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Bätzing: "Der Synodale Weg ist auf Dauer gestellt und keine Eintagsfliege"
27.09.22 - Bis einschließlich Donnerstag findet in Fulda die traditionelle Herbst-Vollversammlung der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz statt. An ihr nehmen diesmal 67 Mitglieder unter Leitung ihres Vorsitzenden, Bischof Dr. Georg Bätzing, teil. Coronabedingt tagen die Bischöfe, darunter auch Fuldas Oberhirte Dr. Michael Gerber, erneut im Stadtschloss von Fulda. Hier wurden Sie am späten Nachmittag von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld willkommen geheißen. Auf dem Weg zu den Beratungen wurden sie begleitet von Demonstranten mit den unterschiedlichsten Anliegen - vorgebracht auf Plakaten und Schildern.
Schwerpunkte der Beratungen sind besonders die Fortführung des Synodalen Weges und die Vorbereitung des so genannten Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe im November in Rom. Außerdem wird sich die Vollversammlung mit einer Bilanz der Unterstützung für die Flutkatastrophe 2021 sowie damit verbundenen Fragen der Notfallseelsorge befassen.
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Beratungen ist die Neuordnung des Themenbereichs sexueller Missbrauch an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen. Damit hängt auch zusammen, dass der bisherige Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs, Bischof Dr. Stephan Ackermann, angekündigt hat, nach zwölf Jahren die Aufgabe abgeben zu wollen.
Bischof Bätzing unterstrich bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Beratungen am Montagnachmittag in Fulda: "Bischof Ackermann gebührt hoher Respekt für seine Tätigkeit in einer solch enormen Drucksituation". Nun komme es darauf an, in eine neue Phase der Aufarbeitung einzutreten, die Verantwortlichkeit auf breitere Schultern zu verteilen und Betroffene noch stärker einzubeziehen. Bätzing: "Mit dem großen Thema des Missbrauchs werden wir uns weiter befassen". Ergänzend dazu Dr. Beate Gilles, die Generalsekretärin der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz: "Die Vielfalt der Missbrauchsstudien ist schwer zu ertragen. Wir müssen diesen Weg weitergehen."
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Gegenüber dem Bayerischen Rundfunk hatte sich Bischof Bätzing am Montag vor dem Beginn der Herbstvollversammlung kämpferisch gegenüber Kritikern des Synodalen Weges gezeigt: "Wir dürfen uns nicht durch die aufhalten lassen, die einfach alles blockieren", sagte der Limburger Oberhirte. Die große Mehrheit der deutschen Bischöfe wolle Reformen, nur eine Minderheit sei dagegen – deren Haltung stimme aber nicht "mit der Wahrnehmung des Gottesvolks" überein. "Wir sind kein zerstrittener Haufen", so Bätzing. Und auch in Fulda formulierte er, dass am Prozess des Synodalen Weges festgehalten werde, da dieser unumkehrbar sei. Dies solle im November auch in Rom deutlich gemacht werden.
Als Kirche den Neuanfang wagen
Wörtlich sagte der Bischof: "Der Synodale Weg ist auf Dauer gestellt und keine Eintagsfliege". Unter den Bischöfen gebe es eine sehr deutliche Dreiviertel-Mehrheit, die klar sagt, es braucht Reformen". Es gehe darum, neue Ansätze zu wagen, so Bätzing. Reformen dürften auch vor der Kirche nicht Halt machen, zumal die katholische Kirche in Deutschland angesichts der zahlreichen Krisen einen Neuanfang wagen wolle und müsse. Dabei sollte man sich nicht von der Ablehnung des Grundtextes für eine Erneuerung der Sexualmoral bei der vergangenen Synodalversammlung durch die Bischöfe in Frankfurt/Main blenden lassen. Dies hatte große Aufregung und Enttäuschung hervorgerufen.
Der Dissens um den Synodalen Weg innerhalb der Bischofskonferenz sei indes nichts Neues, Differenzen gebe es bei den unterschiedlichsten Themen sei Langem. Wichtig sei, dass die Bischöfe sich einander annäherten und nicht unversöhnlich immer nur mit "Nein" stimmten. Bei dem erwähnten Ad-limina-Besuch im Vatikan im November, dem ersten seit sieben Jahren, werde man die Situation der Kirche in Deutschland ungeschönt darstellen und in den Gesprächen die Anliegen und Beschlüsse des Synodalen Wegs einbringen.
Rechtsruck, Ukraine und Zeitgeist
Ein Punkt, der Bätzing sehr beschäftigt, ist zum einen der andauernde Ukraine-Krieg: Dieser offenbare immer mehr seine Schrecken, und "Kriegstreiber" Wladimir Putin zeige zugleich immer mehr, wie weit er zu gehen bereit sei. Die katholische Kirche stehe weiter fest an der Seite der Menschen in der Ukraine.
Große Sorgen bereitet ihm auch der Rechtsruck nach der jüngsten Parlamentswahl in Italien. Im Zusammenhang mit der Kritik, die katholische Kirche renne dem viel zitierten "Zeitgeist" hinterher, betonte der Limburger Bischof: "Wir müssen uns fragen, was eigentlich dieser ,Zeitgeist' ist": Ist das überhaupt noch Liberalität, Diversität, Pluralität, der wir uns annähern müssen als Kirche, oder sind es nicht genau andere Zeichen, die heute für einen Zeitgeist stehen, dem wir gewaltig wehren müssen?". Und er nannte autoritäres Verhalten, autokratisches Regieren, Demokratie-Kritik bis hin zur Demokratiefeindlichkeit. "Das ist doch scheinbar der Zeitgeist, der heute aufkommt. Und wenn ich so manche Stimme aus Rom höre, dann glaube ich, sie sollten sich um diesen Zeitgeist einmal kümmern".
Grußwort des Nuntius
In einem Grußwort hat sich Erzbischof Dr. Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Deutschland, an die in Fulda versammelten Bischöfe gewandt. Synodalität, Kollegialität und Gemeinschaft waren dabei die Merkmale, und unter anderem hieß es, dass die Kollegialität "die Einheit der Glieder des ganzen Episkopates mit dem Bischof von Rom" brauche. (Bertram Lenz) +++
Kommentar zur Neuordnung der Pfarreien im Bistum Fulda: