Pulitzer-Preis für Reuters-Fotograf Kai Pfaffenbach - brillante Momentaufnahme

06.05.20 - Kai Pfaffenbach ist auf dem Teppich geblieben, obwohl die Nachricht, dass er mit neun Fotografenkollegen den Pulitzer-Preis in der Kategorie „Breaking News Photography“ gewonnen hat, noch ziemlich frisch und überwältigend ist. Montagnacht hat der Fotojournalist der Nachrichtenagentur Reuters aus Hanau-Klein-Auheim von der großen Auszeichnung ("Wie der Oscar für Journalisten") erfahren und seither "haben sich schon ein paar Leute mit Glückwünschen gemeldet", sagt er bescheiden. Wenn der Chefredakteur aus New York deshalb um Mitternacht eine internationale Videokonferenz anberaumt, um virtuell mit allen Reuters-Kollegen auf die Gewinner anzustoßen, darf man sich berechtigt stolz fühlen. "Wir waren dabei alle so gelöst und locker", erzählt der 49-Jährige, der trotz der großen räumlichen Distanz eine tolle kommunikative Nähe erlebt hat. "Ich könnte nicht stolzer auf diese furchtlosen Journalisten sein", hatte Reuters-Präsident Michael Friedenberg gelobt.

Dieses Foto von Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam von Kai Paffenbach bekam den ...Foto: © Kai Pfaffenbach

Das ausgezeichnete Bild von Kai Pfaffenbach entstand während der Proteste gegen die rigide vorgehende Regierung in Hongkong, die er und seine Kollegen letztes Jahr zwischen August und September fotografisch begleitet haben. Aber anders als die typischen Bilder von Demonstranten, Steinewerfern und Tränengas zeigt es Regierungschefin Carrie Lam in einem Moment sichtlicher Erschöpfung. "Ich fand den Kontrast zu ihrem sonst immer harten und arroganten Auftreten spannend", sagt der Bildjournalist, der ganz bewusst einen ungewöhnlichen Ausschnitt für das Porträt wählte. Er erinnert sich noch, dass die Pressekonferenz morgens früh angesetzt war - und eigentlich niemand hingehen wollte. "Dann mach ich das halt", zeigt seine grundsolide Berufsauffassung. "Ich geh auch zum Hanauer Lokalsport und fotografier das mit demselben Engagement wie bei wichtigen Auslandseinsätzen - das ist einfach eine Frage des Respekts ."

Diese professionelle Haltung des 49-Jährigen honorieren nicht zuletzt seine Kollegen. Zwei der jungen Fotografen, die er bei dem anstrengenden und gefährlichen Einsatz in Honkong unter seine Fittiche genommen hatte, wurden ebenfalls ausgezeichnet und hätten ihm jetzt besonders für seine Unterstützung gedankt. "Es geht ja nicht nur um das Knowhow und den richtigen Moment für das perfekte Foto, sondern auch darum, wie man sich unter solchen Ausnahmezuständen sicher bewegt". Mit den Erkenntnissen aus seiner langjährigen Berufserfahrung ist er dem Nachwuchs gegenüber nicht geizig.

Auch dieses Foto von Kai Pfaffenbach wurde ausgezeichnet und ging um die Welt: der lächelnde ...Foto: © Kai Pfaffenbach

Der Pulitzer-Preis, der voraussichtlich im Oktober in New York verliehen wird, ist nicht der erste "Oscar" für den Hanauer. Mit seinem berühmt gewordenen Foto von Usain Bolt bei den Olympischen Spielen 2016 gewann er bereits den World Press Foto Award in der Kategorie Sport - mehr an öffentlicher Anerkennung für seine Arbeit geht kaum noch. Das Bild fand nicht nur weltweit Anklang: "Es hängt auch bei mir zuhause", sagt Pfaffenbach. Er verbringt den Tag mit seiner fast zehnjährigen Tochter beim Homeschooling. "Sie ist - was Bilder betrifft - sehr kritisch", sagt er. Beim Reiten oder Modeshooting mit einer Freundin darf der weltbekannte Fotograf ausnahmsweise schon mal ein paar Bilder von ihr schießen. "Aber die werden nicht veröffentlicht." (Carla Ihle-Becker)+++