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Immer mehr Intensivmediziner schlagen Alarm: In den Krankenhäusern liegen viele Corona-Patienten mit Migrationshintergrund - Foto: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm

REGION Darf ich es sagen?

Tabuthema! Langzeitarbeitslose und Migranten häufiger auf Intensivstationen

HintergrundDas Robert-Koch-Institut bestätigt, dass im Dezember und Januar die Covid-19-Sterblichkeit in Regionen, in denen viele Menschen mit Migrationshintergrund sowie Langzeitarbeitslose lebten, um rund 50 bis 70 Prozent höher war, als in Regionen mit geringer sozialer Benachteiligung.

06.05.21 - Darf ich es überhaupt sagen? Im Kampf gegen die Corona-Pandemie erfolgen täglich harte Einschnitte. Bürger werden in ihren Freiheiten eingeschränkt, wirtschaftliche Existenzen stehen auf der Kippe. Zwingend notwendige und auch fragwürdige Maßnahmen werden täglich auf sämtlichen Kanälen diskutiert, doch ein Tabuthema gibt es.

Nachdem RKI-Chef Lothar Wieler erklärte, viele Pandemieopfer in den Krankenhäusern hätten einen Migrationshintergrund, horchte die gesamte Bundesrepublik auf. Kann der so etwa denn einfach behaupten? Rasend schnell wurde dem Obersten des Robert-Koch-Institutes latenter Rassismus vorgeworfen. Zwar mag das einfacher sein, als genau hinzusehen, das Problem, welches aktuell allerdings zu bestehen scheint, wird dadurch nicht erfasst - und eben auch nicht mit vereinten Kräften angegangen.

Wie gut könnte man eine Pandemie bekämpfen, wenn man einzelne Infektionstreiber lokalisierte? In Firmen, in denen Massenausbrüche geschahen, wurden Vorkehrungen getroffen, Senioren in Einrichtungen geschützt. Was zum Schutz der Einzelnen passierte, brachte auch die Gesamtheit weiter. Doch, was bedeutet es für die Allgemeinheit, wenn ich - vor lauter politischer Korrektheit - Verschiedene gar nicht aufzählen darf? Ist das denen gegenüber gerecht, die seit einem Jahr im ewigen Lockdown leben?

Ein echtes Minenfeld

Nazis haben auch bei uns keinen Platz! Symbolbilder: Pixabay

Wie ist die Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen tatsächlich? Gibt es einen Zusammenhang zwischen erhöhten Fallzahlen und einem Migrationshintergrund? OSTHESSEN|NEWS hat mit drei (Krankenhaus-)Ärzten aus Osthessen gesprochen, aber auch in verschiedenen Kliniken direkt angefragt.

Zuerst: Anders als in anderen Ländern erhält man hier keine offiziellen Angaben darüber, wie hoch der Anteil von Personen in den Krankenhäusern ist, deren Familien nicht seit Generationen in Deutschland leben. Die meisten Einrichtungen schweigen, ein Pressesprecher fragt uns sogar, ob wir Nazis seien. Ein echtes Minenfeld. (Zu) schnell lässt man sich in die Ecke der Verteidigung drücken und verspürt das fast übermächtige Bedürfnis, sämtliche aus dem Freundeskreis aufzuzählen, die eben nicht hier geboren wurden. Wohlgemerkt, es geht hier nur um Faktensuche.

Drei Ärzte aus Osthessen, die in verschiedenen Krankenhäusern tätig sind, geben hingegen offenen Einblick. Ja, die Daten, über die nicht nur RKI Chef Wieler sprach, sondern mittlerweile viele Krankenhausärzte aus der gesamten Bundesrepublik bestätigten, scheinen auch in unserer Region zu stimmen. So hätten beispielsweise in einem Krankenhaus im Rhein-Main-Gebiet über 80 Prozent aller Patienten Migrationshintergrund.

Bildung ist das A und O

Bildung ist das A und O: Ausgewertete Krankenkassendaten haben gezeigt, dass Menschen ...

Zwar wird derzeit viel darüber spekuliert, ob prekäre Arbeitsbedingungen ursächlich für die hohen Fallzahlen in dieser Gruppe sein könnten. Ausgewertete Daten der Krankenkassen aus dem letzten Jahr legen jedoch nahe, dass gerade Langzeitarbeitslose und Hartz-4-Empfänger ein signifikant höheres Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken. Auch der Mediendienst Integration weist darauf hin, dass viele Infizierte mit Migrationshintergrund langfristig arbeitslos seien. Gegenübergestellt werden müssen also die Migrantinnen und Migranten mit hohem Bildungsabschluss und Beruf, die nicht häufiger an Corona erkranken als der Bevölkerungsdurchschnitt. "Es verhält sich also genau so wie bei Deutschen mit mangelhafter Bildung. Diejenigen, die Zusammenhänge schlechter verstehen, sitzen auch eher dem Irrglauben auf, dass die Krankheit gar nicht existiert oder die Pandemie von höheren Mächten inszeniert wurde", meint Dr. Matthias A., einer der Ärzte, mit denen wir sprechen.

Im Fall der erhöhten Coronazahlen bei Migranten müsse die Politik den Ursachen wirklich auf den Grund gehen und diese auch klar kommunizieren, anstatt die Augen zu verschließen. Nur so könne man den Kampf gegen die Pandemie dauerhaft gewinnen.

Bewusste Entscheidungen

"Es liegt nicht daran, dass sich die Leute keine Maske leisten könnten oder mit zu vielen anderen zusammenleben müssen. 95 Prozent davon haben eigene Wohnungen, Schutzmasken kosten nicht die Welt und sind, beispielsweise über die Tafeln, sogar kostenlos zu erhalten." Aufgeklärt seien, nach einem Jahr weltweiter Pandemie, ebenfalls alle. "Viele von denen, die erkranken, haben sich schlicht und einfach bewusst nicht an die Regeln gehalten." In schā' Allāh – Gott wird es richten, bekäme er häufig als Antwort darauf, warum sich die Menschen nicht an die vorgegebenen Maßnahmen und Corona-Beschränkungen hielten.

Solange das jedoch ein Tabuthema sei, könne sich daran nichts ändern. "Es ist in vielerlei Hinsicht schade. Diejenigen, die helfen wollen, werden als Nazis beschimpft anstatt angehört, und diejenigen, die aufgrund falscher Moralvorstellungen nicht auf ein Fehlverhalten angesprochen werden, sterben weiter in den Krankenhäusern der Republik."  (le) +++


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