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Schrauben-Zulieferer auf dem Weltmarkt: Kamax auf stetigem Wachstumskurs
07.11.18 - Kein Unternehmen prägt die Stadt Homberg (Ohm) so sehr wie das unabhängige Familienunternehmen Kamax. Seit 1955 ist die osthessische Stadt der Hauptsitz der Firma, die weltweit aktiv ist. Über 900 Mitarbeiter arbeiten auf dem 200.000-Quadratmeter-Gelände, weitere 270 sind am zweiten Standort in Alsfeld aktiv.
1935 wurde die Firma von Dr. Rudolf Kellermann in Osterode gegründet. Nach 20 Jahren wurde der Standort im Harz zu klein, Gründer Kellermann suchte nach einem neuen Standort. Der damalige Homberger Bürgermeister machte ihm den Standort Homberg schmackhaft, die gute Infrastruktur und die Nähe zur Autobahn überzeugten Kellermann schlussendlich. So begann eine Erfolgsgeschichte, die seinesgleichen sucht. "Wir haben Busse in den Dörfern eingesetzt, um die Leute aus der Region nach Homberg zu bringen", so der technische Geschäftsführer der deutschen Operations, Markus Schiffmann, im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Die Gewerbesteuer verdoppelte sich innerhalb weniger Jahre und auch die Einwohnerzahl vergrößerte sich in Homberg um 30 Prozent. Etwa 20 Jahre nach der Gründung des Standorts in Homberg wurde ein weiteres Werk in Alsfeld gegründet, was weitere hunderte Arbeitsplätze in der Region sicherte.
Heute beschäftigt das Unternehmen weltweit 3.500 Mitarbeiter, die die Unternehmensphilosophie leben. "Faszination Automobilindustrie, das ist unser Markt." - Kamax produziert hochfeste Verbindungselemente für den Automobilbau. "Unsere Schrauben findet man überall, egal ob im Motor, Getriebe oder Reifen." Über 1,1 Milliarden Schrauben stellt das Unternehmen im Jahr her - das sind 300 Tonnen pro Tag. Genau deshalb ist das Unternehmen auch international aufgestellt. "Wir möchten da sein, wo unsere Kunden sind", erzählt Christian Diehl, kaufmännischer Geschäftsführer der deutschen Operations. 1979 begann der Geschäftsaufbau in Nordamerika, ein Jahr später folgte Spanien. Auch Tschechien und China gehören zu den Standorten der Kamax. Anfang des Jahres gab es einen nächsten Spatenstich in Mexiko. Die Wege sollen so klein wie möglich sein: "Schrauben sind schwer, deshalb stößt auch der Transport mehr Co2 aus." Deshalb sprechen die Leiter auch von einer zielgerichteten Innovation: Die Schrauben sollen nicht nur leichter werden, sondern auch fester, montagefreundlicher, sicherer und kostengünstiger.
Um diesen Zielen gerecht zu werden ist auch ein weiterer Standort in der Slowakei geplant. Dort existiert zwar bereits ein Werk, das aber momentan ausschließlich für den Werkzeugbau genutzt wird. "Beim Werkzeugbau sind wir unser eigener interner Zulieferer", so Diehl. Nun soll dort auch ein Schraubenproduktionsbau entstehen, denn die guten Infrastrukturen und der Platz sind bereits gegeben. Auch dieses Werk soll getreu dem Motto 'Digitalisierung und Automatisierung' entstehen - denn darauf baut das Unternehmen, um stetig weiter wachsen zu können. "Das heißt aber nicht, dass wir Menschen durch Maschinen ersetzen, denn eine Maschine kann keine Schrauben bauen. Das können nur die Menschen", ist sich Schiffmann sicher. Ganz im Gegenteil: Kamax möchte sogar mit einem neuen Aus- und Weiterbildungszentrum die Qualitäten und Kompetenzen der Mitarbeiter noch mehr stärken. "Das bedeutet auch gleichzeitig mehr technische Möglichkeiten, darauf müssen wir vorbereitet sein."
Das neue Aus- und Weiterbildungszentrum ist gleichzeitig ein Bekenntnis zur Region und zum Standort im Vogelsberg. Es stand beispielsweise zu Debatte, ob die Holding nach Frankfurt gehen könnte. "Natürlich haben wir uns auch die Frage gestellt, ob das dort direkt am Flughafen nicht günstiger wäre. Doch wir bekennen uns klar zum Standort in Homberg, denn hier sind unsere Wurzeln, davon möchten wir auf keinen Fall weggehen. Wir wollen hier die Chance nutzen, um weiter zu wachsen." Diese Entscheidung ist auch bei den Mitarbeitern gerne gesehen. Die schätzen vor allem die Kombination aus Tradition und Innovation und die Chance, langfristig im Unternehmen Fuß fassen zu können. "Unsere Mitarbeiter bleiben meistens ein Leben lang hier." Und das ist sicherlich auch dem stetigen Wachstum und dem lukrativen Standort im Vogelsberg geschuldet. Denn auch von Homberg aus kann man Technologieführer sein. (Luisa Diegel)
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