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Wo kommen die Egoisten her? - von Christina LEINWEBER
24.08.14 - „Die ganze Welt dreht sich um mich, denn ich bin ---- ein Egoist!“ Mein´s, mein´s, mein´s – dies denkt häufiger die Kategorie von Menschen, die alles nur für sich haben will. Klassisch egoistisches Denken: „Bevor ich nicht habe, sollen die anderen aber auch nichts bekommen.“ Wer mag Egos? Keiner, oder? Ich habe mich gefragt, wo man solch ein Denken lernt. Eigentlich noch viel interessanter: Brauchen wir Egoisten in unserer Gesellschaft oder lieber Sozialisten?
Der Mensch kann Egoismus bereits ganz früh lernen. In der Familie wird das Verhalten der Eltern oftmals kopiert und imitiert. Später – in Sozialisationseinrichtungen wie Kindergarten und Schule – überdenkt man dann das Gelernte noch einmal, revidiert, verbessert oder behält bei. Auch die Gene werden hier ihr eigenes Stück dazu besteuern. Also kann Egoismus bereits ganz früh entstehen, kann man aber auch erst später dieses Denken annehmen?
So etwas passiert womöglich, wenn stark sozial engagierte Menschen merken, dass sie mit ihrer sozialen Ader irgendwann einmal an Grenzen stoßen: Sie merken, dass sie ausgenutzt werden. Irgendwann macht soziales Handeln vielleicht nicht mehr glücklich?! Dann könnte man umroutieren, 180-Grad-Drehung. Und wie nennt man das dann? Gesunden Egoismus vielleicht, weil man aus der „Ausnutz-Falle“ ausgetreten ist?
Aber wir brauchen doch soziale Menschen! Unser System ist sozial – Soziale Marktwirtschaft. Irgendwie sind wir also alle ein bisschen sozial – weil wir daran teilnehmen?! Reicht das schon? Und wir sind vielleicht wahrscheinlich auch alle ein bisschen (oder mehr) egoistisch. Womöglich gehören beide Seiten zu uns – sozial und egoistisch. Man hat sich selbst ja schon lieb, allerdings möchte man die anderen auch nicht vergessen. Es ist schon schwer im Leben – und die Grenze zwischen beiden Seiten ist mal wieder verschwindend gering (Christina Leinweber) +++
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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 85 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++