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Die Milseburg - prägend für die Rhön, aber auch prägend für das am Fuße liegende Künstlerdorf Kleinsassen - Foto: Martin Angelstein

Die Milseburg mit der Hütte und dem Kreuz auf dem Gipfel, links im Hintergrund Kleinsassen. - Foto: Wolfgang Habermehl

22.12.05 - Hofbieber

GERETTET - für 200.000 Euro! Hofbieber Eigentümerin der MILSEBURG

Die Milseburg in der hessischen Rhön als "Ort mit hoher Symbolkraft für die Region" ist gerettet. Sie bleibt künftig in "öffentlichem Eigentum". Heute Morgen wurden nicht nur der Kaufvertrag über die Summe von 200.000 Euro abgeschlossen, sondern die Finanzierung und die Beteiligten bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Danach wird die Rhöngemeinde Hofbieber - auf deren Gebiet der markante Berg liegt - Eigentümerin einer insgesamt 26 Hektar großen Fläche, das seit vielen Jahren auch offiziell als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Der bisherige Grundstückseigentümer Johannes von und zu Guttenberg (Bad Neustadt/Saale) hat dieses Areal für exakt 200.000 Euro verkauft.

Davon zahlten das Land Hessen für den Bodenwert rund 52.000 Euro und der Kreis Fulda weitere 10.000 Euro. Die Restsumme wurde durch halb-öffentliche und private Spender wie etwa Sparkasse Fulda, ÜWAG, GWV und Genossenschaftsbank sowie in Höhe von etwa 100.000 Euro durch zahlreiche private Unternehmen der Region aufgebracht. Ganz wichtig: damit ist die weitere Existenz der "legendären" Rhönklub-Schutzhütte - deren Pachtvertrag nach fast 122 Jahren zum 31. Dezember 2005 gekündigt worden war - auf Dauer gesichert.

Wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk dürfte der Vertragsabschluss vor allem für die Mitglieder des Rhönklubs sowie für alle Natur- und Wanderfreunde der Region sein, die sich seit Monaten Sorgen um die künftige weitere Zugänglichkeit des sagenumwobenen Berges machten. Auf dem 835 Meter hohen Berg hätte bei einem Verkauf an einen anderen Privatbesitzer zwar - allein schon wegen der seit 1968 verfügten Ausweisung als Naturschutzgebeit - zwar kein "Freizeitpark" entstehen können.

Doch die Kündigung des vor über 100 Jahren mit dem Rhönklub geschlossenen Pachtvertrages für die rustikale Hütte und die Auflage, den "Urzustand" auf dem Berg wiederherzustellen, versetzte den Wander- und Naturschutzverband in heftige Aufregung. Schließlich hatte der Rhönklub aus eigenen Mitteln und gesammelten Spenden erst kurz zuvor die Hütte saniert.

Durch die Anfang 2005 ausgesprochene Kündigung wurde auch im öffentlichen Bewusstsein klar, dass "die Milseburg" nicht etwa dem Land Hessen oder dem Kreis "gehört". Dass sich das Areal von rund 26 Hektar seit Jahrhunderten im Privatbesitz der Freiherrlichen Familie von und zu Guttenberg aus dem fränkischen Nachbarland befindet, war kaum jemandem erinnerlich. Und der Verkaufswunsch kam zu einem Zeitpunkt, der für Land, Kreis und Kommunen angesichts leerer Kassel denkbar ungünstig ist.

Doch "hinter den Kulissen" muss sich in den vergangenen Wochen einiges getan haben: Sponsoren wurden ins Boot geholt, der Großenlüderer CDU-Politiker und Finanzstaatssekretär Dr. Walter Arnold bemühte sich beim Land Hessen erfolgreich um die "Akquise eine beträchtlichen Teils des Kaufpreises". Kramer dankte auch seinem baldigen Amtsnachfolger Bernd Woide, der sich im Kreisausschuss für die finanzielle Beteiligung des Kreises eingesetzt hatte.

Allerdings war die finanzielle Beteiligung des Landkreises proportional niedriger als die ideelle Begeisterung, die der scheidende Kreischef heute im kleinen Sitzungssaal der Kreisverwaltung in brillanten Wortschöpfungen ausdrückte: "Die Milseburg ist Identitätsmerkmal der Rhön. Noch mehr als die Wasserkuppe ist sie in den Herzen der Menschen verankert. Die Wasserkuppe gehört der ganzen Welt; die Milseburg gehört uns. Sie ist für uns ein Mythos. Und die Hütte auf ihrer Spitze ist nicht nur für die Mitglieder des Rhönklubs Kult".

Die besondere Atmosphäre des Berges kommt vielleicht auch von der Notwendigkeit körperlicher Anstrengung: die Milseburg kann der Normalwanderer nur zu Fuß erreichen. "Ein Teil der eigenen lässlichen Sünden ist einem nach dem Aufstieg schon vergeben", erläuterte Kramer wissend. Und die Hütte auf dem Berg nannte er eine "Gnadenstätte".

Während Landrat Fritz Kramer fast euphorisch strahlte, konnte sich die Präsidentin des Rhönklubs, Regina Rinke, kaum mehr fassen und war von ihrer Freude so überwältigt, dass sie die Pressekonferenz nur tränenüberströmt absolvieren konnte. Außer dem 1.Kreisbeigeordneten Bernd Woide kommentierte auch der Hofbieberer Bürgermeister Marcus Schafft das Verhandlungsergebnis und den Besitzerwechsel eher zufrieden-nüchtern: "Das ist ein Geschenk für die Gemeinde ebenso wie für die Region".

Die Milseburg besitzt eine hohe Symbolkraft bei der einheimischen Bevölkerung. Der Berg verkörpert ein Stück regionaler Identität. Von daher musste die Nutzung und Zugänglichkeit für die Allgemeinheit in jedem Fall gewährleistet sein. Als Naturschutzgebiet war die Region bereits im Jahr 1968 ausgewiesen. Auch gehört die Milseburg zu den Kernzonen des Biosphärenreservats Rhön. Für die deshalb nicht mehr mögliche forstwirtschaftliche Nutzung auf 26 Hektar war der Eigentümer bereits 1996 mit der Summe von 187.000 D-Mark "vollständig entschädigt" worden.

Da Gemeinde und Kreis hatten ein Vorkaufsrecht. Außerdem bestehen nach Informationen der Fachleute noch andere Rechte an und auf dem Berg: nach dem Naturschutzrecht dürften Wanderer ohne Einschränkung zum Gipfel und rund um die Gangolfskapelle auf der Milseburg gehören nach einige hundert Quadratmeter Fläche der zuständigen Kirchengemeinde Kleinsassen.

HINTERGRUND

Die Milseburg (835 m) ist einer der markantesten Berge der Rhön und trägt seinen Beinamen "Perle der Rhön" nicht umsonst. Seine Form ähnelt einem Trapez. Seine Süd - bis Ostseite fällt in einem riesigen, steilen Felsen ab, was ihm auch seine bizarre Form gibt. Der sonst bewaldete Berg ist auf dieser Seite völlig kahl, so das sich der Felsenabhang wirkungsvoll von seinem Umfeld abhebt.

Auf dem Gipfel, auf dem sich eine Kreuzigungsgruppe aus dem Jahre 1756 und eine dem hl. Gangolf geweihte Kapelle befindet, hat man einen der besten Ausblicke in die Rhön. Unterhalb des Gipfels gibt es eine bewirtschaftete Schutzhütte für müde und hungrige Wanderer.

Die Milseburg kulturhistorisch

Die Milseburg war in vergangenen Zeiten einmal eine echte Kelten - Hochburg. Davon zeugen die bis heute erhaltenen Ringwallanlagen. Außerdem lag an seinem Fuße ein keltisches Dorf, dessen Mauern und Befestigungen teilweise noch zu erkennen sind. Den Berg umgibt ein Keltenlehrpfad, bei dessen Bewanderung Sie eine Menge über die Kelten auf zahlreichen Informationstafeln erfahren können. Wer noch weiter ins Tal absteigt, gelangt in das Künstlerdorf Kleinsassen, das besonders durch seine alljährlichen Kunstwochen im Sommer bekannt geworden ist.

Der Riese Mils mit "seinem" Berg

Einer Sage nach trieb hier in grauer Vorzeit der Riese Mils sein Unwesen. Der Hl. Gangolf soll ihn schließlich mit seiner Beterei bezwungen haben. Man erzählt sich, dass der Riese Mils unter der Milseburg begraben liegt.

Auf einer netten Rundwanderung kann man die Milseburg z.B. vom Fuldaer Haus auf der Maulkuppe startend, vorbei am Stellberg und weiter über Kleinsassen ansteuern. Wem der Aufstieg zu beschwerlich ist, kann sein Auto auf dem Parkplatz "Danzwiesen" (direkt über den Hochrhönring zu erreichen) abstellen und von hier aus einen der sehenswertesten Berge der Rhön erklimmen! Achtung: hier geht´s trotzdem immernoch ziemlich steil bergauf, festes Schuhwerk ist Pflicht.

Die Milseburg bietet Radfahrern ein ausgefallenes Special: Ein alter Eisenbahntunnel führt unter dem Berg durch und kann im Sommer im Zuge des "Milseburg-Radweges" (www.milseburgradweg.de) befahren werden! Im Winter fungiert der Tunnel als Fledermaus-Überwinterungsrefugium und ist dann gesperrt. +++


Die Karte mit den 26 hektar.... - Folgende Fotos: Max Colin Heydenreich

Pressekonferenz heute Vormittag im fuldaer Landratsamt...


Überglücklich und mit Freudentränen: die Rhönklub-Präsidentin Regina Rinke

Landrat Fritz Kramer (CDU)...


...und die Medienvertreter mit Bürgermeister Schafft ((Bildmitte) ...


Hofbiebers Bürgermeister Schafft...

und Finanzstaatssekretär Dr. Walter Arnold...

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