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Sportverbot in Hessen: Felix Kircher leidet gleich dreifach
18.11.20 - Der Sport pausiert. Corona hat das Spielgeschehen wieder zum Erliegen gebracht. Die Fußballer befinden sich bereits in der Winterpause, im Handball geht es frühestens Anfang nächsten Jahres weiter. Dennoch wollen wir die Sportler in der ON|Sport-Nachspielzeit weiter zu Wort kommen lassen.
Felix Kircher ist gleich dreifach von dem aktuellen Sportverbot betroffen. Der Hünfelder ist Chef seines eigenen Fitnessstudios und spielt nebenbei sowohl Handball als auch Fußball beim Hünfelder SV. Wie es dazu kam und wie er die aktuelle Situation wahrnimmt, erzählt der 27-Jährige im Interview.
ON|Sport: Herr Kircher, Sie sind ein absoluter Sportfreak. Ohne Sport scheint es bei Ihnen nicht zu gehen. Wie sieht denn momentan ein Tag bei Ihnen aus, wenn der Sport nicht wie gewohnt stattfindet?
Felix Kircher: "Handball und Fußball sind ja erst mal weggefallen, das wird sicher auch bis nächstes Jahr so sein. Das Fitnessstudio bleibt auch erst einmal geschlossen, aber ich halte mich natürlich trotzdem fit mit Joggen, Kraft- und Stabilitätsübungen. Also sportlich bin ich dennoch ausgelastet. (lacht)"
On|Sport: Als Fitnessstudiobetreiber sind Sie ja auch beruflich stark von der Pandemie betroffen. Wie gehen Sie mit der Situation um? ON|Sport: Warum haben Sie sich irgendwann doch für den Handball entschieden?
Kircher: "Es ist schwierig. Ich will nicht in der Haut derer stecken, die das entscheiden müssen, weil es, glaube ich, sehr schwierig ist die richtige Entscheidung zu treffen. Ich habe aber volles Verständnis dafür, dass Regelungen getroffen werden müssen. Fitnessstudios sind aber mehr als nur Muckibuden. Sie dienen der Gesundheitsförderung und -erhaltung. Gerade für Risikopatienten sollte man präventiv Sport anbieten. Da könnten die Fitnessstudios einen wertvollen Beitrag zu leisten. Nur auf der Couch liegen und Chips futtern, wie es dieser neue Werbespot suggeriert, ist auch nicht die richtige Lösung."
ON|Sport: Abseits des Beruflichen spielen Sie sehr erfolgreich Handball und Fußball beim Hünfelder SV. Wie kam es denn dazu?
Kircher: "Als Kind ist es mir schwergefallen, mich zu entscheiden. Da habe ich mal ein Jahr Fußball, ein Jahr Handball gespielt. Mittlerweile habe ich mich aber für Handball entschieden, Fußball spiele ich nur in den Sommermonaten nach der Handballsaison. Dieses Jahr habe ich aber ein paar mehr Spiele gemacht, weil es im Handball eben keine Spiele gab. In Hünfeld habe ich die Möglichkeit, ohne viel Training in der zweiten Mannschaft in der Gruppenliga mitzuspielen. Das macht mir Spaß, aber das Hauptaugenmerk liegt mittlerweile auf dem Handball."
Kircher: "Eigentlich bin ich ja mit 1,82 Meter für den Handball schon fast zu klein, aber mein Freundeskreis war schon immer eher beim Handball. Ich durfte auch schon mit 15 Jahren im Seniorenbereich mittrainieren, kam mit 17 schon zum ersten Einsatz. Da war mir dann klar, dass ich mich auf Handball konzentriere. Außerdem ist die Stimmung in der Halle einfach geil."
ON|Sport: Mittlerweile fallen sogar schon im Profi-Handball viele Spiele coronabedingt aus. Haben Sie Hoffnung, dass Sie in dieser Saison überhaupt noch mal spielen werden?
Kircher: "Ich glaube auf jeden Fall nicht, dass die Saison so zu Ende gespielt wird, wie es geplant war. Wir hätten früher beginnen müssen, es war ja abzusehen, dass eine zweite Welle kommt. Im Sommer hätte man die Hinrunde spielen können und ab März vielleicht die Rückrunde. Auf jeden Fall hätte man sich vorher Gedanken machen müssen, und sich Alternativen überlegen müssen. Als Sportler verliert man auch die Motivation, wenn der Start immer wieder verschoben wird. Irgendwann ist die Luft einfach raus."
Felix Kircher, vielen Dank für das Gespräch! (Felix Hagemann) +++