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REGION GRENZLAND (6)

Nicht bleiben wollen, aber müssen - Was waren SCHIESSBEFEHL und MAUERTOTE?

08.11.14 - Die Mauer trennte über 28 Jahre hin DDR und BRD und damit auch Nachbarn, Freunde und Familien. Der "antifaschistische Schutzwall" war nicht nur Trennungselement, sondern auch ein Todesstreifen. Als Symbol einer geteilten Welt im Kalten Krieg trennte sie nicht nur temporär - was schon schmerzlich genug war - sondern manche auch für immer.

Rund 30.000 Grenzsoldaten waren, laut dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) allein in den 1980er Jahren an der West-Grenze der DDR eingesetzt. Für sie galt es, an der innerdeutschen Grenze Fluchtversuche zu unterbinden, wenn nötig durch Waffengebrauch. Bei erfolgreich verhinderten Fluchten habe es sogar eine Prämie gegeben. Von der DDR-Führung oft geleugnet, haben derartige Anweisungen tatsächlich bestanden und forderten ihre Opfer.

Weit über 100.000 Bürger der DDR versuchten laut Senatskanzlei Berlin zwischen 1961 und 1988 zu fliehen. Die Zahl der Todesopfer an der deutschen Grenze – auch Mauertote genannt – fasste die Zentrale Erfassungsstelle in Salzgitter im Jahr 1991 mit 872 zusammen. Dazu zählten auch Unfallopfer, Ertrunkene, die Fluchtversuche über die Ostsee unternommen hatten, und gefasste Flüchtige, die sich anschließend umbrachten. Bis heute ist die Zahl jedoch nicht endgültig geklärt und muss immer wieder nach oben korrigiert werden. Laut dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam handelte es sich bei den Mauertoten überwiegend um junge Erwachsene zwischen 21 und 30 Jahren.

Foto: Karl-Heinz Laube pixelio.de

Foto: andi-h pixelio.de

Foto: andi-h pixelio.de


Dabei gab es auch auf DDR-Seite Überlegungen, Todesopfer bei der versuchter Republikflucht zumindest durch Waffeneinsatz, zu verhindern. Laut BStU wandte sich der renommierte DDR-Wissenschaftler Manfred von Ardenne am 4. Dezember 1986 an die Staatssicherheit. Er schlug vor, potentielle DDR-Flüchtlinge mit Betäubungsgewehren an der Flucht zu hindern. Der Vorschlag wurde abgelehnt. Da er sich aus „technischen und organisatorischen Gründen nicht verwirklichen ließe“, heißt es beim BStU.

Letztlich abgeschafft wurden jegliche Schießbefehle für die innerdeutsche Grenze am 3. April 1989. An diesem Tag gab Erich Honecker die Anweisung, an der Grenze keine Schusswaffen mehr einzusetzen – erst als das Ende der DDR bereits kurz bevor stand.

Dennoch: das Bild des freiheitssuchenden Bürgers stand in harschem Kontrast zu dem des Staatsverräters, das die DDR-Regierung installierte. Ein Land, in dem erschossen wird, wer gehen möchte, sollte für immer der Vergangenheit angehören. (Sabrina Ilona Teufel)+++

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Foto: Tourismusverein - Diehl pixelio.de


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