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REGION NACHGEDACHT 175

Was ist Heimat? ....Gedanken von Christina LEINWEBER

ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestu-dium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hatte dann ihr erstes Staatsexamen in der Tasche, bestand nach einjähriger Refendarzeit in Lauterbach auch das zweite Staatsexamen und ist seit Beginn des Schuljahres 2015/2016 Lehrerin an einer Fuldaer Mädchenschule. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 175 Wochen) in der Serie NACHGEDACHT Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht

15.05.16 - Was ist Heimat? Ein Zuhause? Der Ort, in dem man lebt und arbeitet, der Ort, in dem man aufwuchs, das ganz Land? Oder nur die eigenen vier Wände, die ja meist auch nur gemietet sind? Oder ist es ein Gefühl des „Verstandenseins“? Ein Gefühl des „Ich-bin-angekommen?“ Was ist für Sie Heimat, liebe Leserinnen und Leser?

Vielleicht haben Sie genauso wie ich niemals bewusst darüber nachgedacht, ich tue es erst ganz intensiv seit Freitagabend. Seit zwölf Jahren habe ich in der Gemeinde, in der ich groß geworden bin, den Lektorendienst ausgeübt. Nun, da ich in einer neuen katholischen Gemeinde wohne, nach Fulda „heiraten“ werde und hier ein neues Leben beginne, ist es an der Zeit, „neuen Fuß“ zu fassen. Ein Gefühl, das sowohl fröhliche Neugierde als auch Trennungsschmerz verursacht.

Ich lebe zwar schon lange nicht mehr im Ort meiner Eltern, aber dadurch, dass ich dort immer noch zur Kirche gegangen bin, war alles in Ordnung. Erst jetzt, seit Freitagabend, fühlt es sich anders an. So endgültig. Ich weiß jetzt, dass ein Kapitel zu Ende geht. Und es war ein schönes Kapitel. Als ich dann bei meinem letzten Lektorendienst durch den Ort lief – es war eine Prozession durch die Gemeinde – kamen mir mehr als einmal die Tränen. Immer wieder schossen mir Erinnerungen in den Kopf.

Aber dann musste ich an meinen Religionslehrer denken, der mir zum Abitur gratulierte und sagte: „Christina, irgendwann kommt für jeden Menschen die Zeit, in der er wie Abraham aufbrechen muss. Auch wenn wir nicht sicher sein können, was kommt, so können wir doch Vertrauen haben, dass alles am Ende gut wird.“ Nach dem Abitur bin ich gegangen, ich bin schon fünf Mal in meinem Leben umgezogen. Und eins ist sicher: Nur wenn man wirklich einmal Abschied nimmt, weiß man besser, was man verlassen hat und ob es eine gute oder falsche Entscheidung war.

Und das Wichtigste, was ich dabei gelernt habe, ist: Der Ort, an dem ich groß geworden bin, wird immer meine Heimat bleiben. Und der Ort, an dem ich jetzt lebe und arbeite, meine Familie gründe, ist mein Zuhause, das maßgeblich von den Menschen beeinflusst wird, die mit mir zusammen leben und mich verstehen. Und ja, das ist ein Gefühl des Angekommenseins und es ist großartig. Ich bin sehr gespannt auf die neue Gemeinde und die neuen Menschen, die dann auch zu meinem Zuhause gehören werden.  (Christina Leinweber) +++


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