiter verschiedener Abteilungen, unter anderem als Zentralabteilungsleiter im Wirtschaftsministerium, hatte ich mich oft genug an unzeitgemäßen Hierarchien und irrationalen Strukturen reiben müssen", bilanzierte Dehler."Sie können sich vielleicht vorstellen, wenn sie, was bereits sehr früh meine Grundlinie war, wegweisende Konzepte, so das Zusammenführen von Mitteln und Wissens- wie Laborressourcen, realisieren wollen, und dabei vor allem dem Kooperationsgedanken in den Mittelpunkt stellen wollte, - und sie dann von morgens bis abends immer nur auf das alte gleiche Status-, Zuständigkeits- und Konkurrenzgehabe, - umgeben von Besserwisserei, Unersetzlichkeitsparolen und Klientelbefriedungsmustern stoßen. Was da an Energie und Lebenszeit verbrannt wird !Also Kampf, Kampf, immer wieder Kampf: Und am Ende kann man sich durchaus die Frage stellen, war es die durch den Ringersport erlernte Kampfbereitschaft, die sich in der zivilen Welt ihre Opfer suchte, oder war es die Sensibiltät für die vorliegenden Probleme und Strukturen, für deren Lösung ich mein Kämpferherz einzusetzen versuchte? Im allerbesten Fall war es beides."Joseph Dehlers neuestes Buch „Generation Bonjos – Die Zeit zwischen den Stühlen“, ist in der edition bodoni erschienen In seiner letzten Publikation "Generation Bonjos" beschäftigt sich Dehler mit dem Spannungsverhältnis zwischen einem treu sorgenden Großvater und seinem Enkel während der Potestbewegung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in Deutschland. Als Ausgangspunkt dienten ihm die Briefe seines Großvvaters, den er schon in "Die Armut pfiff aus allen Löchern" lebhaft gewürdigt hatte. Auf der einen Seite steht der Fabrikarbeiter und spätere Briefträger Bonaventura , geboren 1889, der seinen Sohn Josef bereits mit 21 Jahren, 1943, im Krieg verlor. Auf der anderen Seite der ein Jahr später geborene Koch und Fabrikarbeiter Josef, der für Bonaventura – nicht nur des Namens wegen – an die Stelle seines nicht mehr heimgekommenen Sohnes trat.Die Liebe des Großvaters Bonaventura zu seinem Enkel konnte sich solange ungestört entfalten, bis Josef entschied, ein völlig neues Leben anzufangen. Danach begann für beide eine unsichere, kritische Zeit. Zu Josefs Bedauern schlummerten die damit verbundenen Konflikte bis zum Tode von Bonaventura im Jahre 1981 im Alltag dahin, obwohl reichlich Zeit gewesen wäre, sie zu bereinigen.Jetzt, wo Bonaventura 120 Jahre alt geworden wäre und Josef 65 Jahre alt, nimmt der Autor die beiden noch einmal mit zurück in die verzwickten Jahre 1967 bis 1972. Am Ende steht die Frage, wie Josefs „späteres Leben“ von Bonaventura heute beurteilt würde.++++
Wollte keine Lobreden am 60. - Prof. Joseph Dehler...
Das neue Buch von Joseph Dehler..
Prof. Dehler mit seiner 89-jährigen Mutter ...
Fotos aus der Zeit, als es noch "Fachhochschule Fulda" hieß...
Führte durchs Programm: Prof. Peter Krahulec, auch ein "alter Weggefährte"
..die Bundesverfassungsrichterin Hohmann-Dehnhardt ...
Vertreter der SPD...
Festredner Günter Altner...
..vor den etwa 250 Gästen in der Halle 8