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Herbert Bernhardt mit Spitzenkoch Nelson Müller im November in der "ZDF-Küchenschlacht" - Fotos (3). privat

ROTENBURG/F. Kochen in der Kantine für Flüchtlinge

Herbert Bernhardt in ZDF-Küchenschlacht - Hobbykoch fand seine Berufung

21.12.17 - Das Hobby zum Beruf machen. Viele träumen davon. Herbert Bernhardt hat es gewagt. Als Verkaufs- und Organisationsleiter einer Generalagentur für Versicherungen mit Sitz in Bad Hersfeld war er jahrelang erfolgreich. Nebenberuflich führte er gemeinsam mit seiner Frau, die als Erzieherin in einem Bad Hersfelder Kindergarten arbeitet, fünf Jahre lang das beliebte Restaurant „Enoteca alla Campagnola“ für verwöhnte Gaumen. „Wir haben geschlossen, weil es für uns zu viel wurde“, betont Herbert Bernhard, der dann, als es für ihn der richtige Zeitpunkt war, auch seine Versicherungsagentur verkaufte. Vor dreieinhalb Jahren bewarb er sich als Hobby-Koch mit rund 25 eigenen Rezepten beim ZDF-Fernsehformat „Die Küchenschlacht“, wurde eingeladen und kochte sich bis ins Finale. Zu dunkel geratene Pfefferkartoffeln kosteten ihn den Sieg.

Herbert Bernhardt gewährte Einblick in sein Reich Fotos (7): Gudrun Schmidl

Herbert Bernhardt und Einrichtungs-Leiter Thomas Baader

Alles kommt frisch auf den Tisch

Doch er hatte etwas ganz anderes gewonnen. Zum einen ganz private Kontakte zu namhaften Spitzenköchen, aber auch die Einsicht, dass er von nun an als Koch sein Geld verdienen möchte. Seine Kochkünste stellte er zunächst in den Küchen von Hersfelder Gastronomen unter Beweis. Seit zwei Jahren arbeitet der 63-Jährige nun schon als fest angestellter Koch in der Außenstelle Rotenburg der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung bei der Firma Medirest, dem Betreiber der dortigen Kantine. Rund 260 geflüchtete Menschen aus 18 Nationen müssen aktuell morgens, mittags und abends verköstigt werden. In der Kantine der Rotenburger Flüchtlingsunterkunft wird grundsätzlich mit frischen Zutaten gekocht. Das betonen der Erstaufnahme-Leiter Thomas Baader und Herbert Bernhardt übereinstimmend.

Auch Bewohner helfen mit

Thomas Baader vor dem geschmückten Weihnachtsbaum. Die roten Sterne sind mit den ...

Auf den Tisch kommt traditionelle deutsche und internationale Küche mit Rind- und Geflügelfleisch – dem Geschmack der Bewohner angepasst, werden teilweise exotische Gewürze verwendet. „Essen gut“ wird Herbert Bernhardt für seine Kochkünste gelobt und das freut nicht nur ihn, sondern auch Thomas Baader, der aus Erfahrung weiß: „Gutes Essen fördert die Zufriedenheit der Bewohner, die zwar einen strukturierten Tagesablauf haben, aber ansonsten keine Aufgabe, zusätzlich belastet mit der Warteposition auf eine Entscheidung über ihr Bleiberecht“.

Die Kantine - der Ansturm ist schon vorbei

Als sich Herbert Bernhardt für die Stelle in Rotenburg entschied, tat er das aus familiären Gründen. Seit 16 Jahren lebt Bernhardt, der gebürtig aus Hülsa – einem Stadtteil von Homberg/Efze – stammt, in Bad Hersfeld. Der Ruf aus Rotenburg war letztendlich stärker als das verlockende Angebot, als Koch für die VIP-Lounge im Stadion des FC Bayern zu arbeiten. Hier hatte er sich parallel beworben und nach vier Wochen Probekochen wurde ihm zeitgleich die Stelle angeboten. Das war für den bekennenden „FC Bayern-Fan“ eine schwierige Gewissensentscheidung, doch er weiß auch um die Vorteile. „Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten hier in der Kantine, weit weniger stressig als im À-la-carte Geschäft in der Glitzerwelt zu kochen. Das ist ein Knochenjob“. Außerdem steht ihm eine Küche mit modernster Technik für die professionelle Gastronomie zur Verfügung, die noch kurz vor der Schließung der Alheimer-Kaserne eingebaut wurde. Die Liegenschaft Kaserne bietet generell beste Lebensbedingungen für die Bewohner, darunter zahlreiche besonders fürsorge- und schutzbedürftige Flüchtlinge, die durchschnittlich ein halbes Jahr bleiben. „Hier werden sie mit unseren Werten vertraut gemacht und in allen Grundbedürfnissen, mit medizinischer Versorgung, Gesprächs- und Sportangeboten, mithilfe von Ehrenamtlichen und Dolmetschern allumfänglich versorgt und betreut“, erläutert Thomas Baader.

Spitzenkoch Alexander Herrmann lobte den "Hobbykoch": "Besser hätte ich es nicht ...

Mitte November folgte Herbert Bernhardt ganz privat der Einladung des ZDF zur erneuten Teilnahme an der Küchenschlacht. Dieses Mal kochten drei ehemalige Hobby-Köche, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, gegen die Uhr. „Da wird nicht getrickst. Es passiert alles so, wie es im Fernsehen gezeigt wird“, versichert Herbert Bernhardt, der sich auch bei den österreichischen Meisterschaften der Hobbyköche in Innsbruck ins Finale gekocht und bei einem Sommerfest von Johann Lafer in dessen Feinschmecker-Restaurant in der Stromburg drei Tage lang mit gekocht hat. Herbert Bernhardt, der Koch-Autodidakt, hoch gelobt von Spitzenköchen, gibt zu, dass er von vielen Tipps aus verschiedenen Kochsendungen profitiert hat.

Zwei, die sich gut verstehen. Ralf Zacherl hat Herbert Bernhardt bereits zu einem privaten ...

Nach der aufregenden Küchenschlacht wird es nun auch für Herbert Bernhardt etwas besinnlicher. Für die Christen unter den Bewohnern wird bereits am Freitag eine Weihnachtsfeier ausgerichtet und natürlich wird an den Festtagen ein weihnachtlich orientiertes Menü serviert. 36 Kinder haben mit ihren Mamas bereits fleißig Plätzchen gebacken. „76 Bleche insgesamt“, erinnert sich Herbert Bernhardt und auch an den rührenden Moment, als die Kinder sich bei ihm und allen, die diese Aktion geplant und organisiert haben, mit dem Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ bedankt haben. „Sie haben auf Deutsch gesungen“, freut er sich. „Das war so ein Moment, in dem ich ganz sicher war, mich richtig entschieden zu haben“. (Gudrun Schmidl) +++

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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