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Bürgermeister Clemens Behr nahm für die Stadt Bad Königshofen die höchste Auszeichnung der finnischen Brigade aus der Stadt Kajaani in Empfang: Das „Kainuu Risti“ - Das Kreuz des Kainuun. Kainuu ist die Gegend, aus der einst die Soldaten kamen, die in Königshofen im Grabfeld damals als Besatzer waren. - Fotos: Friedrich

Im historischen Rathaussaal von Bad Königshofen wurde beim Empfang der Gäste aus Finnland diese Fahne übergeben. Es ist die Fahne des finnischen Regiments, das im Schwedenkrieg von 1631 bis 1634 in Königshofen im Grabfeld als Besatzungsmacht war und hier auch die ersten Rauchsaunen baute. Unser Bild zeigt von links: Kari Kiira, Bürgermeister Clemens Behr und Kari Lappeteläinen, den Vorsitzenden des Reservisten Klubs aus Kajaani.

21.08.07 - RHÖN

Auf historischen Spuren: Höchste Auszeichnung des finnischen Regiments

BAD KÖNIGSHOFEN. Eine hohe Auszeichnung des finnischen Regiments der Stadt Kajaani erhielt Bürgermeister Clemens Behr für die Stadt Bad Königshofen: Das große Ehrenkreuz der Brigade Kajaani. Zustande kam diese Ehrung durch den deutschen Forscher Detlev Pleiss, der herausgefunden hat, dass im 30-Jährigen Krieg Finnen von der Savolaxer Seenplatte als Besatzungsmacht in der damals Fürstbischöflichen Festung Königshofen waren. Die Finnen der Stadt Kajaani, wo heute noch eine 2.000 Mann starke Truppe dieses ehemaligen Regiments in einer Brigade stationiert ist, haben deshalb eine ganz besondere Beziehung zum heutigen Bad Königshofen und zum Grabfeld.

Bürgermeister Clemens Behr hießt die Gäste aus dem hohen Norden deshalb auch ganz herzlich in der „alten Garnisons- und Festungsstadt“ willkommen. Sein besonderer Gruß galt Kari Kiira, sowie Kari Lappeteläinen, dem Vorsitzenden des Reservistenklubs der Stadt Kajaani. Behr erinnerte daran, dass man seit 2001 gute Kontakte mit den Finnen pflege und sich auch gegenseitig anrufe. „Ich melde mich dann immer und sage: Hier ist die Stimme aus Deutschland“, lachte Bad Königshofens Stadtoberhaupt. Ganz klar, dass er dann kurz die unterfränkische Kurstadt vorstellte und dabei mit einem Glas Frankenwein anstieß. Ja und dann mußten die Gäste aus Finnland lernen, den Namen von Königshofen auszusprechen, so wie er in er Urkunde von 741 steht.

„Dazu nehmen wir erst mal einen Schluck Frankenwein,“ lachte Bürgermeister Behr und bat dann den Namen „Cuningishaoba in Pago Graffelti“ ihm nachzusprechen. Wenn auch mit ein wenig finnischem Akzent, so hatten die Gäste den historischen Namen doch dann recht schnell im Sprachgebrauch. Behr berichtete dann von der Kur in Bad Königshofen und davon, dass Detlev Pleiss vor Jahren herausgefunden hatte, dass die Finnen als Besatzer im 30-Jährigen Krieg in Königshofen im Grabfeld waren. Bislang habe man gedacht, es seien die Schweden gewesen. Als Pleiss dann auch noch im Stadtarchiv nachblätterte und eine Notiz des damaligen katholischen Stadtamtmanns Sebastian Wirsing fand, in dem dieser von großen Holzlieferungen für die finnischen Besatzer sprach, sei klar gewesen, dass die Finnen in Königshofen wohl eine Sauna bauten.

Damit sei nachgewiesen, dass Königshofen im Grabfeld die erste Sauna in Süddeutschland besaß. Man machte sich dies zu eigen und nannte die Saunalandschaft in der Frankentherme deshalb auch fränkisch-Finnisches Saunadorf. Damit erinnere man auch an die Geschichte und freue sich natürlich, dass auch die Nachfahren finnischen Besatzung von einst heute nach Bad Königshofen kommen. Der Bürgermeister erzählte, daß er 2003 in Kajaani zu Gast war und dort mit Schwimm Meister Günter Grell eingeladen war und man die finnische Sauna testete und das jeden Tag. Er bekam damals Pläne mit nach Hause, um in der Frankentherme eine echt finnische Rauchsauna zu bauen. Das sei aus Platz- und Kostengründen bis heute allerdings nicht geschehen. Nun hoffen die Finnen darauf, dass diese Pläne auch einmal umgesetzt werden.

Und weil es in Bad Königshofen bei einem Bürgermeisterbesuch üblich ist, dem Stadtoberhaupt ein Lied zu singen, ließen auch die Finnen sich nicht lange bitten und sangen eine ganz bekannte finnische Hymne. Schließlich gab es als Zugabe gar noch ein Huldigungslied des Finnen Eino Leino, der auch als finnischer Goethe bezeichnet wird. „Die Jahre fließen dahin...“ ist es betitelt. Ja und dann hatten die Gäste aus Kajaani noch eine ganz besondere Überraschung für das Stadtoberhaupt parat. Nachdem dieses den Namen „Behr“ trägt und der Bär in Finnland zu Hause ist, brachten sie einen holzgeschnitzten Braunbären mit. Dazu gab es noch entsprechendes Öl, mit dem die Figur gegen Witterungseinflüsse immer wieder einmal eingeölt werden muß.

Weil aber Bären in Finnland zum Abschuss freigegeben sind und das dem Bad Königshofener Behr nicht so gehen soll, hatte Kari Kiira eine besondere Idee. Er band dem hölzernen Braunbären eine Krawatte um, denn, so Kari Kiira: „Krawattenbären werden bei uns keinesfalls geschossen.“ Ein Geschenk, dass damit eine besondere Bedeutung für Bürgermeister Clemens Behr hat und wohl auf seinem Grundstück stehen wird. Doch damit waren die Finnen mit ihrer Überraschung noch lange nicht am Ende.

Kari Lappeteläinen, der Vorsitzende des Reservistenklubs der Stadt Kajaani, nahm schließlich noch eine Ehrung vor: Die Stadt Bad Königshofen erhielt als Erinnerung an die finnische Besatzungsmacht und die heute noch guten Kontakte zu diesem Regiment, die höchste Auszeichnung, die das Regiment zu vergeben hatte, das sogenannte „Kainuu Risti“. Das Kreuz des Kainuun. Kainuu ist die Gegend, aus der einst die Soldaten kamen, die in Königshofen im Grabfeld damals als Besatzer waren. Detlev Pleiss weiß dazu, dass zu dieser Zeit diese Gegend von Russland abgetrennt wurde und zum schwedischen Finnland kam. Dort liegt auch die Garnisonsstadt Kajaani, in der heute rund 2.000 Soldaten in einer Brigade beherbergt.

Die Finnen wandelten damit auf historischen Spuren und Detlev Pleiss ein deutscher Forscher, der heute in Finnland lebt, ist der eigentliche Urheber des Besuches, denn er fand heraus, dass die Schweden zwar 1631 die Festung Königshofen einnahmen aber die Finnen als Besatzungstruppe zurückblieben. Und zwar als einzige Besatzungstruppe der Schweden in der Zeit von Oktober 1631 bis Juni 1634 im süddeutschen Raum. Warum aber ließen die Schweden damals die Finnen als Besatzung in Königshofen? Auch das hat Detlev Pleiss herausgefunden: Weil sie nämlich eine besonders zuverlässige Truppe waren, außerdem seien kostengünstiger als die Schweden gewesen. Weiterhin ist nachgewiesen, dass sie sehr bescheiden lebten. In den städtischen Archiven fand Pleiss Aufzeichnungen, in denen nachzulesen ist, dass sich die Finnen mit zwei Pfund Brot, einem Pfund Fleisch und einem großen Glas Bier am Abend pro Tisch begnügten.

Doch auf etwas wollte die finnische Besatzung damals nicht verzichten – das war eine Sauna. Etwas, das man in Königshofen zu dieser Zeit noch längst nicht kannte. Dass sie hier auch saunierten ist anhand der Holzlieferungen nachzuweisen. Der damalige Stadtamtmann Sebastian Wirsing hat nämlich niedergelegt, dass er sich bei seinem Vorgesetzten darüber beklagte, daß die Finnen viel Holz benötigten. Wirsing sprach von „unerträglichen Holzlieferungen.“ Das Holz würden sie nicht nur für das Beheizen der Wachstuben und auf den Wällen verwenden, sondern „auch noch an anderen Orten.“ Und das, so der deutsche Forscher, „können eigentlich nur Rauchsaunen gewesen sein.“

Dass aus seinen Forschungen zum Schwedenkrieg eine solche Freundschaft dann zwischen Finnland und dem unterfränkischen Bad Königshofen entstanden ist, das machte Detlev Pleiss natürlich ganz besonders viel Freude. „Da macht es Freude und Mut wieder weiter zu forschen,“ sagte er beim Besuch in Bad Königshofen. Er hat in den vergangenen Jahren das Bad Königshofen Archiv ebenso durchforstet, wie die weiteren privaten und staatlichen Archive, ebenso die Kirchenbücher. „Irgendwann muss man auch einmal einen Punkt machen, denn die Finnen waren ja auch noch wo anders in Deutschland, lacht der deutsche Forscher. (hf)+++


Bären sind zwar in Finnland zum Abschuss frei gegeben. Krawattenbären allerdings nicht, lachte Kari Kiira vom Reservisten Klub aus Kajaani. Deshalb kann Bürgermeister Clemens Behr immer wieder nach Finnland kommen. Als Geschenk erhielt er einen geschnitzten Bären „mit Krawatte“.

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