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Erfinderisch muss man sein! Familienbetrieb Stockehof heizt mit Kuhfladen
11.02.22 - Innovativer Erfindergeist auf dem Stockehof in Großenlüder-Bimbach (Kreis Fulda): Mit einer einzigartigen Form der Heizung hat der langjährige Familienbetrieb wohl Geschichte geschrieben. Mit zwei Freunden aus Bimbach, die als Anlagentechniker tätig sind, entstand aus einer Bierlaune heraus eine ganz besondere Idee: Die Landwirte haben in ihrem Stall eine sogenannte Kuhfladenheizung installiert.
Seit 1988 wurde der Familienbetrieb immer mehr auf Mutterkuhhaltung ausgerichtet. Des Weiteren bewirten Martin und Lukas Stock auch Grün- und Ackerland. Beim Neubau des Mutterkuhstalls für rund 70 Kühe und Kälber in 2019 legte der Betrieb den Fokus darauf, den Stall möglichst energieeffizient zu gestalten. "Ich habe damals mit zwei Freunden bei einem Bierchen zusammen gesessen, als uns die Idee kam, dass der Mist der Tiere nicht nur als Dünger, sondern auch als Energiequelle dienen könnte. Die Hinterlassenschaften der Tiere besitzen eine Temperatur von etwa 37 Grad - das muss man doch irgendwie nutzen", so Stock. Nach längeren Planungen brachten die Freunde das Ganze zu Papier. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt funktioniert, stand bei 50/50. "Wir hatten wirklich keine Gewissheit, ob es klappt. Wenn nicht, wäre das Geld quasi einbetoniert gewesen", so der Landwirt. Für das Projekt wurden 600 Meter Schlauch in den Stallboden einbetoniert.
Doch wie funktioniert das besondere Konzept? Ähnlich wie bei einer Fußbodenheizung fließt das Wasser durch die Schläuche. Das durch den Stallmist und den Gärprozess erwärmte Wasser heizt dann die angrenzenden Räume. Eine Pumpe fördert dabei das Wasser im Kreislauf. Das ist vor allem im Winter wichtig, damit die verbaute Technik nicht auffriert. "Im Technikraum sitzt die Pumpe, die warmes Wasser aus dem Stall herpumpt. Die Wärme wird dann entzogen und unsere Räume werden warm", so Stock.
Die ersten Betriebswochen verliefen auch für Vater Martin Stock spannend: "Das Verrückte war, dass sich in den ersten vier Wochen kaum etwas getan hatte. Innerhalb von acht Tagen ging es dann plötzlich los und wir konnten die Betriebsräume mit etwa 25 Grad Wärme heizen", freut sich der Landwirt. Die 4.000 Euro Investition haben sich damit also schon mal gelohnt. "Wir sparen durch die Heizung pro Jahr etwa 1000 Euro, heißt, das Projekt hat sich nach vier Jahren schon komplett ausgezahlt. Man könnte, wenn man das Ganze größer aufzieht, sicherlich auch ein gesamtes Wohnhaus heizen", meint Lukas Stock.
Der Familienbetrieb kann so auf nachhaltige Weise die Abwärme des Mistes nutzen, ohne auf fossile Brennstoffe zurückgreifen zu müssen. Zusätzlich gelangt der Mist im Anschluss in die Biogasanlage. Des Weiteren ist eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stalls installiert. Der Strombedarf des Stalls kann somit weitestgehend selbst erzeugt werden. Energieeffizient, innovativ und nachhaltig - Grüner gehts nicht. (Lea Hohmann) +++