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Mahnwache für Frieden und Freiheit: "Angriff auf unsere europäischen Werte"
27.02.22 - Sie bangt um ihre Familie, wie so viele andere Betroffene. Ukrainerin Melisa Yakymchuck ist seit zweieinhalb Jahren in Deutschland. Der Schock und die Angst sitzen tief seit dem Angriff auf ihr Heimatland. Die 20-Jährige ist eine der fast 450 Teilnehmer der Mahnwache auf dem Platz Unterm Heilig Kreuz vor der Fuldaer Stadtpfarrkirche. Gemeinsam setzten sie am Samstagmittag ein Zeichen gegen den Krieg. "Ich bin wirklich überrascht, dass so viele Menschen gekommen sind. Ich bin hier vor Ort, um meine Heimat zu unterstützen. Meine Familie wohnt in Winnyzja", erklärt Yakuymchuck gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
Winnyzja liegt in der Mitte der Ukraine. Die Gefahr ist jetzt schon präsent. "In unserer Stadt gehen mehrmals die Sirenen, meine Familie muss sich im Keller aufhalten. Einmal ist bereits eine Rakete über unsere Stadt geflogen, meine Familie schläft kaum noch die Nächte durch. Die Koffer sind gepackt, falls es schlimmer werden sollte." Auch ihr 30-jähriger Bruder befindet sich in der Heimat. "Wahrscheinlich muss er dann in den Krieg ziehen, um sein Land zu schützen - das will er auch, aber das bereitet mir große Angst. Normalität gibt es aktuell für mich nicht", so Yakuymchuck. Dass Menschen mit russischen Wurzeln ihr Mitgefühl auf der Mahnwache zeigten, habe ihr Kraft gegeben. "Ich weiß es sehr zu schätzen, dass auch Russen anwesend sind. Wir sind wie Brüder und keine Feinde. Alle wollen doch nur den Frieden."
Fulda setzt ein Zeichen
Der Konsens der Veranstaltung ist klar und eindeutig gewesen. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) brachte es auf den Punkt: "Die Mahnwache ist ein Zeichen, um für Freiheit, Demokratie und Frieden einzustehen und unser Mitgefühl für die Menschen in der Ukraine zu bekunden", und er fügte hinzu: "Für diesen Akt der Aggression ist Putin und sein Regime verantwortlich. Es ist damit nicht nur ein Angriff auf die Ukraine, sondern ein Angriff auf unsere europäischen Werte, auf unsere Vorstellung von einem friedlichen Miteinander." Die Gedanken seien in diesen Stunden vor allem bei den Opfern. Auch hier in unserer Region würden viele um ihre Freunde und Angehörige bangen. Angst und Verunsicherung mache sich bei den Betroffenen breit. "Das Ausmaß des Ganzen kennen wir noch nicht, doch wir sollten nicht Stunden und Tage gleichgültig an uns vorüberziehen lassen, sondern weiterhin für unsere Werte einstehen."
"Frieden in Europa in Gefahr"
MdB Michael Brand (CDU) richtete ebenfalls einige Worte an das Publikum: "Es ist ein Tag, wo Fulda Flagge zeigt, ein Zeichen setzt - und das fraktionsübergreifend. Wir verteidigen heute mit Worten, die Ukraine mit Waffen - die Menschen dort haben ein Recht auf Leben. Niemand hat das Recht, die Freiheit und die Selbstbestimmung der Ukrainer infrage zu stellen." Dem stimmte MdB Jürgen Lenders (FDP) zu und sah die Mahnwache als wichtiges "Signal der Solidarität", genauso wie MdL Sabine Waschke (SPD) und MdL Silvia Brünnel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN).
Am Ende folgte ein ökumenisches Gebet mit Stadtpfarrer Stefan Buß, Pfarrer Stefan Bürger und Dekan Bengt Seeberg. (mkr) +++