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Nach fast 50 Jahren Polizeidienst verabschiedet sich Osthessens Präsident Alfons Georg Hoff. - Alle Fotos: Carina Jirsch

FULDA "Wir brauchen mehr Personal auf der Straße"

Ade, Herr Polizeipräsident! Alfons HOFF hat viel erlebt: RAF, Geiselnahmen, Mord-Fälle

08.06.16 - Von der Pike auf hat Alfons Georg Hoff (66) die Polizeiarbeit gelernt. Fast 50 Jahre ist er Schutzmann und spricht noch heute von „seinem Traumberuf“. Der gebürtige Westfale ist seit 2010 Polizeipräsident in Osthessen, Chef von rund 1.000 Mitarbeitern und verantwortlich für die Sicherheit in den Landkreisen Fulda, Hersfeld-Rotenburg und Vogelsberg. Ende Juni geht Hoff in den Ruhestand. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS hat er aus dem Nähkästchen geplaudert, über Privates und die Zukunft gesprochen.

Der Mord an der Kinder-Akademie in Fulda, der ermordete katholische Pfarrer in Neuenberg und der Raubüberfall auf einen Pfarrer in Flieden – drei „schreckliche Taten“, die in Erinnerung bleiben und die „an Brutalität kaum zu übertreffen sind“. Auch den Einsatz mit dem Sprengmeister aus Homberg (Ohm), der sich nach einem eskalierten Familiendrama tötete und fünf Menschen – darunter zwei Polizisten – verletzte, werde er nicht vergessen.

„Mein gesamtes Team ist hochgradig motiviert – unser Betriebsklima ist ausgesprochen gut. Das macht uns erfolgreich“, sagt Alfons Hoff. Das PP Osthessen habe ausgezeichnete Ergebnisse: die höchste Aufklärungsquote in Hessen mit über 64 Prozent, bei einem Rückgang der Straftaten. „Das ist landesweit einzigartig. Es gibt viele, die uns beneiden.“ Doch der Polizeipräsident spricht als politischer Beamter auch einen kritischen Bereich an: „Ich spüre in der Mannschaft seit einiger Zeit eine gewisse Enttäuschung. Mit der Region hat das nichts zu tun, da ist aber zum Beispiel die Null-Runde für die Beamten trotz Mehrbelastung.“

Erinnerungen an die Zeiten als junger Kommissar.

Der PP im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Wie ist das Präsidium in Osthessen aufgestellt?

Alfons Georg Hoff hat als Polizist in ganz Hessen Spuren hinterlassen. In fast fünf Jahrzehnten hat er viel erlebt: RAF-Einsatzlagen (die Festnahme Baader, Raspe und Meins 1972 in Frankfurt), die Wasserschlacht beim Fußball-WM-Spiel Deutschland gegen Polen 1974, als Vize-Chef der Polizeistation Hilders die jährlichen Silvester-Einsätze mit der neonazistischen ‚Wiking-Jugend‘, den Papst-Einsatz in Fulda mit Bombendrohung oder als Gesamtverantwortlicher bei einer Geiselnahme in Wiesbadener Arztpraxis. Die Erinnerung daran ist präsent, als wäre es gestern gewesen: „Der Straftäter hatte eine junge Frau in seiner Gewalt. Trotz des Einsatzes von Spezialkräften wollte er sie erschießen. Ich habe schließlich die Freigabe für den tödlichen Finalschuss gegeben.“ In solch einer Situation mitten in der Landeshauptstadt und von großem Medieninteresse (neun TV-Sender) verfolgt, müsse man abwägen, aber konsequent und strukturiert vorgehen. „Die Frau konnte gerettet werden. Ein SEK-Beamter hat den Täter getroffen, einen Tag später ist er im Krankenhaus verstorben.“ Das sei die negative Seite des Jobs.

"Mein gesamtes Team ist hochgradig motiviert. Das macht uns erfolgreich." ...

Fulda, Korbach, Wiesbaden - nur drei Stationen in der Polizei-Karriere von Alfons ...

Polizeipräsident Alfons Georg Hoff und O|N-Reporter Christian P. Stadtfeld. ...

Der Polizeipräsident ist vom Streifenbeamten die Karriereleiter immer weiter nach oben geklettert. Dabei hat Hoff aber eins nie vergessen: „Mensch zu bleiben.“ Er habe immer ein offenes Ohr für seine Kollegen, den Kontakt zur Basis nie verloren und er akzeptiere auch Kritik. „Jeder macht Fehler und nur wenn Probleme offen angesprochen werden, kann man besser werden.“ Auch als Polizeipräsident wisse er, wie sich die Arbeit auf der Straße verändert habe und wo es Probleme gebe. „Ich habe auf allen Stühlen gesessen, kenne alle Positionen – das kommt mir heute zugute.“

"Wir haben hier in Osthessen die höchste Aufklärungsquote in Hessen." ...

"Ich wollte schon immer Polizist werden und es ist auch heute noch mein Traumberuf." ...

Seit 6 Jahren ist Hoff Polizeipräsident in Osthessen.

Zwei Punkte hatte sich Hoff 2010 auf die Fahne geschrieben, heute tragen sie Früchte: die Prävention und das Vertrauen der Bürger. „Ich sage immer zu unseren Polizisten: Sie arbeiten nicht für mich, für Ihre Vorgesetzten oder für Ihre nächste Beförderung, sondern für die Menschen der Region.“ Durch viel Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit sei es gelungen, dass die Menschen heute verstärkt Hinweise an die Polizei weitergeben. „Sie greifen zum Hörer und melden uns beispielsweise verdächtige Fahrzeuge oder Personen. Davon leben wir und gehen den Hinweisen nach – das ist unheimlich wichtig für das Sicherheitsgefühl.“ Die Zusammenarbeit mit anderen Behörden, der Wirtschaft und der Kirche sei in den letzten Jahren verstärkt worden. „Auch ein elementarer Baustein.“

Ziele erfüllt: mehr Prävention und noch mehr Vertrauen bei den Bürger gewinnen. ...

Schon vor Wochen: das große Aufräumen im Büro hat längst begonnen.

Bei großen Einsatzlagen ist der Polizei-Chef immer mit dabei.

"Ich freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt."

Mit Stolz blickt der 66-Jährige auf fast 50 Jahre Polizeidienst und sechs erfolgreiche Jahre im Spitzenamt in Fulda zurück. „Müde bin ich noch nicht, auch als Präsident lebe ich die großen Einsatzlagen - gerade in den heißen Phasen - mit, gebe Tipps, mische mich aber nicht ein, denn ich habe eine gute Führungsmannschaft, auf die ich mich verlassen kann.“ Für die Zukunft hat er einige Wünsche: „Das PP Osthessen soll wachsen und gedeihen. Auch auf dem Land gibt es Kriminalität, deshalb brauchen wir mehr Beamte auf der Straße und mehr Personal für den Staatsschutz und im Bereich der Operativen Einheit.“ Das Rauschgiftkommissariat sei stark und mache eine gute Arbeit. „Unsere Schutz- und Kriminalpolizei leistet viel und ist außerordentlich engagiert.“

Alfons Georg Hoff wohnt mit seiner Ehefrau Gisela in Korbach und mit zweitem Wohnsitz in Ehrenberg-Wüstensachsen (Rhön). „Das bleibt auch so. Ganz kann und will ich die Region nicht verlassen. Die Rhön kenne ich gut, hier gehe ich auf die Jagd. Sie ist ein Stück Heimat.“ Auch die Polizei und die regionalen und gewachsenen Kontakte, die Beziehungen zu Freunden wolle er nicht aus den Augen verlieren. In seiner Freizeit spielen die Familie und besonders die beiden Enkel, der Sport und das Reisen künftig eine größere Rolle. „Ich freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt, aber wehmütig bin ich schon, denn ein halbes Jahrhundert kann mach nicht einfach wegstreichen. Wer einmal Schutzmann ist, bleibt immer Schutzmann.“ (Christian P. Stadtfeld). +++

Ein Erinnerungsstück aus Westhessen.

Schöne Erinnerungen: Bischof Heinz Josef Algermissen zu Gast im Polizeipräsidium. ...

Am 29. Juni wird Alfons Georg Hoff offiziell verabschiedet.

Zufrieden und optimistisch blickt der Polizeipräsident in die Zukunft.

"Unsere Schutz- und Kriminalpolizei leistet viel und ist außerordentlich engagiert." ...


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