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22.05.13 - LAUTERBACH
Höhepunkt Pfingstmusiktage: Lauterbacher Kantorei mit Kurpfalzorchester (5)
Das festliche Pfingstkonzert am Sonntagabend ist traditionell der programmatische Höhepunkt der Lauterbacher Pfingstmusiktage. Das Festival, dessen Charakter auch in seinem 41. Jahr zu einem großen Teil vom persönlichen Engagement vieler Menschen aus der Region lebt, braucht einen solchen Mittelpunkt, weniger als musikalisches, denn als emotionales Zentrum all jener, die die Pfingstmusiktage mit Leben erfüllen, professionelle Künstler, Amateure, Organisatoren, Kirchengemeinde, Unterstützer, Helfer und nicht zuletzt das Publikum. Sie alle machen diese zentrale Veranstaltung zu dem, was sie ist. Natürlich geht es dabei auch um die Musik, schließlich handelt es sich um ein Musikfestival. Deshalb stehen zu diesem zentralen Anlass Werke auf dem Programm, die viele Akteure zusammenführen, Werke für Chor und Orchester, die Lauterbacher Kantorei in diesem Jahr wieder mit der Kurpfalzphilharmonie aus Heidelberg, Solisten mit Amateuren und dazu ein Gastdirigent, der für frischen Wind sorgt.
Damit all das beim Konzert auf einen gemeinsamen musikalischen Nenner gebracht werden kann, bedarf es immenser Vorbereitungsarbeit, die lange vor der eigentlichen Festivalvorbereitung beginnt. Die Lauterbacher Kantorin Claudia Regel, die beim Konzert in der Stadtkirche bescheiden als Chorsängerin mitwirkte, hat auch in diesem Jahr auf diesem Gebiet Großes geleistet und den Chor mit ihrer Probenarbeit auf ein nahezu professionelles Niveau gebracht, was nicht bedeutet, dass dabei die Freude am Musizieren verloren gegangen ist. Mutig und mit größt möglicher Sicherheit meisterte die Lauterbacher Kantorei ihren Part in Felix Mendelssohn-Bartholdys 42. Psalm. Intonationssicher und dynamisch transparent, sensibel und trotz des traditionell dünn besetzten Tenors ausgewogen füllte der Chor den Klangraum der Kirche und vermochte es stellenweise sogar dem Orchester klangliche Rückendeckung zu geben.
Das Orchester präsentierte eine bewegende „Unvollendete", Schuberts h-moll-Sinfonie, deren Bekantheitsgrad so hoch ist, dass man verleitet ist, musikalisch spitzfindig zuzuhören, was dem Werk wiederum in keiner Weise gerecht wird. Es ist nur im Großen zu erfassen, nicht in Details zerlegt, und dieser Erfassung im Großen wurde die Interpretation der Kurpfalzphilharmonie unter der Leitung von Klaus Thielitz in jeder Hinsicht gerecht. Gleiches gilt für Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre, welche die zweite Konzerthälfte eröffnete. Als zweites Werk gemeinsam mit Chor und Orchester bildete Mendelssohns „Lauda Sion" sowohl einen musikalischen wie auch geistlichen Höhepunkt im Pfingstsonntagskonzert, in den sich die vier Solisten Heike Heilmann (Sopran), Katharina Magiera (Alt), Christian Dietz (Tenor) und Alexander Schmidt (Bass) auf homogene Weise einfügten.
Das Zusammenwirken von Chor und Orchester und Solisten ist niemals frei von Risiken, wobei kleine Unsicherheiten im Detail auch hier dem Großen und Ganzen nicht schadeten. Im Gegenteil, aus der Reibung der unterschiedlichen musikalischen Kräfte erhält das Konzert im Zentrum der Pfingstmusiktage seinen besonderen Charakter, besticht jede Gruppe mit ihren ganz besonderen Stärken und führt diese zu einem beeindruckenden Gesamtergebnis: sensible und zugleich ausdrucksstarke Solisten, ein routiniertes und zugleich bewegliches Orchester und ein selbstsicherer und zugleich aufmerksamer Chor. Auch in diesem Jahr ist dieses Zusammenwirken wieder einmal geglückt, nicht ohne Reibungen und Spannungen, aber genau das macht den Charakter dieses zentralen Ereignisses aus.+++Klaus Scheuer