Wie der Arbeitsmarkt in Fulda nachhaltig verändert wurde

11.12.19 - Als Brückenbauer hat das Unternehmensnetzwerk Perspektiva in Fulda den osthessischen Arbeitsmarkt geprägt und zahlreichen Jugendlichen eine neue Lebensperspektive ermöglicht. Über 150 junge Menschen haben durch das persönliche Engagement von regionalen Unternehmern ihren Platz in der Berufswelt gefunden und konnten den Schritt in ein selbstständiges, selbstbestimmtes Leben wagen. Am heutigen Mittwoch feiert Perspektiva sein 20-jähriges Bestehen und blickt auf eine erfolgreiche Zeit zurück.

Um die Jahrtausendwende wurden jährlich rund 1.000 jugendliche Schulabgänger in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen eingewiesen, da sie aufgrund ihrer Lernschwäche auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Chance hatten. Diesem gesellschaftlichen Problem nahmen sich 1999 die Spitzenkräfte der Wirtschaft sowie die sozialen Einrichtungen antonius und Grümel an. Gemeinsam entwickelten 19 Unternehmer und Vertreter der Sozialeinrichtungen ein Konzept, das es Jugendlichen ermöglicht, die es aus eigener Kraft nicht in Arbeit und Ausbildung schafften, eine Brücke zwischen Schule und dem Antritt in eine unbefristete Arbeitsstelle zu schlagen.

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"Damals konnte noch niemand erahnen, dass sich ein so großes Netzwerk aus Unternehmern zusammenschließt, um den Arbeitsmarkt für Jugendliche zu öffnen, die sonst durchs Raster fallen würden. Der Chef persönlich setzt sich als Chancengeber für den Jugendlichen ein und eröffnet diesem eine neue Lebensperspektive. Das ist deutschlandweit einzigartig", sagt der heutige Geschäftsführer Sebastian Bönisch. Nach 20 Jahren konnte nun der 100. Gesellschafter gewonnen werden. "Perspektiva ist in der Region fest etabliert und hat den Arbeitsmarkt geprägt und verändert."

In drei Phasen werden die Jugendlichen gefördert, qualifiziert und auf das Arbeitsleben vorbereitet. Im Vordergrund steht der Mensch selbst und sein Wunsch auf eigenen Füßen zu stehen. "Jeder hat Talente: Es geht um den persönlichen Einsatz und die individuellen Fähigkeiten – nicht das Schulzeugnis." Auf dem Theresienhof in Fulda erlernen die Jugendlichen durch ausgewählte Arbeiten notwendige Arbeitstugenden sowie Grundfertigkeiten.

Es folgt der Einstieg in den Betrieb. Je nach Stärken und Schwächen der Jugendlichen werden passende Aufgaben in Zusammenarbeit mit den Sozialexperten des Theresienhofs gesucht oder sogar geschaffen und die Jugendlichen können nach ihrer Einarbeitung ihre Tatkraft in den Betrieb einbringen. Nach erfolgreicher Qualifizierung stehen sie auf eigenen Beinen und können einen neuen Lebensabschnitt mit einem unbefristeten Arbeitsverhältnis beginnen. Durch das Modell konnten bereits viele Erfolgsgeschichten geschrieben werden, so zum Beispiel die Geschichte von Mike Schmied bei der Spedition John, der den Sprung in die Selbstständigkeit schaffte.

"Aufgrund des Fachkräftemangels gehen viele Jugendliche heutzutage direkt in die Betriebe. Die Probleme bleiben aber: Jeder Vierte in Deutschland bricht seine Ausbildung ab. Wir müssen also neue Konzepte entwickeln, um frühzeitiger Jugendliche in den Schulen ausfindig zu machen, die Unterstützung brauchen. Gleichzeitig müssen wir auch die Betriebe stärker begleiten: in der Ausbildungsvorbereitung und auch -begleitung", sagt Bönisch.

Das Unternehmensnetzwerk Perspektiva stellt sich als starker Verbund auch den aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes. Nur so erhalten junge Menschen mit Lernschwäche oder Beeinträchtigungen die Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben – unabhängig von sozialen Fördersystemen – zu führen. Eine Chance, die sie anderenfalls nicht erhalten hätten. Die Unternehmer selbst übernehmen durch ihre Unterstützung gesellschaftlich Verantwortung und stärken ihren Betrieb mit gut qualifizierten, motivierten und engagierten Nachwuchskräften, die die Arbeitsatmosphäre positiv prägen und das Unternehmen helfen nach vorne zu bringen. Ein erfolgreiches Konzept, auf das Perspektiva auch in Zukunft bauen kann.

Weitere Informationen über Perspektiva finden Sie HIER. (jul) +++