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Tausende staunten - viel Lob für Jahrhundertbauwerk Tunnel - VIDEO
13.09.14 - Das war eine einmalige Chance. Tausende Menschen spazierten am Samstagvormittag durch den Neuhofer Autobahntunnel. Der Tenor aus der Bevölkerung war sehr positiv: Historisches Fest, ein Glückstag, ein Feiertag für die Kaligemeinde Neuhof (Kreis Fulda). Das letzte Teilstück der A 66 oder auch der „osthessischen Route 66“ ist für den Verkehr freigegeben worden. Die Main-Metropole Frankfurt und die Domstadt Fulda rücken näher zusammen.
Um 15:37 Uhr am Samstagnachmittag rollten die ersten Autos durch den 1,6 Kilometer langen Tunnel in Richtung Rhein-Main-Gebiet. Zum offiziellen Festakt vor dem Südportal und dem Tunnelfest rund um das Gemeindezentrum kamen mehr als 5.000 Besucher. Bürgermeisterin Maria Schultheis (CDU) sprach von einem „riesengroßen Erfolg“. Dieses Mammut-Projekt zählte durch seine Komplexität zu den kompliziertesten Baustellen in Hessen. Hessen Mobil-Präsident Burkhard Vieth sagte: „Die Lücke ist geschlossen. Neuhof kann jetzt tief durchatmen.“
Bundes-Staatssekretär Rainer Bomba (CDU) vom Verkehrsministerium, Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) und die gesamte lokale Polit-Prominenz kamen nach Neuhof. Bomba - selbst „ein Bub der Region“ - sagte: „Heute ist ein guter Tag für die gesamte Region Osthessen.“ Seit 1969 sei über die A 66 diskutiert worden. „Alfred Dregger war der Motor, der den Neubau mit einem Aktionsbündnis vorangetrieben hat. Wir haben ihm viel zu verdanken.“ Es fielen aber auch Namen wie Fritz Kramer, Martin Hohmann, Michael Brand, Dr. Walter Arnold und vor allem Dr. Alois Rhiel. Alle hätten sich für den Bau mit viel Herzblut eingesetzt.
Staatsminister Al-Wazir betonte: „Die Route 66 von Hessen ist fertig.“ Für ihn war es etwas Besonderes, wie er vor gut 2.000 Gästen mit einem Schmunzeln sagte: „Ich gebe als Grüner die Alfred-Dregger-Autobahn frei.“ Der Minister betonte, Verkehrspolitik sei Mobilitätspolitik, die kluge „Verknüpfung von Verkehrsträgern“. Für die Bürger bedeutet der Lückenschluss: weniger Lärm, weniger Staub, weniger Verkehr im Ortskern – und vor allem mehr Lebensqualität. Denn bisher lief der gesamte Verkehr über die B 40 durch Neuhof.
Landrat Bernd Woide (CDU) machte deutlich: „Die Straße ist kein Selbstzweck, sondern eine wirtschaftliche Triebfeder.“ Mit Stolz könne man sagen, die Region Fulda sei eine „wachsende Region“. Neuhof sei jetzt wieder liebens- und lebenswert, sagte Bürgermeisterin Schultheis. „Wir alle profitieren von der A 66. In unserem Gewerbegebiet in Neuhof-Nord werden Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze geschaffen.“ Bevor die Promis mit Oldtimern als Erstes die Tunnelröhre befuhren, gab es den kirchlichen Segen von Pfarrerin Annika Wölfel und Pfarrer Dr. Dagobert Vonderau.
1994 reichte die A 66 bis zum Distelrasen bei Schlüchtern-Nord (Main-Kinzig-Kreis). Für die letzten 22 Kilometer - bis zum Autobahndreieck Fulda bei Eichenzell - hat der Bund insgesamt rund 310 Millionen Euro investiert. Seit 2005 wurde dann am letzten Teilstück gebaut. Rund 118 Millionen Euro hat das gekostet. Die Geschichte der Straßenverbindung zwischen Osthessen und dem Rhein-Main-Gebiet reicht aber noch viel weiter zurück. In den 1970er Jahren begannen die Planungen. Als erstes war 1978 das Autobahndreieck Langenselbold mit dem Anschluss an die Sauerlandlinie A45 fertig. Dann ging es schrittweise mit immer neuen Teilstücken weiter.
Die Arbeitsgemeinschaft Bickhardt Bau, Kirchner (Strabag-Konzern) und Hochtief hat die "Bau-Operation am offenen Herzen" durchgeführt. Dazu Bickhardt-Vorstand Martin Geisendörfer zu OSTHESSEN|NEWS: „Das war das schwierigste und interessanteste Bauwerk in der Firmengeschichte.“ Spezial-Tiefbau, Wasserbau, Straßenbau, Gleisbau und Ingenieur-Bau hätten hervorragend ineinander gewirkt.
Man sah auf dem Tunnelfest: Neuhof und die Region sind zufrieden - auch die Kritiker, die unter dem Bau der A 66 gelitten haben. Sie feierten und ließen sich kulinarisch verwöhnen, vom Gasthof Ebert (Deutsches Haus) in Neuhof. Karl-Heinz Ebert und sein Team hatten extra „Tunnel-Pralinen“ (Frikadellen) hergestellt. "Das war eine große Herausforderung für meine Mannschaft, denn niemand konnte sagen, wie viele Besucher kommen." Während sich die einen amüsierten, mussten die Männer der Straßenmeisterei und Polizei umbauen und alles vorbereiten, damit der Verkehr heute Abend ab 22 Uhr auch Richtung Fulda durch den Tunnel fahren kann. (Christian P. Stadtfeld). +++