Wahrheit – wahrscheinlich!... Gedanken von Christina Lander

12.03.17 - Wir Menschen suchen oft nach der Wahrheit. Nicht nur in Religionen wird immer wieder die Wahrheitsfrage gestellt, sondern auch in unserem tagtäglichen Miteinander fragen wir uns: Wurde mir gerade die Wahrheit gesagt? Oder wurde ich vielleicht belogen? Diese Suche nach der großen Erkenntnis, wenn man es einmal anders beschreiben möchte, ist meines Erachtens aber schwierig.

Ich wollte einmal unbedingt etwas herausfinden. Mir wurden zwei Versionen von einer Begebenheit geschildert, ich wusste aber nicht, welcher ich trauen sollte. Ich sprach mit einer klugen Frau darüber, von der ich mir Hilfe erhoffte. Sie sagte mir: „Sie werden die Wahrheit nie finden. Hören Sie auf mit diesem Idealismus und stellen Sie sich der Realität: Jeder Mensch konstruiert sich seine eigene Wahrheit und schildert sie so, wie er sie wahrnimmt.“

Natürlich war das für mich nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Denn das bedeutete: Wenn sich jeder Mensch seine eigene Wahrheit über bestimmte Dinge und Begebenheiten konstruiert, denkt auch jeder Mensch, dass seine Version wahr ist. In vielen Dingen ist das auch ganz richtig: Wir müssen uns ja an bestimmten festen Größen in unserem Leben festhalten. Aber was ist, wenn wir womöglich immer nur auf unsere Wahrheit pochen und nur schwer davon abkehren? Wenn wir betriebsblind für andere Sichtweisen, Wahrheiten werden?

Viele Menschen sind tatsächlich, wenn Sie sich einmal die Wahrheit in ihrem Leben konstruiert haben, so fest, dass sie weder links noch rechts schauen. Doch ich denke, dass es vermessen ist, zu glauben, man habe den Apfel der Erkenntnis in den Händen. Es gibt in unserer Sprache ein schönes Wort, das uns vielleicht klar macht, dass wir nie ganz die Wahrheit wissen können. Das Wort „wahr-scheinlich“ sagt uns: Es scheint vielleicht nur so, dass es wahr ist. Aber vielleicht ist es auch ganz anders.   (Christina Lander) +++