WEDEL: „Kein Vertrauen da“ – FEHLING: „Spielzeit 2016 in akuter Gefahr“

07.11.15 - Die „Hexenjagd“ – Arthur Millers Theaterstück steht ironischerweise auf Dieter Wedels Wunschliste für die Saison 2016 – auf den Festspielintendanten ist eröffnet:

Am Donnerstagabend verwehrte ihm die SPD-Bündnis 90/Die Grünen-Stadtverordnetenfraktion mit ihrem Änderungsantrag vorerst einen Kredit (die skurrile Komödie „Der Kredit“ ist eigentlich ebenfalls für die nächste Spielzeit fest eingeplant). Da aufgrund dieses Gebarens zunächst keine überplanmäßigen Mittel aus dem laufenden Haushalt für die Festspiele, die dieses Jahr ein Defizit von 175.000 Euro eingefahren haben, bereitgestellt werden können, kündigte Dieter Wedel einen Planungsstopp für die kommende Saison an.

„Wenn ich nicht weiß, welchen Etat ich zur Verfügung habe, kann ich keine Verträge abschließen und Ihnen somit auch keine Stücke präsentieren“, meinte ein sichtlich erschütterter Dieter Wedel, der im Foyer der Bad Hersfelder Sparkasse ursprünglich den neuen Spielplan vorstellen wollte. „Ich kann Ihnen erst sagen, was wir planen, wenn ich Planungssicherheit und das Vertrauen der Stadtpolitiker habe sowie über einen festen Etat verfügen kann.“ Hintergrund ist, dass in der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung die SPD-Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion ihren Änderungsantrag durchbrachte und infolgedessen den Magistrat damit beauftragte, dem Haupt- und Finanzausschuss eine vollständige Rechnungsübersicht vorzulegen und eine Prüfung durch das Rechnungsprüfamt in die Wege zu leiten. Bis dahin werden also keine Gelder an die Festspiele fließen.

Verlässt Wedel Bad Hersfeld? Vorwürfe der Trickserei will er sich jedenfalls nicht ...

Fotos: Gerhard Manns/Helena Lemp

Bürgermeister Thomas Fehling sprach von einer „faktischen Haushaltssperre“. „Meiner Ansicht nach sind die Festspiele derzeit in akuter Gefahr“, betonte er. „Ich bin sehr traurig darüber, dass die Situation so ist wie sie ist.“ Jetzt müsse abgewartet werden bis das Rechnungsprüfamt seine Arbeit abgeschlossen hat. Unschätzbar wertvolle Zeit, die ungenutzt ins Land streicht. Der Rathaus-Chef hofft darauf, dass vor der eigentlich anberaumten Stadtverordnetenversammlung am 17. Dezember, eine Sondersitzung einberufen werden kann. „Ansonsten wird es denkbar knapp und ich sehe schwarz für die nächste Saison.“

Fakt ist, dass alle Verhandlungen mit den Schauspielern sofort nach Bekanntgabe des Dilemmas abgebrochen wurden und der Kartenvorverkauf nicht wie geplant nächste Woche startet. „Es ist kein Vertrauen in den Bürgermeister und den Intendanten da – das betrübt mich“, unterstrich Dieter Wedel. „Selbstverständlich haben die Volksvertreter das Recht, Fragen zu stellen und zu überprüfen, aber wenn in diesem Zusammenhang das Wort ‚Trickserei‘ fällt, ist das unglaublich.“ Vor sechs Wochen habe er noch mit Mitgliedern der SPD-Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion zusammengesessen und seinen Ärger über das eingefahrene Minus in Höhe von 175.000 Euro kundgetan. „Sie meinten zu mir, das sei marginal“, resümierte der Festspielintendant. „Diese Haltung, dass, wenn man jemandem den Rücken zukehrt, das Gegenteil behauptet wird, nimmt mir die Lust.“

Dabei hätte er große Lust verspürt, der Öffentlichkeit den neuen Spielplan darzubieten. „Dazu ließe sich sehr viel sagen.“ Gegenwärtig bleibt es ein Wunschzettel. Ein Wunschzettel, der einiges versprechen lässt. „Hexenjagd“, „My Fair Lady“, „Krabat“, „Der Kredit“ sowie die Wiederaufnahme von „Cabaret“ und den „Sommernachts-Träumereien“ würden den Bad Hersfelder Festspielen gut zu Gesicht stehen. Nun werden sie abermals von großem Theater und negativen Schlagzeilen gebeutelt. Bleibt zu hoffen, dass das Flaggschiff der Lullusstadt diesem Sturm trotzen wird. (Stefanie Harth) +++