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Benno Oehme über Entbehrungen und den Traum vom Profi
04.11.20 - Der Sport pausiert. Corona hat das Spielgeschehen wieder zum Erliegen gebracht. Die Fußballer befinden sich bereits in der Winterpause, im Handball geht es frühestens Anfang nächsten Jahres weiter. Dennoch wollen wir die Sportler in der ON|Sport-Nachspielzeit weiter zu Wort kommen lassen.
Benno Oehme wechselte letztes Jahr von Post Mühlhausen zum TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell. Der 20-Jährige gilt als eines der größten deutschen Talente im Tischtennis, ist Mitlgied im Anschlusskader des DTTB (Deutscher Tischtennis Bund) und neben Fan Bo Meng die zweite deutsche Nachwuchshoffnung, die für Maberzell an der Platte steht. Seit diesem Sommer hat er sein Abitur in der Tasche und will nun auch in der Bundesliga-Mannschaft des TTC voll angreifen.
ON|Sport: "Herr Oehme, im Sommer haben Sie das Tischtennis-Internat in Düsseldorf mit dem bestandenen Abitur verlassen. Wie müssen wir uns ein Tag auf solch einem Internat vorstellen?"
Benno Oehme: "Es bleibt auf jeden Fall sehr wenig Zeit für Freizeit. An einigen Tagen hatten wir von 8 Uhr bis 13 Uhr Schule und haben anschließend nach einer kurzen Pause noch bis 18:30 Uhr trainiert. An anderen Tagen stand auch schon vor der Schule die erste Trainingseinheit auf dem Programm, nach der Schule dann noch einmal. Das, was andere in meinem Alter machen, - Partys, Disco und so weiter - ,gab es für mich nicht."
ON|Sport: "In diesem Frühjahr gab es eine Phase, in der Sie aufgrund der Corona-Pandemie weder trainieren noch spielen konnten. Wie sehr wirft das einen jungen Spieler in seiner Entwicklung zurück?"
Oehme: "Es war auf jeden Fall schwierig, weil niemand wusste, wann es wieder weitergeht und wann die ersten Spiele wieder stattfinden. In der ein oder anderen Situation hat da auch die Motivation drunter gelitten. Ich konnte aber zuhause an meiner Platte trainieren und musste mich nebenbei auch noch auf meine Abiturprüfungen vorbereiten. Von daher hätte die Pause auch zu einem noch schlechteren Zeitpunkt kommen können."
ON|Sport: "Letztes Jahr haben Sie sich dem TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell angeschlossen. Was waren damals die Gründe für den Wechsel?"
Oehme: "Ich habe davor auch schon in der dritten Liga in Mühlhausen gespielt, die Mannschaft hat sich dann aber aufgelöst, da kam das Angebot aus Fulda genau zum richtigen Zeitpunkt. Fulda ist nicht ganz so weit weg von Düsseldorf, wo ich wohne, und ich kannte zu diesem Zeitpunkt mit Fan Bo Meng und Qing Yu Meng bereits einige Leute im Verein."
On|Sport: Fan Bo Meng ist im gleichen Alter wie Sie. Sie kennen sich bereits von vielen Jugendturnieren. Wie würden Sie ihr Verhältnis beschreiben. Sehen sie sich mehr als Konkurrenten oder ist sogar eine Freundschaft entstanden?
Oehme: "Wir sind tatsächlich ganz gut befreundet. Konkurrenz ist natürlich trotzdem da, aber das ist im Tischtennis normal. Wir haben schon oft gegeneinander gespielt, das hat unserem guten Verhältnis aber nie geschadet."
ON|Sport: "Momentan kommen Sie hauptsächlich in der zweiten Mannschaft zum Einsatz, gehören aber schon zum Bundesliga-Kader. War der Schritt nach Fulda im Nachhinein betrachtet der dennoch richtige?"
Oehme: "Auf jeden Fall. Auch wenn man nur der Ersatzmann ist, kann man viel von den Spielen mitnehmen und viel von den erfahrenen Spielen lernen. Man lernt auch das Flair eines Bundesligaspiels kennen und in der zweiten Mannschaft bekomme ich die nötige Spielpraxis."
ON|Sport: "Wo soll es für Sie in den nächsten Jahren hingehen?"
Oehme: "Ich versuche mich immer weiter zu verbessern und strebe natürlich die 1. Bundesliga an. Wenn mir das in Fulda gelingt, wäre es natürlich optimal, ich kann mir aber auch vorstellen, für diesen Schritt noch mal woanders hinzugehen, wenn es hier nicht dafür reicht. Was die Zukunft bringt, wird man dann sehen."
Benno Oehme, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++