Ein schöner Blick auf die Streicher, die das Collegium Musicum an diesem Abend verstärkten. Dieses Bild entstand in der Generalprobe. - Fotos: Jutta Hamberger / Christoph Wehner

FULDA Konzert Collegium Musicum

Ein Händchen für die Wiener Klassik mit Werken von Mozart und Schubert

10.06.24 - Das Collegium Musicum Fulda e.V. besteht aus Amateuren, die Lust darauf haben, miteinander zu musizieren. Dabei geht es nicht um musikalisch belanglose Nettigkeiten, gespielt werden äußerst anspruchsvolle Stücke, die viel Probenarbeit verlangen. So auch an diesem Abend, bei dem zwei Meisterwerke im Fokus standen – und sie wurden großartig gespielt.  

Martin Welter führt in Mozarts Klarinettenkonzert KV 622 ein.

Robert Dreksler spielt das Klarinettenkonzert KV 622.

Dirigent Schunk und Solist Dreksler bedanken sich für den Applaus nach dem fantastisch ...

KV 622, dieses atemberaubende Klarinettenkonzert, eines der letzten Werke Mozarts, verlangt Orchester und Solist alles ab. Dieses einzigartige Werk ist zärtlich, lyrisch, tänzerisch und herzzerreißend zugleich. Es ist sparsam und doch dicht komponiert und von großer Klarheit. Vielleicht gibt es technisch anspruchsvollere Stücke, aber kaum eines, das so viel Ausdruckskraft verlangt. Die Schönheit und Vollkommenheit dieses Konzertes berühren in der Tiefe des Herzens.

Mozart hat das Orchester fast kammermusikalisch besetzt, es umspielt den Klarinetten-Part, ohne in den Vordergrund zu treten. Kein Satz hat eine Solo-Kadenz – und doch ist immer klar, welches Instrument das Sagen hat. Der erste Satz beginnt mit einem ausgedehnten Orchester-Vorspiel und bereitet so den Auftritt des Soloinstruments vor. Im zweiten Satz mit seiner hinreißenden Kantilene setzt die Klarinette den Ton, und das Orchester greift das Thema auf. Im dritten Satz mit seinen schnellen Läufen im 6/8-Takt kann der Solist seine Kunstfertigkeit vorführen – nach der Innigkeit des zweiten Satzes endet das Konzert fröhlich und heiter.

Pausengespräch: Brigitte Feldmann freut sich, den besten Freund ihres Sohnes Tobias ...

Könner am Werk

Damit es mit der Selbstverständlichkeit erklingt wie an diesem Abend, müssen Könner am Werk sein. Robert Dreksler, gebürtig aus Weimar und beruflich heute in Würzburg zuhause, spielte es fantastisch. Das Collegium Musicum mit seinem Dirigenten Jens-Uwe Schuck war ihm ein ebenbürtiger Partner – es war ein Genuss, ihnen zuzuhören. Und allen spürte man die Freude an, miteinander zu musizieren. Robert Dreksler machte dem Orchester in der Pause eine Liebeserklärung: "Das ist ein total netter Haufen!"

Martin Welter hatte uns zuvor in einer Einführung das Konzert nahegebracht – mit wenigen Worten und angesungenen Motiven gelang es ihm, die Typik der drei Sätze verständlich zu machen. Eine wunderbare Idee, Musik so ‚aufzuschließen‘, man hört sie dann viel bewusster – Welter und sein Kollege Wolfgang Zoth machten das auch bei den anderen Werken des Abends so.

Robert Dreksler mit seiner Schwester und Brigitte Feldmann.

Abschiedsbild nach einem gelungenen Konzert.

Aus der Mitte der Streicher heraus – dieses Bild entstand in der Generalprobe. ...

Meisterwerk eines Teenagers

Als Schubert seine 5. Sinfonie in B-Dur schrieb, war er gerade einmal 19 Jahre alt. Faktisch also ein Jugendwerk, allerdings schwingt bei diesem Begriff immer mit, dass etwas noch nicht so ganz ausgereift ist. Genau das trifft aber auf diese ungemein beliebte Sinfonie nicht zu. Hier kann man einem musikalischen Genie bei seiner Entwicklung zuhören.

Schubert setzt sich in dieser Sinfonie mit der Wiener Klassik auseinander, ganz besonders mit dem von ihm bewunderten Mozart. Und gleichzeitig sucht er seine unverwechselbar eigene musikalische Sprache. Man kann sie in diesem Werk bereits deutlich hören. Die Sinfonie hat eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit, wie man sie in Schuberts späterem sinfonischen Werk kaum noch findet. Die Musikjournalistin Renate Ulm spricht von der "melancholischer Freude", die diese Sinfonie verströme – ein sehr passendes Diktum. Das Collegium Musicum brachte genau das klangschön und präzise zur Geltung.

Kraus und Bruckner

Nach der Pause erklang das Adagio aus Bruckners Streichquintett in F-Dur. Es ist Bruckners einziges kammermusikalisches Werk – und doch denkt man beim Hören ständig an seine sinfonische Musik. Die Orchesterfassung ist also eine sehr natürliche Variante dieses Stücks. Das Adagio ist ein Stück großer Innerlichkeit, hat aber auch Züge des Monumentalen, und das nicht nur in den Ausmaßen des Satzes, der je nach Einspielung zwischen 14 und 17 Minuten dauert. Mir hat nicht ganz eingeleuchtet, warum dieses Stück zwischen Mozart und Schubert plaziert wurde, für mich passte es nicht ins sonst so klug zusammengestellte Programm.

Aufmerksam bei der Sache.

Zum Wach- und Warmwerden für Publikum und Musiker hatte das Konzert mit einer Ouvertüre begonnen, der zu "Olympic" von Joseph Martin Kraus. Das ist ein heute so gut wie vergessener Komponist, der auch "Odenwälder Mozart" genannt wird. Ein Vergleich, der arg hinkt, und womöglich mit den fast identischen Lebensdaten zusammenhängt und damit, dass Kraus bei seinem Tod nur ein Jahr älter war als Mozart. Ich musste an eine Szene aus dem Film "Amadeus" denken, in der Salieri bei Hof und zu Ehren Mozarts ein neu komponiertes Stück spielt. Der König will wissen, ob Mozart es sofort nachspielen könne – was für eine Frage! Mozart spielt zunächst Note für Note, dann macht er aus der ziemlich langweiligen Komposition Salieris echte Mozart’sche Musik. Das ungefähr beschreibt den Unterschied zwischen Kraus und Mozart.

Es war ein rundum gelungener Konzertabend auf sehr hohem Niveau – schade nur, dass in der Orangerie so viele Plätze leer blieben. Liebe Musikfreunde, Sie haben etwas verpasst! Orchester und Dirigent wurden mit sehr viel Beifall bedacht – ich freue mich auf das nächste Konzert! (Jutta Hamberger) +++


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