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REGION WIELOCHS WIRRE WELT (44)

Gutachten: Grünes Licht für Eisdiele im Löhertor - Einzelhändler toben

12.09.14 - Gute Nachricht für das verwaiste Geisterhaus Löhertor in Fuldas Innenstadt - bald wird die leer stehende Immobilie wieder aufblühen: Ein 226-seitiges Gutachten hat jetzt grünes Licht gegeben, dass im Einkaufszentrum der Eissalon „Gelateria Salmonella“ eröffnen darf. Allerdings mit Einschränkungen. „Die Geschäftsfläche muss von 13 auf 9 Quadratmeter reduziert werden. Außerdem darf der Inhaber nur 14 statt 21 verschiedene Eissorten verkaufen“, erklärte Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller gestern bei der offiziellen Präsentation des Gutachtens. Ein Münchner Büro hatte drei Jahre Arbeit in die „Landesplanerische und städtebauliche Verträglichkeitsanalyse des geplanten Löhertor-Einzugs der Gelateria Salmonella in der Stadtregion Fulda“ investiert.

Während die Botschaft Eisfreunde begeistert, bringt sie die wutentbrannten Einzelhändler auf die Palme. „Eine zusätzliche Eisdiele führt im Einzelfall zur Existenzgefährdung und schließlich zum Leerstand der Innenstadt“, teilte der zuständige Handelsverband in einer Presseerklärung mit. Eine Eisdiele mit 9 Quadratmetern Fläche und einem zusätzlichen Randsortiment wie Löffeln, Servietten, Geschirr und Knusperwaffeln könne die Innenstadt nicht verkraften, hieß es. Die Folge seien nicht nur Schließungen in Fulda, sondern auch in Hünfeld, Bad Hersfeld, Gersfeld, Schlüchtern, Bebra, Kassel, Würzburg und im Frankfurter Raum.

Hitziger Streitpunkt ist vor allem eine Geschmacksrichtung auf der Karte der Gelateria: das Schlumpfeis. In einer Beschwerde an den Petitionsausschuss des Bundestages fordern die Spielwarenhändler und Kaufhaus-Geschäftsführer Osthessens ein striktes Verbot: „Wir haben grundsätzlich nichts gegen gefrorenes Wasser. Aber der Verkauf von Schlumpfeis durch ein Eisdielen-Imperium wie das in Fulda geplante schädigt den Facheinzelhandel der Region in bisher ungeahnter Weise.“ Um die Wogen zu glätten, hat OB Möller ein neues Gutachten unter der Fragestellung „Wie viel Schlumpfeis verträgt die Metropolregion Fulda?“ in Auftrag gegeben. Mit ersten vorläufigen Ergebnissen ist im Frühjahr 2016 zu rechnen. Mode- und speziell Hut-Boutiquen legten unterdessen Beschwerden wegen der Eissorte „Melone“ ein, Lampengeschäften ist die Eisvariante „Birne“ ein Dorn im Auge.

Nicht nachvollziehen kann Francesco Fontana, Besitzer der Gelateria Salmonella, die Debatte. „Leckere Gelati für die Bambini“, beschrieb er sein Konzept. In Italien gebe es weder Gutachten noch Vorschriften. Da könne man auch sonntags die Geschäfte öffnen, wenn man Lust habe. „Musse ich Gerhard mal vorschlage.“ Letztere Aussage stieß bei den Fuldaer Einzelhändlern auf offene Ohren. „Herr Fontana verfügt als international renommierter Geschäftsmann in einem von enormer Kälte geprägten Gewerbe über Weitsicht, er verkörpert den Globalisierungsgedanken wie kein Zweiter und wird mit seinen erfrischenden und nachhaltigen Ideen und Visionen auch der Barockstadt wichtige wirtschaftliche Impulse verleihen“, teilte der Verband der Fuldaer Einzelhändler heute in einem Rundschreiben mit. Francesco Fontana wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Handelsverbands gewählt.

Erste Erfolge des Gelatieri: Jeder Sonntag ist neuerdings verkaufsoffen und die Barockstadt trägt das Schlumpfeis im Wappen. Dafür muss Fontana auf seinen winterlichen Heimaturlaub in Rom verzichten. Ab Dezember wird der Neu-Osthesse im Fuldaer Schlossgarten neben der Wasserfläche Eis verkaufen. Das ist eine Auflage der Stadt. Denn: „In den vergangenen Wintern hatten wir hier trotz Dauerfrost Probleme mit Eis“, so ein Sprecher.

HINTERGRUND: „Wielochs wirre Welt" erscheint heute am 44. Freitag in Folge bei OSTHESSEN|NEWS. Jochen Wieloch (38) blickt dabei pointiert, humorvoll und teilweise mit einer gehörigen Portion Ironie auf die Ereignisse, die die Menschen in der Region und im Land bewegen. Der Petersberger kennt sich als selbstständiger Redakteur in den Medien Print, TV und Internet bestens aus, ist Buchautor und als Spezialist für Unterhaltungselektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Außerdem berät und betreut der 38-Jährige Unternehmen in allen Fragen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete Jochen Wieloch unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München. Für osthessen-tv.de stellt der Germanist neuerdings regelmäßig automobile Neuheiten in Filmbeiträgen vor. +++


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