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- Fotos: Michaela Scharff
Das Lauterbacher Vokalensemble unter der Leitung von Claudia Regel trat in diesem Jahr in folgender Besetzung auf (v.l.n.r.:) Claudia Jacob, Sabine Keutzer-Striehl, Annedore Radvan, Imke Graue, Susanne Weidmann, Heidi Hausmann-McAven, Ute Stock, Alfred Kraushaar, Daniel Schuch, Michael Schimanski, Tim Brod, Joachim Hinz.
20.05.13 - LAUTERBACH
41. Pfingstmusiktage (3): Gottesdienst mit Zugabe der TOMAS-SINGERS
Wenn sich das beste Vokalensemble der Region mit dem besten Chor der Welt spontan singend vereint – wo könnte sich Pfingsten mehr ereignen? Noch ganz beseelt vom Konzert der University of Santo Tomas-Singers fanden viele am vergangenen Sonntagmorgen den Weg in den Gottesdienst in der Stadtkirche. Auch der philippinische Chor, der am Vorabend auf der gleichen Bühne konzertiert hatte, mischte sich unter die Besucher und kündigte an, am Ende mit der Gemeinde und dem Vokalensemble zusammen singen zu wollen.
Kirchenmusikerin Claudia Regel eröffnete die Feier unter anderem mit dem „Dialog sur les Grands Jeux" von Nicolas de Grigny und führte ein spannende Zwiegespräch der Register vor. Mal brillant, mal knurrend, dann wieder vollmundig machte ihr Orgelspiel Lust auf mehr. „Nicht weniger als die Ankunft Gottes im Heiligen Geist feiern wir an Pfingsten" begrüßte Pfarrer Sven Kießling die Besucher an diesem dritthöchsten Feiertag der Christen. In seiner Predigt sprach Kießling über den Burnout des Mose und darüber, dass Gott dessen Klage ernst nahm und die Lasten verteilte, indem er Mose 70 begabte Helfer an die Seite stellte. „Teamwork entspricht dem Geist von Pfingsten, Einzelkämpfertum ist out", so das Fazit des Pfarrers, der auch sich selbst von einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen getragen weiß.
Der Sound des Lauterbacher Vokalensembles unter Leitung von Claudia Regel prägte den Gottesdienst mit einer ganz besonderen Dramaturgie der Stücke, die sich durchdacht in die Liturgie des Gottesdienstes einfügten. Mit Josquin Desprez’ „Tu pauperum refugium" brachte der Chor im Anschluss an das liturgische Sündenbekenntnis behutsam artikuliert die Hoffnung auf Erlösung zum Ausdruck. Hoch konzentriert und mit angemessenem Ernst interpretierte das Ensemble „Aeterne Rex" von Lajos Bárdos, ein Hymnus aus der Fronleichnamsprozession. Mit Bravour und präziser Dynamik meisterten die Vokalisten „Verleih uns Frieden gnädiglich" von Heinrich Schütz und überboten dies schließlich noch durch das strahlende Lob Gottes in „Jubilate Deo" am Ende des Gottesdienstes.
Dem Applaus folgte eine in einem Gottesdienst zwar unübliche, in diesem Fall aber mit Spannung erwartete Zugabe. John Rutters Vertonung des altenglischen Gebets „God be in my head" schien wie geschaffen für dieses Experiment: Auf ganz bezaubernde Art und Weise mischten sich Vogelsberger und philippinische Stimmen, als hätte es nie etwas anderes gegeben – ein wundervoller Abschluss zur Feier der Ausgießung des Heiligen Geistes, der die Völker in verschiedenen Sprachen und doch mit einer Stimme sprechen lässt. (Michaela Scharff) +++